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Bedürfnispyramide nach Maslow: Was du als Projektleiter wissen musst

Bedürfnispyramide nach Maslow: Was du als Projektleiter wissen musst

Auf den Punkt gebracht

Die Bedürfnispyramide nach Maslow ist eines der ältesten Modelle, das menschliche Bedürfnisse und Motivation beschreibt. Das Modell unterscheidet in Physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, Soziale Bedürfnisse, Achtungsbedürfnisse und Selbstverwirklichung.

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Was motiviert dich? Ist es vielleicht Geld, Status, der Wunsch nach Anerkennung? Oder ziehst du deine Befriedigung aus herausfordernden Aufgaben?

Bestimmt hast du schon einmal von Maslows Bedürfnispyramide gehört. Dieses Modell versucht auf einfache Weise, die Grundmotivationen von Menschen zu erklären. Warum ist das so wichtig? Weil es Projektmanagern und Vorgesetzten allgemein dabei hilft, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Mitarbeiter zufrieden und motiviert sind.

In diesem Artikel lernst du die Grundlagen des Modells kennen und erfährst, wie es auf das Projektmanagement angewendet werden kann.

Achtung:
Dieser Artikel beschreibt die Bedürfnispyramide nach Maslow in erster Linie anhand von Beispielen aus dem beruflichen Umfeld und konkret dem Projektmanagement. Das Modell ist allerdings universell einsetzbar und gilt selbstverständlich ebenso für unser Privatleben.

Was ist die Bedürfnispyramide nach Maslow?

Die Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow ist ein Modell, das menschliche Bedürfnisse und Motivationen beschreibt. Das Modell geht davon aus, dass die menschlichen Bedürfnisse hierarchisch angeordnet sind. Wenn eine Ebene erfüllt ist, treten neue Bedürfnisse einer höheren Ebene in den Vordergrund. Maslow hat das Modell in den 1940iger Jahren entwickelt.

Oft wird diese Bedürfnishierarchie in Form einer solchen Pyramide dargestellt:

Bedürfnispyramide

Achtung:
Abraham Maslow hat sein Modell nie in Form einer Pyramide dargestellt. Diese ist auch eine grobe Vereinfachung seines Modells, die zu einigen Missverständnisse führt. Siehe unten: Gegenbeispiele: Wenn Maslow nicht funktioniert

Die Ebenen der Bedürfnispyramide

Physiologische Bedürfnisse

Auf der untersten Ebene der Bedürfnispyramide nach Maslow findest du die grundlegenden und essenziellen Bedürfnisse, wie Nahrung, Schlaf, körperliche Unversehrtheit. Sind diese nicht erfüllt, machen sie sich stark auf einer körperlichen Ebene bemerkbar und lassen andere Bedürfnisse in den Hintergrund treten.

Dieser Mechanismus ist sicher evolutionstechnisch zu begründen: Hat einer unserer Vorfahren nicht auf seine körperlichen Grundbedürfnisse und Gefahren geachtet und stattdessen lieber in den blauen Himmel geschaut, hatte er sicher kaum Chancen zu überleben.

Sicherheitsbedürfnisse

Geht es dem Körper gut, dann gewinnt die Ebene darüber an Bedeutung: das Bedürfnis nach Sicherheit.

Die Freiheit von Angst, sowie der Wunsch nach Sicherheit und Stabilität gehören zu diesen Sicherheitsbedürfnissen. Im Arbeitsleben sind Faktoren wie Kündigungsschutz, sicherer Arbeitsplatz, Stabilität und Verlässlichkeit von Kollegen und Chefs von Bedeutung.

Zugehörigkeitsbedürfnisse / Soziale Bedürfnisse

Menschen haben einen starken Drang nach Beziehungen zu anderen Menschen und Zuneigung. Hier dreht sich alles um die Gruppe, das Team und die Familie. Auch hier hilft ein Blick zurück in die Vergangenheit: Unsere Urahnen in der Savanne konnten als Einzelkämpfer kaum überleben – Teil einer Gruppe zu sein, war essenziell.

Im Arbeitsleben beziehen sich die Bedürfnisse von Maslows Bedürfnispyramide auf Teamarbeit und Kommunikation. Wird ein Mitarbeiter durch das Team oder sogar den Vorgesetzten ausgegrenzt, dann wird das nichts mit der Motivation und guten Leistungen. Oder auch weniger dramatisch: Jeder muss seinen Platz in der Gruppe haben, angekommen sein und sich akzeptiert fühlen. Genau aus diesem Grund ist auch Teambuilding so wichtig!

Individualbedürfnisse

Das Stichwort dieser Ebene: Achtung. Wie werde ich von anderen wahrgenommen? Wie werde ich geachtet?

Anerkennung, Wertschätzung, Macht, Stärke, hohe Bezahlung und Statussymbole sind Bedürfnisse, die auf dieser Ebene in der Arbeitswelt von Bedeutung sind.

Selbstverwirklichung

Wenn die unteren vier Ebenen der Bedürfnispyramide nach Maslow halbwegs gesichert sind, dann machen sich Menschen Gedanken um ihre Entfaltung, Kreativität und um das Ausschöpfen ihrer Potentiale. Wir wirst du zum Beispiel ein besserer Projektleiter, ein besserer Vater oder eine bessere Mutter?

Bedürfnisse auf dieser Ebene liegen in dem Wunsch, das eigene Potenzial voll auszuschöpfen und sinnstiftend zu arbeiten.

Beispiele für die Bedürfnispyramide

Die Ebenen kennst du nun – betrachten wir zwei Beispiele:

Beispiel 1:
Einem Mitarbeiter werden mehr Freiheiten und Handlungsspielraum eingeräumt, er bekommt mehr Verantwortung. Normalerweise hätte ihn das wirklich gefreut: Genau darauf hat er schon ewig hingearbeitet – das ist eines seiner Bedürfnisse. Trotzdem freut er sich kaum: Sein Arbeitgeber steckt in einer großen Krise. Keiner weiß, ob und wie es weitergeht. Das Bedürfnis von Verantwortung mag nach wie vor vorhanden sein, aber für den Moment spielt es für ihn keine Rolle – Sicherheit ist sein großer Wunsch.

Beispiel 2:
Stell dir vor, du triffst auf dem Flur zufällig deinen Kollegen und gehst begeistert auf ihn zu: „Ich hab endlich das Antwortschreiben von der Konzernleitung, die wollen uns –“ Doch der Kollege hört gar nicht zu: „Später!!“, presst er nur heraus und humpelt mit zusammengekniffenen Beinen in Richtung Toilette. Hier siehst du schön zwei verschiedene Bedürfnisse: Auf der einen Seite die volle Blase und auf der anderen die wichtige Information, auf die er schon lange wartet. Keine Frage: In so einer Situation gewinnt eindeutig die volle Blase als physiologisches Grundbedürfnis.

Du siehst: Sobald die Bedürfnisse auf den unteren Ebenen nicht erfüllt sind, sind die der oberen Ebenen plötzlich weniger wichtig. Aber ist das immer so? Nein: Ist es nicht. Schauen wir uns ein paar Gegenbeispiele an.

Gegenbeispiele: Wenn Maslow nicht funktioniert

Nicht immer ist die Reihenfolge und Hierarchie der Ebenen so klar gegeben. Beispiele gefällig? Schaue mal hier:

Beispiel 1:
Frederike hat ihren sicheren Job als Verwaltungsangestellte aufgegeben, um sich mit ihrer Malerei als Künstlerin durchzuschlagen. Sicherheit aufgeben, um sich selbst zu verwirklichen? Passt das zu Maslow?

Beispiel 2:
Frank hat absolut kein Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Auch Status, Macht und Anerkennung interessieren ihn wenig – und das, obwohl alle unteren Ebenen der Pyramide gut erfüllt sind. Er ist zufrieden mit dem, was er hat. Sollte er nicht automatisch weitere Bedürfnisse haben?

Beispiel 3:
Ein Extremsportler gibt waghalsig seine Sicherheit auf, nur um im Rampenlicht zu stehen und bewundert zu werden.

Sind diese Beispiele also ein Beweis, dass die Bedürfnispyramide nach Maslow nicht funktioniert? Nicht ganz: Maslow selbst hat sein Modell nie als starre Pyramide gezeichnet. Bei ihm gab es keine scharf abgegrenzten Ebenen, bei denen immer die untere komplett erfüllt sein muss, bevor die darüber eine Rolle spielt.

Im Gegenteil: Maslow selbst widersprach sogar deutlich dem schrittweisen Hochklettern auf die Pyramide:

„(…) ‚If one need is satisfied, then another emerges.‘ This statement might give the false impression that a need must be satisfied 100 per cent before the next need emerges.”

Abraham Maslow: A Theory of Human Motivation, 1943

Wenn ein Bedürfnis erfüllt ist, so taucht ein anderes auf: Diese Aussage könnte den falschen Eindruck erzeugen, dass ein Bedürfnis zu 100 Prozent erfüllt sein muss, bevor das nächste entsteht.

Das heißt für uns: Das Modell ist viel weicher gemeint, als es uns die Pyramide vorgaukelt – die kam ja auch erst in den 1970ern auf.

Kritik an der Bedürfnispyramide nach Maslow

Wie bei allen Modellen gibt es jede Menge Kritik – und so auch hier. Besonders wird häufig auf die Vereinfachung eingegangen: Kann menschliches Verhalten wirklich in einem so einfach strukturierten Modell abgebildet werden?

Weithin hat Maslow seine Untersuchungen und Befragungen an sehr kleinen Gruppen vorgenommen, zum Teil handverlesenen Menschen. Maslow hat sich beispielsweise in vielen Studien vor allem auf die bekannten und erfolgreichen Menschen seiner Zeit konzentriert, darunter Einstein und Eleanor Roosevelt. Das Ergebnis: Es wurde kein Querschnitt der Gesellschaft betrachtet, sondern ein sehr enger Kulturkreis und in der damaligen Zeit verankert.

Weitere Kritikpunkte:

  • Die Ebenen lassen sich nicht eindeutig und scharf voneinander trennen. Menschen funktionieren unterschiedlichen und würden ihre unterschiedlichen Bedürfnisse in jeweils verschiedene Schubladen einsortieren.
  • Die Anwendbarkeit der Ebenen hängt stark von den individuellen Möglichkeiten des Einzelnen ab.
  • Oft wird die Hierarchie generell infrage gestellt: Bei manchen Menschen mag eine höhere Ebene deutlich stärker ausgeprägt sein als eine untere, Reihenfolgen scheinen umgekehrt zu werden – siehe die Beispiele oben.
  • Die Bedürfnispyramide passt nicht zu allen Kulturkreisen.

Bei aller Kritik – vielleicht hilft dir auch folgender Denkansatz: Maslow’s Modell ist eben genau dies – ein Modell. Theoretische Modelle vereinfachen immer und sind selten auf jeden Einzelnen hundertprozentig anwendbar. Trotzdem bieten sie Denkanstöße und Erklärungsversuche. Ziehe dir einfach die Informationen heraus, die dir sinnvoll erscheinen.

Die Bedürfnispyramide im Projektmanagement

Die in der allgemeinen Maslowschen Bedürfnispyramide genannten Bedürfnisse können auch konkret auf Projekte und Projektmitarbeiter übertragen werden. Die Ebenen sind die gleichen – die Inhalte speziell auf Projekte angepasst.

Die nächsten beiden Abschnitte beantworten zwei Fragen:

  • Welche Bedürfnisse hat ein Projektmitarbeiter?
  • Und was braucht ein Projekt, um gut zu funktionieren?

Ebenen für Projektmitarbeiter

Die folgenden Bedürfnisse gelten genau genommen nicht nur für Teammitglieder in Projekten, sondern generell für Mitarbeiter. In der Tabelle findest du jeweils die Bedürfnisebene und eine Erläuterung, wie sich diese im Arbeitsalltag auswirken:

Physiologische BedürfnisseGrundlegende Anforderungen an die Arbeitsumgebung: Ergonomie, gute Möglichkeiten zur Pausengestaltung, etc.
SicherheitsbedürfnisseElementare Sicherheit, Arbeitssicherheit, Gehalt. Aber auch: Verlässlichkeit der Kollegen und des Projektleiters und das Vorhandensein von passenden Werkzeugen zur Erfüllung der Aufgaben
Soziale BedürfnisseRegelmäßiger Austausch mit Team-Mitgliedern und Vorgesetzten, regelmäßige Meetings, Feiern von gemeinsamen Erfolgen, angenehme Arbeitsatmosphäre
AchtungsbedürfnisseWertschätzung für erledigte Aufgaben, Gefühl der eigenen Wichtigkeit für das Projekt
SelbstverwirklichungBerücksichtigung der individuellen Ziele beim Zuweisen von Aufgaben, Fördern von Entwicklung und Wachstum des einzelnen Mitarbeiters

Wie in der allgemeinen Bedürfnispyramide sollte auch hier darauf geachtet werden, die Basisbedürfnisse sicherzustellen. Schaffe als Projektleiter Rahmenbedingungen, die es dem Mitarbeiter ermöglichen, auch die höheren Ebenen der Pyramide zu erreichen – das erhöht sowohl Motivation als auch Loyalität.

Erreicht ein Mitarbeiter sogar die höchste Ebene der Selbstverwirklichung, so wird er sich persönlich zu 100% mit den Zielen seiner Aufgaben im Projekt identifizieren. Zugegeben: Dies ist ein Idealzustand, der in der Regel nicht oder meist nicht vollständig zu erreichen ist. Doch auch wenn der Idealzustand unerreicht bleibt: Auch kleine Schritte in diese Richtung helfen dem Mitarbeiter und dem Projekt.

Ebenen für das Projekt

In der zweiten Herangehensweise betrachten wir nicht den Mitarbeiter als Einzelnen, sondern das gesamte Projekt. Welche Bedürfnisse hat das Projekt an sein Umfeld, um „funktionieren“ zu können?

Physiologische BedürfnisseBedarf an Budgets, Personal, Zeit und Sachressourcen
Sicherheitsbedürfnisse
Bedürfnis nach stabilen Anforderungen, sicheren Arbeitsbedingungen, reibungslosen Prozessen und Unabhängigkeit von Umstrukturierungen
Soziale BedürfnisseBedürfnis, gemeinsam mit anderen Projekten einen positiven Beitrag zum Unternehmenserfolg zu leisten
AchtungsbedürfnisseBedürfnis nach einer robusten Planung und Ausführung und herausfordernden Zielen; Bedürfnis nach Prestige
SelbstverwirklichungPünktlicher Abschluss des Projekts innerhalb des Budgets; Ausnutzen von Chancen und Lieferung von zusätzlichen Features ohne Zusatzkosten

Was solltest du daraus mitnehmen? Wann immer es irgendwo knirscht und nicht ganz rund läuft: Frage dich, ob die einzelnen Ebenen der Pyramide erfüllt sind und steuere wenn nötig gegen.

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Fazit

Trotz aller Kritik: Die Bedürfnispyramide nach Maslow ist ein leicht verständliches Modell, das menschliche Bedürfnisse und Motivation erklärt. Es lässt sich leicht auf ganze Projekte sowie einzelne Projektmitarbeiter anwenden. Projektleiter und Geschäftsführung sollten auf die Erfüllung der Bedürfnisse achten – es wird sich positiv in der Stimmung im Team und in den Leistungen niederschlagen.

2 Kommentare zu „Bedürfnispyramide nach Maslow: Was du als Projektleiter wissen musst“

  1. Avatar-Foto
    rosita.nguyen.72@gmail.com

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    eine sehr interessante Thematik.
    Ich danke Ihnen sehr.
    MFG
    R. Nguyen

  2. Avatar-Foto

    Liebe Andrea, das war wieder einmal ein schöner und sehr alltagstauglicher Beitrag von Dir. Auch wenn ich diese Maslow’sche Pyramide schon seit vielen Jahren kenne (und im Bereich Kommunikations-Training nutze), hat mir gerade die ausführliche Umsetzung auf das Thema Projektmanagement gut gefallen.Danke !

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