Kurzfassung für Eilige:
Soft Skills sind Fähigkeiten oder Eigenschaften, die im Gegensatz zu Hard Skills (Fachwissen, Berufsabschlüsse) nicht klar messbar sind. Sie werden unterteilt in persönliche Kompetenzen (wie Geduld oder Motivation), soziale Kompetenzen (wie Teamfähigkeit oder Konfliktfähigkeit) und methodische Kompetenzen (wie Problemlösungsfähigkeit oder Zeitmanagement).
Stell dir vor, du bist Abteilungsleiter und auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Es haben sich unglaublich viele Bewerber auf deine Stellenausschreibung gemeldet, die du nach langem Sondieren auf drei Kandidaten eingeengt hast. Doch was jetzt? Auf dem Papier haben sie alle die gleichen Qualifikationen. Ein Vorstellungsgespräch muss her.
Der erste Bewerber kommt zehn Minuten zu spät, die anderen beiden nehmen sich nicht viel. Nach welchen Kriterien sollst du nun entscheiden? Rein nach Sympathie? Berufserfahrung? Oder solltest du ganz einfach würfeln?
Fakt ist: Vermutlich wirst du am Ende denjenigen einstellen, der auf dich vertrauenswürdig, motiviert und zuverlässig wirkt – und damit haben die Soft Skills gewonnen.
Was sind Soft Skills?
Der Name ist Programm: Soft Skills bedeutet wörtlich übersetzt nichts anderes als „weiche Fähigkeiten“. Warum weich? Ganz einfach: Weil Soft Skills nicht anhand von Prüfungen, Zeugnissen oder Abschlüssen gemessen werden können. Schau dir folgende Definition an:
Soft Skills (weiche Fähigkeiten) ergänzen im Management sogenannte Hard Skills (harte Fähigkeiten) wie Fach- und Methodenkompetenz.
Gabler Wirtschaftslexikon
Wichtig: Nur weil eine Fähigkeit als „weich“ bezeichnet wird, ist sie noch lange nicht unwichtig – im Gegenteil. Schau dir folgendes Beispiel an:
Beispiel:
Tanja ist promovierte Chemikerin, bildet sich ständig weiter und gilt als hochrangige Expertin in ihrem Gebiet. Als sie zur Leiterin eines Großprojekts ernannt wird, stellt sich schnell heraus: Tanja mag fachlich herausragend sein – nur kann sie leider kaum mit anderen zusammenarbeiten. Sie drückt sich undeutlich aus, arbeitet gern für sich, ist extrem schüchtern und wird schnell ungehalten, wenn Mitarbeiter nicht sofort verstehen, wovon sie spricht. Obwohl ein hoch motiviertes Team am Start ist, funktioniert das Projekt nicht – es hapert ganz einfach an Tanjas Soft Skills.
Du siehst: Fehlende „weiche Fähigkeiten“ können es sowohl Einzelpersonen als auch Teams und ganzen Unternehmen ganz schön schwer machen. Schauen wir noch einmal genauer hin, was Soft Skills ausmacht:
- Sie zeigen sich besonders deutlich im Umgang mit anderen Menschen.
- Sie werden sichtbar, wenn das Verhalten einer Person beobachtet wird.
- Sie sind teilweise subjektiv und können nur schwer anhand von harten Kriterien überprüft werden.
- Sie sind häufig Teil des Charakters einer Person.
- Sie entstehen oft durch Lebenserfahrung, nicht durch gezieltes Lernen.
So richtig griffig findest du den Begriff „Soft Skills“ noch nicht? Dann hilft mit hoher Wahrscheinlichkeit die Abgrenzung zu einem anderen Begriff: den Hard Skills.
Soft Skills und Hard Skills
Im Berufsleben werden die Fähigkeiten eines Mitarbeiters in zwei Kategorien eingeteilt:
- Mit Hard Skills (harte Fähigkeiten) weist ein Mitarbeiter nach, ob er sich in einem bestimmten Themengebiet auskennt, Verständnis dafür hat und Erfahrungen mitbringt.
- Soft Skills (weihe Fähigkeiten) zeigen sich hingegen vorrangig in den charakterlichen Eigenschaften und dem Verhalten des Mitarbeiters, vor allem wenn er mit anderen zusammenarbeitet.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Unterschiede zwischen Soft- und Hard Skills:
Hard Skills | Soft Skills |
---|---|
Eigenschaften: Harte, berufsspezifische Faktoren Werden durch Ausbildung, Studium oder Weiterbildung vermittelt Objektiv messbar durch Zertifikate oder Zeugnisse Ständig im Wandel, müssen aktuell sein | Eigenschaften: Fachübergreifende oder über Fachliches hinausgehende Faktoren Schwieriger zu erlernen Schwer zu messen Beständig durch das gesamte Berufsleben |
Beispiele: Projektmanagement-Zertifizierung nach IPMA® Level D, Busführerschein Klasse D, langjährige Erfahrung mit Datenbank-Administration | Beispiele: Robustes Selbstmanagement, stark ausgeprägter Ehrgeiz, Empathie |
Wie wichtig sind Soft Skills?
Sagen wir es mal so: Wenn zwei Bewerber die gleichen fachlichen Qualifikationen besitzen, dann entscheiden oftmals die Soft Skills. Oder würdest du dich für denjenigen entscheiden, der weniger selbstsicher auftritt, wenig kreativ ist oder unzuverlässig?
Es kommt sogar noch schlimmer: Selbst wenn ein Bewerber nicht über die nötigen fachlichen Qualifikationen verfügt, könnte er einen begehrten Job bekommen. Warum? Weil sich Fachwissen im Gegensatz zu Soft Skills vergleichsweise einfach aneignen lässt.
Gemäß der Untersuchung The Future of Work 2021 der Jobbörse Monster sehen folgende vier Fähigkeiten ganz oben auf der Liste wichtiger Qualifikationen – und das branchenübergreifend:
- Verlässlichkeit: Pünktliches Erscheinen, Erledigung der übertragenen Aufgaben, keine übermäßigen Pausen während der Arbeit
- Teamarbeit/Kollaboration: Gute Zusammenarbeit mit anderen im Team und im Unternehmen insgesamt.
- Problemlösungsfähigkeit: Die Fähigkeit, bei beruflichen Herausforderungen einfallsreich zu sein und sie ohne Hilfe zu lösen.
- Flexibilität: Bereitschaft, neue Aufgaben zu übernehmen oder neue Arbeitsmethoden anzuwenden.
Wichtig:
Welche Soft Skills besonders wichtig sind, hängt auch von der Berufsgruppe ab. Bei einem Erzieher sind vermutlich Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen und Durchsetzungsvermögen besonders wichtig, während bei einer Software-Entwicklerin analytisches Denken und Flexibilität im Vordergrund stehen.
Die wichtigsten Soft Skills im Überblick
Du suchst eine finale Liste aller Soft Skills? Das wird schwierig, schließlich gibt es keine eindeutige Definition. Folgende Einteilung in drei Kategorien hat sich bewährt:
Persönliche Kompetenzen: Hier dreht sich alles um den Umgang mit sich selbst. Zu diesen Skills gehört zum Beispiel Motivation oder Geduld.
Soziale Kompetenzen: Wie geht ein Mensch mit anderen Menschen um? Skills wie Teamfähigkeit und Empathie werden in diese Gruppe einsortiert.
Methodische Kompetenzen: Auch wenn Soft Skills eher weiche Faktoren sind, geht es zum um das Beherrschen von Techniken, beispielsweise zum Lösen von Problemen. Methodische Kompetenzen bringen dich weiter und helfen dabei, dir Hard Skills anzueignen.
Wichtig:
Die drei Gruppen existieren nicht losgelöst voneinander. Ohne Geduld (persönliche Kompetenz) fällt es zum Beispiel schwer, neue methodische Kompetenzen zu erlernen. Falls du über wenig Vertrauenswürdigkeit verfügst (persönliche Kompetenz), wird es dir auch schwerfallen, ein guter Teamplayer zu sein (soziale Kompetenzen).
Die folgende Tabelle zeigt eine umfassende Übersicht mit Soft Skills:
Persönliche Kompetenzen | Selbstvertrauen Selbstdisziplin Selbstreflexion Engagement Motivation Persönliches Auftreten Neugier Charisma Belastbarkeit Eigenverantwortung Anpassungsfähigkeit Zuverlässigkeit | Zielorientierung Vertrauenswürdigkeit Verantwortungsbewusstsein Selbstbeherrschung Leistungsbereitschaft Flexibilität Emotionale Intelligenz Ehrgeiz Eigeninitiative Lernbereitschaft Toleranz Authentizität |
Soziale Kompetenzen | Teamfähigkeit Einfühlungsvermögen (Empathie) Menschenkenntnis Kommunikationsfähigkeit Integrationsbereitschaft Kritikfähigkeit Umgangsstil | Organisationstalent Konfliktfähigkeit Integrationsbereitschaft Durchsetzungsvermögen Interkulturelle Kompetenz Präsentationsstärke Kooperationsfähigkeit |
Methodische Kompetenzen | Präsentationstechniken Umgang mit Neuen Medien Strukturierte und zielorientierte Arbeitsweise Analytische Fähigkeiten Problemlösungskompetenz | Stressresistenz Organisationstalent Zeitmanagement Selbstmanagement |
Du findest, bestimmte Soft Skills gehören in eine andere Kategorie? Das kann gut sein! Nicht alle Eigenschaften sind eindeutig in einer Gruppe einzuordnen. Nutze die Tabelle eher als Orientierung in der langen Liste wichtiger Soft Skills.
Soft Skills trainieren
Lassen sich Soft Skills überhaupt trainieren? Klare Antwort: Ja, das geht – aber du solltest ein hohes Maß an Motivation und Geduld mitbringen, was bereits wichtige Soft Skills sind. Im Gegensatz zu fachlichen Kompetenzen geht es nicht darum, „nur“ etwas Neues zu erlernen, sondern um praktisches Umsetzen und ständiges Reflektieren. Wenn du dich weiterentwickeln möchtest, dann hat sich folgendes Vorgehen bewährt:
- Defizite erkennen: Was gelingt dir gut, woran hapert es? Wer daran denkt, sich persönlich weiterzuentwickeln, der hat meist bereits ein klares Bild von den eigenen Stärken und Schwächen.
- Ziele setzen: Wo willst du hin? Was genau möchtest du besser können? So wie bei der Formulierung von Projektzielen kommt es hier auf ein konkretes Zielbild an. Auch wenn sich Soft Skill oft schwer messen lassen, solltest du dir dein Zielbild so spezifisch wie möglich vorstellen können.
- Geeignete Maßnahmen recherchieren: Bei der Vielzahl von weichen Fähigkeiten ist eines klar: Nicht jede Kompetenz kann gleich erlernt werden. Während zum Lernen von Moderationstechniken ein Gruppenworkshop die richtige Wahl sein kann, wäre er zum Aufbau von Selbstvertrauen weniger geeignet. Prüfe, welche Formate sich für dich und dein Ziel am besten eignen: Workshops, Weiterbildungsprogramme oder vielleicht ein individuelles Coaching?
- Lernen: Um neue Fähigkeiten zu erlernen, wird Hintergrundwissen benötigt – je nach gewünschtem Skill mehr oder weniger. Sobald du theoretische Hintergründe und die Theorie verstehst, kannst du den nächsten Schritt umso wirkungsvoller angehen.
- Praktisch anwenden: Der womöglich wichtigste Schritt! Du kannst noch so viel über Empathie, Zeitmanagement oder Durchsetzungsvermögen hören – ohne praktisches Anwenden wirst du dich nicht weiterentwickeln. Je öfter du neue Denk- und Verhaltensweisen anwendest, desto mehr werden sie sich im Alltag festigen und abrufen lassen.
- Reflektieren: Neues trainieren, ohne einen näheren Blick auf das eigene Verhalten zu werfen? Das funktioniert nicht! Prüfe regelmäßig, wie die neuen Denk- und Verhaltensweisen funktionieren und wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt.
Wichtig:
Bestimmte Soft Skills lassen sich leichter trainieren als andere. Während ein Workshop zu Problemlösungstechniken schon nach wenigen Stunden neue Skills vermittelt, dauert es bei persönlichen Kompetenzen wie Selbstvertrauen oder Geduld oft deutlich länger, bis sich Effekte zeigen. Ein „ich will geduldiger werden“ ist eben mehr als eine berufsbezogene Fähigkeit.
Fazit
Egal, ob persönliche, soziale oder methodische Kompetenzen: Soft Skills sind oftmals entscheidend für den Erfolg im Beruf. Egal, ob du im Bewerbungsprozess steckst, gerade dein erstes Projekt leitest oder du dich fragst, warum es in deinen Teams immer holprig zugeht: Es lohnt sich, einen Blick auf all das zu werfen, was über die fachlichen Qualifikationen hinausgeht – bei anderen, aber auch bei dir selbst.