Auf einen Blick
Die Methode der Sechs Denkhüte nach De Bono ist eine Kreativitätsmethode, mit der ein Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln im Team betrachtet werden kann. Jeder der sechs Hüte repräsentiert mit seiner Farbe eine bestimmte Denkweise – von emotionalem, optimistischen bis hin zu kritischem Denken.
Hast du auch manchmal das Gefühl, die ganze Welt ist ein einziges Theaterstück? Zugegeben … meist ist ein solcher Vergleich wenig positiv gemeint. Vielleicht ist die Idee des Theaters aber auch für Projekte spannend – wie die hier vorgestellte Kreativitätstechnik zeigt.
Ein Beispiel zum Start:
Stell dir vor, in einem Team wird über eine komplett neue Website mit Webshop diskutiert. Herr Müller malt ständig schwarz und glaubt, die Kosten werden aus dem Ruder laufen. Frau Schneider ist ein IT-Geek und sprudelt vor Ideen zur Präsentation der Produkte. Die beiden befinden sich gedanklich und emotional in völlig anderen Welten. Vermutlich hofft Frau Schneider, dass Herr Müller endlich den Mund hält und er verzweifelt an der rosaroten Brille. Übrigens: Herr Leise sitzt auch im Meeting, kommt allerdings nicht zu Wort. Was siehst du? Die Beteiligten wollen sicher alle das Beste, dringen aber nicht zueinander durch.
Kommen dir solche Situationen bekannt vor? Das ist nicht ungewöhnlich: Wir Menschen ticken nun einmal unterschiedlich – und genau deshalb ist es manchmal sinnvoll, einen anderen Denkhut aufzusetzen.
Was sind die sechs Denkhüte?
Die sechs Denkhüte ist eine von Edward de Bono entwickelte Kreativitätstechnik, die auf der Grundidee des Rollenspiels basiert.
Die Idee: Unser Hirn arbeitet zwar gern in eingefahrenen Bahnen, kann sich jedoch auf Zuruf in andere Denkweisen begeben. Das mag sich zwar unnatürlich anfühlen, kann aber über einen begrenzten Zeitraum aufrecht erhalten werden – und zu spannenden Gedanken führen.
De Bono hat sechs Denkrichtungen identifiziert und jeder von ihnen einen Hut zugeordnet, der in einer Gruppendiskussion aufgesetzt wird:
Die sechs Denkhüte im Detail
Der weiße Hut
Zahlen, Daten, Fakten: Der weiße Hut fokussiert sich auf alle vorliegenden Daten. Analysiert, betrachtet die Tatsachen und bleibt bei der reinen Sachinformation. In der Diskussion nimmt er eine objektive Haltung ein.
Kernfrage: Welche Fakten liegen uns vor?
Der rote Hut
Emotionen: Der rote Hut nimmt eine emotionale Haltung ein, achtet auf sein Bauchgefühl, seine Intuition. Denkt auch daran, wie andere sich durch das Thema beeinflusst fühlen könnten. Gefühle wie Ängste, Sorgen, Vorlieben und Abneigungen werden näher betrachtet.
Kernfrage: Wie fühle ich und andere zu dem Thema?
Der schwarze Hut
Kritik: Der Träger des schwarzen Denkhuts betrachtet potenzielle Probleme und Gefahren, urteilt vorsichtig und kritisch. Er lässt sich nicht von Euphorie mitreißen, sondern überlegt, was schief gehen kann – und sorgt so für frühe Vorsichtsmaßnahmen.
Kernfrage: Welche Probleme können auftreten?
Der gelbe Hut
Optimismus: Der gelbe Hut schaut freudig in die Zukunft, sieht alle positiven Aspekte des Themas. Sucht Vorteile und Harmonie, betrachtet ein Best-Case-Szenario. Diese Betrachtung ist immer dann nützlich, wenn ein Thema schwierig und negativ erscheint.
Kernfrage: Wie sieht die bestmögliche Endsituation aus?
Der grüne Hut
Kreativität: Der Träger des grünen Hutes darf frei denken! Abseits von Kritik dürfen neue Ideen ersponnen, auch abwegige Lösungen erarbeitet werden. Der grüne Hut denkt konstruktiv und versucht, über den Tellerrand zu blicken.
Kernfrage: Welche alternativen Lösungen gibt es, an die wir noch nicht gedacht haben?
Der blaue Hut
Steuerung: Einer muss den wirklichen Hut aufhaben! Der Träger des blauen Hutes steuert den Prozess, moderiert die anderen Hüte und sorgt dafür, dass die passenden Denkweisen zum Einsatz kommen und nicht eine zu dominant wird.
Kernfrage: Wie setzten wir die anderen Hüte am besten ein?
Warum sind die Denkhüte so sinnvoll?
Denke an das Beispiel oben zurück: Solange alle Beteiligten in einer Besprechung unterschiedliche Denkhüte aufhaben, können sie die Gedanken der anderen oft schwer nachvollziehen und arbeiten nicht gemeinsam, sondern gegeneinander. Nach De Bono wird das Denken in einer Gruppe erst dann konstruktiv, wenn sich alle gleichzeitig auf eine Denkweise einlassen.
Die Idee ist also: Alle setzen sich eine Zeit lang den gleichen Hut auf und denken parallel in einer bestimmten Art und Weise, beispielsweise mit dem schwarzen Hut des Kritikers.
Weiter im Beispiel:
Wenn Frau Schneider ihre Innovationen für einen Moment vergisst, dann kann sie Herrn Müllers Einwände ernsthaft wahrnehmen und entdeckt womöglich sogar weitere Risiken. Im Gegensatz dazu muss Herr Müller mit dem grünen Hut seine Bedenken beiseiteschieben und sich auf Wandel und Innovation einlassen.
Die Vorteile auf einen Blick
- Paralleles Denken: Alle ziehen am gleichen Strang und denken gleichzeitig in die gleiche Richtung.
- Die Methode ermöglicht es, in andere Rollen zu schlüpfen und so aus unserem eigenen Persönlichkeitsmuster auszubrechen.
- Ein ungewohnter Hut öffnet neue Denkweisen und lässt uns Themen aus anderen Blickwinkeln betrachten.
- Weniger persönliche Anfeindungen: Niemand kann einem anderen vorwerfen, eine besonders positive oder negative Rolle eingenommen zu haben („Du siehst immer nur die Probleme!“). Die Technik verlangt das Überstülpen von verschiedenen Hüten, was das Verständnis für andere Beteiligte erhöht.
- Ausgleichende Wirkung: Inhomogene Gruppen werden gezwungen, parallel und konstruktiv zu denken. Homogene Gruppen müssen auch mal eine ungewohnte Perspektive einnehmen.
- In Rollenspielen tendieren Menschen dazu, ihre Haltung etwas übertrieben darzustellen – so sind oft offenere Diskussionen möglich, als wenn jeder „er selbst ist“.
- Bessere Kommunikation: Man redet nicht gegeneinander, sondern miteinander.
Ein typischer Ablauf
Du möchtest die 6 Denkhüte ausprobieren? Dann könnte eine typische Session wie folgt ablaufen:
- Blau – 2 Minuten: Beschreibung des Themas/Problems und Zielsetzung des Meetings. Erläuterung des Ablaufs und Zuordnung der Rollen.
- Weiß – 10 Minuten: Sammeln der Fakten und Sachinformationen
- Grün – 3 Minuten: Sammeln von Ideen für mögliche Lösungen
- Rot – 10 Sekunden: Bauchentscheidung und schnelle Abstimmung für die favorisierte Lösung
- Gelb – 3 Minuten: Erarbeitung der Vorteile der favorisierten Lösung
- Schwarz – 3 Minuten: Nennung der Gefahren und Nachteile der favorisierten Lösung
- Rot – 10 Sekunden: Spontane Ja/Nein-Entscheidung aller Teilnehmer
- Grün – 3 Minuten: Sammeln von Ideen zur Überwindung der vom schwarzen Hut gesammelten Probleme
- Blau – 5 Minuten: Zusammenfassung und Erarbeitung nächster Schritte
Ein solches strukturiertes Vorgehen stellt sicher, dass das Meeting nicht nur ein nettes Rollenspiel ist, sondern auch Ergebnisse liefert.
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Tipps zur Anwendung der Denkhüte
- Natürlich muss nicht jeder Teilnehmer einen Hut tragen (auch wenn es lustig wäre). Armbänder oder einfach farbige Kärtchen sind auch in Ordnung.
- Der Moderator kann bewusst die Diskussion lenken und um „rote“ oder „weiße Beiträge“ bitten.
- Es ist sinnvoll, sich vorab Strategien für festgefahrene Diskussionen zurechtzulegen – nur für den Fall.
- Die Methode kann mit etwas Routine auch anders eingesetzt werden: Jeder trägt alle sechs Hüte und kündigt seinen Beitrag durch das Nennen der Hutfarbe an.
Interessante Abwendung: Warum nicht auch die Methode für sich allein ausprobieren? Oftmals hilft es schon, sich bewusst einen anderen Hut aufzusetzen, um ein persönliches Problem von einer anderen Seite zu betrachten.
Fazit
Die Sechs Denkhüte nach De Bono sind ein wunderbares Werkzeug, um ein Thema von unterschiedlichen Blickwinkeln aus zu beleuchten. Rationale Menschen bekommen auch den emotionalen Teil eines Themas zu spüren, Optimisten auch Kritik zu hören. Durch diesen Ausgleich können Teams zu besseren Entscheidungen gelangen und nebenbei auch noch Spaß dabei haben.