Auf einen Blick
Personen mit einem Growth Mindset sind der Überzeugung, dass sie mit Lernen und Anstrengung ihre Intelligenz und Fähigkeiten ausbauen können. Wer hingegen über ein Fixed Mindset verfügt, betrachtet Wissen und Fähigkeiten als nicht veränderbar. Studien zeigen, dass ein Growth Mindset mit mehr Erfolg, leichterem Lernen, höherer Motivation und Resilienz verbunden ist.
Stell dir vor, du könntest allein mit der Art und Weise, wie du über dich und deine Fähigkeiten denkst, dein Leben beeinflussen. Du könntest dich besser fühlen, leichter deine Ziele erreichen, Neues lernen und neue Gewohnheiten etablieren – allein mit deiner Denkweise! Klingt spannend? Ist es auch: Genau darum geht es beim Growth Mindset vs Fixed Mindset.
Hinweis:
Wir bleiben in diesem Artikel bei den englischen Begriffen Growth Mindset und Fixed Mindset (in etwa: wachstumsorientierte bzw. fixe Denkweise) – klingt einfach besser und bringt es auf den Punkt.
Aber beginnen wir von vorn: Warum stellen wir überhaupt die Frage nach einem Growth oder Fixed Mindset?
Geschichte
Gehen wir mal viele Jahrzehnte in der Wissenschaft zurück. Die übereinstimmende Meinung der Experten war damals: Unser Gehirn entwickelt sich in den frühen Lebensjahren und bleibt auf einem gewissen Stand stehen. Erst später hat sich gezeigt: Das Gehirn kann sich ständig entwickeln, passt sich veränderten Anforderungen an und schafft neue neuronale Verknüpfungen.
Das heißt konkret: Je mehr du dein Gehirn forderst, desto eher wird es darauf reagieren und sich entsprechend anpassen. Stell es dir wie einen Muskel vor, den du mit schweren Hanteln trainierst.
Obwohl die sogenannte Neuroplastizität (Anpassungsfähigkeit des Gehirns) eine Tatsache ist, glauben viele Menschen nach wie vor: „Ich bin nun einmal so – und damit muss ich leben.“ Genau hier setzt die Psychologin Carol Dweck von der Stanford University an und stellt folgende Fragen:
- Warum sind manche Menschen erfolgreich und andere nicht?
- Wie können wir eine erfolgreiche Entwicklung fördern?
In ihrem 2006 erschienenen Buch „Mindset: The New Psychology of Success“ beschreibt sie die Ergebnisse ihrer Forschung und prägt die Begriffe Growth und Fixed Mindset.
Growth Mindset vs Fixed Mindset: Was sind die Unterschiede?
Schauen wir auf die Unterschiede in Kurzform:
- Menschen mit einem Growth Mindset glauben daran, dass Wissen und Fähigkeiten ständig ausgebaut werden können. Herausforderungen sind für sie immer eine Chance, etwas Neues zu lernen.
- Menschen mit einem Fixed Mindset betrachten hingegen Wissen und Fähigkeiten als nicht veränderbar und „hat mir die Natur eben so mitgegeben“.
Dazu ein schönes Beispiel:
Stell dir vor, du sollst auf einer Messe einen Vortrag vor einer großen Anzahl Menschen halten. Das Thema ist neu für dich und du hast keine Erfahrung mit Vorträgen vor großem Publikum. Hast du ein Fixed Mindset, werden dir Gedanken wie „Das kann ich nicht“ oder „Die anderen sind viel besser“ durch den Kopf gehen. Nicht sonderlich motivierend! Besitzt du hingegen ein Growth Mindset, wirst du davon ausgehen, den Vortrag meistern zu können – schließlich kannst du dich gut vorbereiten. Und falls es nur mäßig gut klappt: Kein Problem! Beim nächsten Mal machst du es eben besser.
Growth Mindset
Du siehst also: Mit einem Growth Mindset glaubst du fest daran, Neues lernen und dich ständig weiterentwickeln zu können. Fehler und Rückschläge sind keine Katastrophe, sondern ein unverzichtbarer Teil des Lernprozesses. Mit dieser Denkweise bleibst du motiviert, auch nach Rückschlägen weiterzumachen.
Wichtig:
Alle mit einem Growth Mindset können alles erreichen, was sie sich vorstellen? Du willst der nächste Einstein werden, oder der beste Pianist der Welt? Ohne deine Motivation bremsen zu wollen: Alles hat seinen Rahmen. Wer ein Growth Mindset hat, glaubt nicht zwangsläufig, dass er „der Beste“ wird oder „alles“ erreichen kann. Stattdessen ist er überzeugt davon, Intelligenz und Talente durch Anstrengung entwickeln zu können.
Hast du ein Growth Mindset? Dann kennst du vielleicht diese typischen Eigenschaften und Verhaltensweisen von dir:
- Du lernst gern Neues – dein Leben lang
- Der Erfolg anderer inspiriert dich
- Du glaubst daran, deine Intelligenz verbessern zu können
- Du glaubst, dass Misserfolge nur vorübergehende Rückschläge sind
- Du glaubst daran, dass deine Anstrengung Früchte tragen wird
- Du weißt Feedback zu schätzen und siehst es als Möglichkeit zur Verbesserung
- Du hältst Nichtwissen oder Nichtkönnen für einen vorübergehenden Zustand. Du musst dich dafür nicht schämen oder versuchen zu beweisen, dass du es eben doch weißt bzw. kannst.
Das klingt gut, oder? Ist es auch: Das Growth Mindset ist entscheidend fürs Lernen, Weitermachen nach Rückschlägen, Motivation und Leistung.
Fixed Mindset
Menschen mit einem Fixed Mindset glauben daran, dass ihre Talente und ihre Intelligenz ihnen praktisch „von Geburt an mitgegeben“ wurden und nicht veränderbar sind. Falls du zu dieser Denkweise neigst, hat das einige Nachteile:
- Herausfordernde Situationen verursachen Stress, da du das Gefühl hast, ohnehin nichts tun zu können.
- Obwohl du etwas erreichen könntest, gibst du leicht auf – schließlich funktioniert es mit deinen Fähigkeiten sowieso nicht.
- Wenn andere erfolgreich sind, fühlst du dich dadurch eingeschüchtert, bedroht oder verhältst dich ihnen gegenüber abwertend, weil „die das große Los gezogen haben“.
Wichtig:
Kaum jemand ist komplett Schwarz oder Weiß: Ob wir ein Growth oder Fixed Mindset anwenden, hängt von der Aufgabe, unserer Erfahrung, Lebensphase oder der aktuellen Stimmung ab. Falls du dich momentan eher in den Denkweisen des Fixed Mindset wiederfindest, ist das kein Drama. Wir alle können reflektieren und darauf achten, den Anteil des Growth Mindset zu erhöhen.
Neigst du auch zum Fixed Mindset, vielleicht auch nur in einigen Lebensbereichen? Dann kennst du vielleicht Folgendes von dir:
- Du glaubst, dass du Intelligenz und Fähigkeiten nicht verändern kannst, egal, wie viel Mühe du dir gibst.
- Du meidest Herausforderungen, um Misserfolge zu vermeiden.
- Feedback ignorierst du oder siehst es als Kritik.
- Du gibst leicht auf.
- Du fühlst dich durch den Erfolg anderer bedroht.
- Du verbirgst deine Schwächen, um nicht von anderen verurteilt zu werden.
- Du glaubst, Anstrengung lohnt sich nicht.
- Du versuchst, Nichtwissen oder Nichtkönnen zu kaschieren, um „nicht dumm dazustehen“.
Vorteile eines Growth Mindsets (nicht nur für Projektmanager)
Ein Growth Mindset ist für alle vorteilhaft, nicht nur für motivierte Projektmanager, Fach- und Führungskräfte. Schau dir die folgenden Vorteile an:
- Vermeidet Sackgassen: Etwas läuft nicht wie geplant? Stellen in deinem Fachgebiet werden abgebaut oder es laufen Umstrukturierungen? Mit einem Growth Mindset gelingt es dir, dich auf neue Situationen einzulassen.
- Lernen aus Fehlern: Mit einem Growth Mindset siehst du Fehler nicht als Katastrophe an, sondern lernst aus ihnen und entwickelst dich noch weiter.
- Fördert Resilienz: Resilienz ist die Fähigkeit, sich von schwierigen Situationen zu erholen und sie zu überwinden. Je häufiger du solche Momente erfolgreich durchlebst, desto widerstandsfähiger wirst du.
- Verhindert Stagnieren: Die Welt dreht sich weiter, aber du bleibst dort, wo du schon immer warst? Das kann nach hinten losgehen! Mit einem Growth Mindset bleibst du neugierig, lernst gern Neues und passt dich an veränderte Situationen an.
- Höhere Motivation: Untersuchungen verbinden ein Growth Mindset mit höherer Motivation und mehr Spaß beim Lernen. Kein Wunder: Wer lernt schon gern, wenn er der Überzeugung ist, sich ohnehin nicht entwickeln zu können?
- Geringere Wahrscheinlichkeit für psychische Probleme: Wir Menschen erleben Situationen als weniger stressig, wenn wir das Gefühl haben, sie kontrollieren zu können. Mit dem Gefühl „Ich kann doch sowieso nichts ändern!“ stellen sich schnell Frust und andere negative Gefühle auf, die auf Dauer krank machen können.
Diese Vorteile hättest du auch gern, siehst dich aber momentan häufig im Fixed Mindset? Dann schauen wir mal, ob du das ändern kannst.
Kannst du dein Mindset ändern?
Wie bereits oben erwähnt: Laut Neurowissenschaft verändert und entwickelt sich das Gehirn auch im Erwachsenenalter weiter – die sogenannte Neuroplastizität. Kurz gesagt: Je mehr wir bestimmte neuronale Verbindungen nutzen, desto stärker werden sie im Gehirn ausgebaut.
Falls bei dir eher Gedankengänge des Fixed Mindsets ausgeprägt sind, liegt etwas Arbeit vor dir: Statt die automatischen Gedanken einfach bestimmen zu lassen, kannst du mit Training langfristig neue neuronale Bahnen in deinem Gehirn anlegen. Sicher, das geht nicht von heute auf morgen – Geduld ist gefragt!
Fazit
Growth Mindst vs Fixed Mindset – macht es wirklich einen Unterschied? Auf jeden Fall: Personen mit einem Growth Mindset sind der Überzeugung, dass sie mit Lernen und Anstrengung ihre Intelligenz und Fähigkeiten ausbauen können. Sie sind offen für Feedback, lassen sich von den Erfolgen anderer inspirieren und lernen aus ihren Fehlern, statt sie als Misserfolge anzusehen.
Ich weiß nicht, wie du das siehst: Für mich klingt das nach einer hervorragenden Denkweise für erfolgreiche Projektmanager.