Auf einen Blick
Die Fishbowl-Methode eignet sich zur Moderation für größere Gruppen von mindestens 20 Personen und wird häufig bei Workshops und Konferenzen angewendet. Der Name dieser Methode geht auf die spezielle Sitzordnung zurück: Die Teilnehmer sitzen in einem Innen- und einem Außenkreis, was an das Aussehen eines Goldfischglases erinnert.
Stell dir vor, du möchtest ein bestimmtes Thema in einer größeren Gruppe diskutieren – wie gehst du vor? Alle in einen Konferenzraum packen und das Beste hoffen? Kann funktionieren, oder eben auch nicht. Um das Ganze etwas strukturierter anzugehen, stellen wir dir hier die Fishbowl-Methode vor.
Was ist die Fishbowl-Methode?
Mit der Fishbowl-Methode können definierte Fragestellungen in einer Gruppe diskutiert werden. Dabei kommt eine spezielle Sitzordnung zum Einsatz:
- Die Fische: Im Innenkreis sitzen 3-6 Teilnehmer und diskutieren aktiv.
- Die Beobachter: In einem oder mehreren Stuhlkreisen sitzen 15-50 weitere Teilnehmer und beobachten die Fische im Goldfischglas beim Diskutieren.
In der „reinen“ Form diskutieren nur die Fische – weiter unten im Artikel findest du allerdings verschiedene Fishbowl-Varianten, bei denen Beobachter und Fische die Rollen wechseln.
Was brauchst du? Ganz einfach: Jede Menge Platz für die Stuhlkreise und typisches Moderationszubehör wie Flipchart, Whiteboard, Karten und Notizblöcke.
Du magst keine Anglizismen? Dann findest du die Methode auch unter dem weniger gebräuchlichen Begriff „Innen-/Außenkreis-Methode“.
Einsatzgebiete der Fishbowl-Methode
Zwei Stuhlkreise mit einer kleinen Gruppe von beispielsweise 6 Personen? Das ist wenig sinnvoll. Deshalb kommt die Fishbowl-Methode bei größeren Gruppen zum Einsatz, zum Beispiels bei Workshops, Konferenzen oder Trainings.
Allgemein bietet sich die Methode immer dann an, wenn ein Problem oder ein Thema diskutiert werden soll. Etwas konkreter kannst du Fishbowl in folgenden Situationen einsetzen:
- Um kreative Ideen zu generieren
- Um Lösungsansätze für ein Problem zu erarbeiten
- Um Trends und Strategien zu beleuchten und Auswirkungen auf das eigene Unternehmen, Projekt oder Team zu erarbeiten
- Als Form von Review bzw. Retrospektive und dem Blick zurück im Projektmanagement
- In Schlichtungssituationen, um einen Interessenausgleich zu schaffen
- Um den Austausch von Experten zu einem vielschichtigen Thema auf einer Konferenz zu moderieren
- Um ein Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten
- Um Entscheidungen herbeizuführen, bei denen viele Menschen beteiligt sind
- Wenn zu einem Thema ein Perspektivenwechsel erfolgen soll
Du siehst: Fishbowl ist eine universelle Diskussionsmethode, die es praktischerweise in mehreren Varianten gibt.
Varianten und Regeln
Zwei Stuhlkreise, die Fische diskutieren, während die Beobachter im äußeren Kreis sitzen – klingt einfach, oder? Etwas mehr Abwechslung bringen die folgenden Varianten ins Spiel:
- Klassische Fishbowl-Methode: Die Fische im Innenkreis diskutieren für einen festgelegten Zeitraum, beispielsweise 30 Minuten. Die Beobachter im Außenkreis hören zu und machen sich Notizen.
- Rollenwechsel: Es wäre doch langweilig, immer nur Beobachter zu sein! Deshalb wechseln bei dieser Variante nach einer vorher festgelegten Zeit Fische und Beobachter ihre Rollen.
- Freier Stuhl / Hot Seat: Bei dieser Variante gibt es einen freien Stuhl im Innenkreis, der von einem der Beobachter aus dem Außenkreis eingenommen werden kann. Wer auf diese Weise zum Fisch wird, hat das sofortige Rederecht. Nachdem ein Beitrag zur Diskussion geleistet wird, geht derjenige auf den Platz im Außenkreis zurück.
- Abklopfen: Ein ähnlicher Ansatz wie beim freien Stuhl, nur eben ohne freien Stuhl! Falls ein Beobachter zum Fisch werden möchte, klopft er einem der Fische auf die Schulter, und die beiden wechseln den Platz.
- Pro-Contra-Fishbowl: Sowohl Fische als auch Beobachter teilen sich in Pro- und Contra-Gruppen auf. Im Innenkreis wird diskutiert wie immer – nur dass Pro und Contra klarer definiert sind. Auch hier ist ein Austausch erlaubt: Falls beispielsweise ein Pro-Beobachter mitdiskutieren möchte, kann er seinen Platz mit einem Pro-Fisch tauschen.
- Dynamischer Innenkreis: Auch hier werden vor der Diskussion Gruppen von 3-6 Personen festgelegt, beispielsweise Visionäre, Kritiker oder Neutrale. Im Gegensatz zur Pro-Contra-Variante, bei der beide Meinungen im Innenkreis miteinander diskutieren, tragen hier die jeweiligen Gruppen für einen festgelegten Zeitraum ihre Argumente vor. Sinnvoll ist es, die Gruppen in weiteren Durchläufen zu tauschen, sodass jeder gezwungen ist, unterschiedliche Meinungen zu vertreten.
Praxistipps zur Fishbowl-Diskussion
Beim Durchlesen dieser Varianten fällt dir sicher auf: Ohne Moderator wird es schwierig! Dieser achtet auf die Einhaltung der Regeln, die sich je nach Variante unterscheiden können. Allerdings gibt es ein paar allgemeine Regeln, die immer gelten:
- Nur die Fische im Innenkreis dürfen diskutieren.
- Gespräche zwischen den Kreisen oder unter den Beobachtern sind nicht erlaubt.
- Es spricht immer nur eine Person.
- Alle bleiben beim Thema.
Was sonst? Ja … wie immer sollten alle Teilnehmer einen höflichen Umgang pflegen, andere ausreden lassen und respektvoll miteinander umgehen.
Praxistipp:
Meist sind nicht alle mit der Fishbowl-Methode vertraut. Visualisiere die wichtigsten Regeln für alle sichtbar, sodass ein Moderator darauf verweisen kann.
Vorteile und Nachteile
Du bist noch nicht so ganz überzeugt? Dann schau dir folgende Vorteile der Fishbowl-Methode an:
- Besonders bei großen Gruppen ist es nicht immer einfach, dass alle beim Thema bleiben. Dank der Diskussion der „Fische“ im kleinen Kreis wird sichergestellt, dass alle fokussiert bei der Sache bleiben und keine Nebenschauplätze eröffnet werden.
- Die Methode ist universell geeignet für unterschiedlichste Diskussionsthemen.
- Es ist wenig Vorbereitung nötig.
Falls du eine der Fishbowl-Varianten nutzt, bei der die Mitglieder zwischen Innen- und Außenkreis wechseln, profitierst du von weiteren Vorteilen:
- Obwohl die aktiv diskutierende Gruppe klein ist, können vom Außenkreis neue Impulse in die Diskussion einfließen. Dadurch gibt es häufig Abwechslung und Dynamik in den Diskussionen.
- Jemand ist nicht sonderlich diskussionsfreudig, möchte aber auch etwas beitragen? Dann bietet sich ein kurzer Wechsel vom Außen- und den Innenkreis an, um eine Anregung beizusteuern. Danach kann sich derjenige wieder in die Beobachterrolle begeben.
- Jemand diskutiert zwar gern, ist aber ab einem gewissen Punkt müde oder es gehen die Ideen aus? Auch dann kann ein Teilnehmer in die Rolle der Beobachter wechseln und einen anderen Fisch zu Wort kommen lassen.
Keine Methode bringt ausschließlich Vorteile, also folgen hier die Nachteile der Fishbowl-Diskussion:
- So ein Goldfischglas brauch eine Menge Platz für die Stuhlkreise, der nicht überall vorhanden ist. Eine mögliche Alternative: Die Stühle der Beobachter können auch an den Wänden der Räume stehen – es muss nicht zwingend ein Kreis sein.
- Ein kompetenter Moderator ist Pflicht! Ist das ein echter Nachteil? Vielleicht nicht, schließlich profitieren die meisten Diskussionsmethoden von einer souveränen Moderation. Trotzdem führen wir diesen Punkt hier auf, da Fishbowl nur dann seine Stärken ausspielen kann, wenn die Rollen klar geklärt sind.
- Es könnten Impulse verloren gehen, weil Beobachter den Aufwand des Platzwechsels in den Innenkreis scheuen – die Hürde zur aktiven Beteiligung ist höher.
- Die Fishbowl-Methode ist nur für die Diskussion eines einzigen Themas ausgelegt. Falls du gern mehrere Themen in großen Gruppen besprechen möchtest, solltest du auf eine andere Methode wie Open Space anwenden.
- Stell dir vor, du schaust die ganze Zeit über auf ein lahmes Goldfischglas – das klingt wenig spannend, oder? Je nach Gruppenzusammensetzung kann es passieren, dass die Beobachter im Außenkreis das Interesse verlieren.
Fazit
Lust auf eine fokussierte Diskussion mit klaren Regeln? Dann ist die Fishbowl-Methode eine schöne Möglichkeit, strukturiert ein Thema zu diskutieren. Wichtig und nicht vergessen: Die beste Diskussion nützt niemandem etwas, wenn die Ergebnisse nicht auf irgendeine Art verwertet werden. Lege also vorher fest, wie die Dokumentation und Nachbereitung erfolgen soll.
Übrigens: Auch in der Politik ist die Methode beliebt, wie zum Beispiel im Deutschen Bundesrat.