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Grenzen setzen für Projektmanager

Zwischen allen Stühlen: Grenzen setzen im Projektmanagement – freundlich, aber klar

Für Eilige: Alles Wichtige auf einen Blick

Was heißt Grenzen setzen?
Bewusst zu entscheiden, was du leisten kannst (und was nicht) und das klar und fair zu kommunizieren.
Warum ist das wichtig?
Weil du als Projektmanager ständig zwischen Erwartungen stehst. Ohne klare Grenzen verlierst du Fokus, Energie und Klarheit gegenüber anderen.
Die wichtigsten Learnings:
➜ Grenzen sind ein Ja zu Klarheit und Professionalität.
➜ Zwei Ebenen: sachliche Grenzen (Methoden, Prozesse, Prioritäten) und persönliche Grenzen (Zeit, Energie, Verantwortung).
➜ Wer seine Grenzen kennt, kommuniziert souveräner und schützt die eigenen Energiereserven.

Wer Projekte leitet, hat es wirklich nicht immer leicht: Der Kunde fordert schnelle Lösungen, die Geschäftsführung eine kostengünstigere Umsetzung, und das Team will endlich mal wieder durchatmen.

Und du? Du stehst dazwischen, wie so oft. Das ist ja auch dein Job, oder? Du möchtest vermitteln, Verantwortung übernehmen und schlaue Lösungen finden – und das ist gut so! Es wird nur dann schwierig, wenn du irgendwann merkst: „Hey, ich jongliere hier so viele Bälle, dass mir sicher bald einer auf den Kopf fällt.“

Ich jongliere hier so viele Bälle, dass mir sicher bald einer auf den Kopf fällt.
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Projektmanagement ist eben oft ein Sandwich-Job: Du bist Puffer, Übersetzer, Blitzableiter und so nebenbei für das Projektergebnis verantwortlich. Aber … gibt’s hier eigentlich auch eine Grenze?

Zwei Sorten von Grenzen (und warum du beide brauchst)

Viele Projektmanager denken bei „Grenzen setzen“ sofort an das berühmte Nein-Sagen. Aber das greift zu kurz, denn im Projektkontext gibt es zwei Ebenen:

➡️ Sachliche Grenzen
Diese Grenzen ziehst du Methoden, Prozessen und Priorisierung, zum Beispiel bei Fragen um Ressourcen, Termine, Zuständigkeiten und den Projektumfang. Diese Grenzen schützt du mit klarer Kommunikation, sauberem Scope-Management und Prozessen.

Beispiel

Der Kunde wünscht zusätzliche Features. Statt direkt zuzusagen, prüfst du zuerst Aufwand, Kosten und mögliche Auswirkungen auf andere Projektbereiche. Das hat wenig mit Nein-Sagen zu tun, sondern gehört zur professionellen Projektsteuerung.

➡️ Persönliche Grenzen
Diese Grenzen haben mit deiner Person und deiner Energie zu tun. Oft geht es um Anfragen, die außerhalb des reinen Projektinhalts auf dich zukommen:

Beispiele

„Kannst du mal eben …?“
„Du bist da doch eh gerade dran, oder?“
„Könntest du das bitte noch übernehmen?“

Diese Grenzen schützt du nicht mit Prozessen oder Projektmanagement-Methoden, sondern mit innerer Klarheit und starker Kommunikation.

Das Interessante: Beide Ebenen hängen zusammen: Wer seine sachlichen Grenzen nicht kennt, wird auch persönlich schneller überrollt – und wer seine persönlichen Grenzen nicht wahrt, bekommt schnell Probleme beim Treffen fachlicher Entscheidungen im Projekt.

Wer seine sachlichen Grenzen nicht kennt, wird auch persönlich schneller überrollt – und wer seine persönlichen Grenzen nicht wahrt, bekommt schnell Probleme beim Treffen fachlicher Entscheidungen.
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Learning
Grenzen setzen heißt, klar zu wissen, was du leisten kannst, sowohl fachlich im Projekt als auch persönlich. Behältst du beides im Blick, arbeitest du souveräner, sorgst für gesunde Stresslevel und mehr Klarheit im Projekt.

Sachliche Grenzen: Wenn das Problem im Prozess liegt

Nicht jedes „Mehr“ im Projekt ist automatisch ein Problem, zumindest nicht, wenn du das Thema methodisch sauber behandelst und auf die sachliche Ebene holst.

Beispiel

Der Kunde sagt in der Videokonferenz: „Wir hätten da noch eine Idee: Wenn wir die Startseite gleich mit überarbeiten, könnten wir das doch bestimmt noch mit reinnehmen, oder?“

Du siehst auf deiner Roadmap weder Puffer noch Ressourcen, und das Team ist sowieso schon am Anschlag. Dein Chef nickt bekräftigend, der Kunde schaut erwartungsvoll, und alle Blicke landen bei dir. Sagst du jetzt „Klar, kriegen wir hin“, fliegt dir das Projekt in zwei Wochen um die Ohren. Aber wenn du zu früh abblockst, wirkst du unkooperativ und verärgerst womöglich sowohl Vorgesetzte als auch den Kunden.

Beispiele wie diese haben wenig mit dem traditionellen Nein-Sagen zu tun – hier geht es um Projektsteuerung und klare Kommunikation:

  • Der Kunde möchte zusätzliche Anforderungen durchdrücken: Statt Ärger und Frust braucht es hier einen klaren Änderungsprozess.
  • Die Chefin will weitere Aufgaben priorisieren: Das ist okay – sofern ein Blick auf die Kapazitäten das zulässt und ggf. andere Aufgaben herunterpriorisiert werden.
  • Das Team kämpft mit Engpässen: Eine saubere Ressourcensteuerung ist hier angesagt.

Siehst du den Punkt? Klare Prozesse sind deine erste Grenze. Wenn du sie nutzt, musst du weniger persönlich kämpfen. Auf diese Weise schützt du dein Team, deine Zeit und sogar deine Gesundheit.

Klare Prozesse sind deine erste Grenze. Wenn du sie nutzt, musst du weniger persönlich kämpfen.
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Sachliche Grenzen sind Teil eines guten Projektmanagements. Wenn du klare Abläufe und Prioritäten nutzt, musst du seltener persönlich kämpfen und schützt damit sowohl das Projekt als auch sich selbst.

Persönliche Grenzen: Wenn du dein eigenes Stoppschild überfährst

Nun gibt es auch die andere Sorte Anfragen: Sie haben weniger etwas mit dem Projektumfang oder der Planung zu tun, sondern betreffen direkt dich:

Beispiel

Es ist Donnerstag, kurz vor Feierabend. Eine Kollegin schaut rein: „Hey, kannst du mir kurz helfen, den Bericht fürs nächste Meeting fertigzumachen? Du hast das letztes Mal so gut formuliert.“
Du weißt, was „kurz helfen“ bedeutet: mindestens eine Stunde, vielleicht auch zwei.

Dabei hattest du dir fest vorgenommen, heute pünktlich zu gehen. In deinem Kopf läuft der innere Dialog: „Ich sollte eigentlich Nein sagen.“ – „Aber sie braucht doch Unterstützung.“ – „Ist ja nur diesmal.“ – „Nur diesmal…?“

Du hörst dich sagen: „Ja klar, ich schau schnell drüber“ und weißt im selben Moment: Das war nicht ehrlich, vor allem dir selbst gegenüber.

Bei solchen Themen helfen keine Excel-Sheets und keine Methoden – hier geht’s um dein persönliches Stoppschild. Viele von uns kennen diese Momente, in denen wir spüren:

  • Eigentlich passt das nicht.
  • Eigentlich habe ich gerade keine Zeit.
  • Eigentlich will ich nicht.

Das Dumme ist nur: Wir sagen trotzdem oft Ja. Warum? Weil wir hilfsbereit sein und Verantwortung übernehmen wollen – oder ganz einfach, weil wir wollen, dass es läuft („Wenn ich das schnell mache, ist es wenigstens erledigt.“)

Das Problem: Wenn du immer verfügbar bist, wissen andere irgendwann gar nicht mehr, dass du Grenzen hast. Und noch viel schlimmer: Du weißt es vielleicht selbst auch nicht mehr.

Nicht falsch verstehen: Hilfsbereitschaft an sich ist eine sehr gute Sache! Aber nicht wenige von uns sagen zu häufig ja als gut für uns ist und die Hilfsbereitschaft mündet in Selbstaufopferung.

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Mit persönlichen Grenzen schützt du deine eigene Energie und zeigst klar nach außen, wo dein Verantwortungsbereich endet.

Das freundliche Nein – in beiden Welten

Das Setzen von Grenzen ist ein riesiges Thema und fordert von dir innere Klarheit, eine gute Vorbereitung und die Bereitschaft, auch mal mit negativen Reaktionen umzugehen. Nicht immer lässt es sich vermeiden, das Gegenüber auch mal zu enttäuschen – egal, ob es um sachliche oder persönliche Grenze geht.

Trotzdem gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, freundlich Absagen zu erteilen, ohne Mauern zu bauen, hier ein paar Beispiele:

Variante 1: Das sachlich-klare Nein

„Ich verstehe den Wunsch, aber aktuell fehlen dafür Ressourcen. Lass uns prüfen, was wir schieben können.“
Diese Variante ist professionell, ruhig und lösungsorientiert.

Variante 2: Das bedingte Ja

„Ich kann das übernehmen, wenn XY dafür wegfällt.“
Diese Variante ist perfekt, wenn zusätzliche Aufgaben auf dich zukommen. Du bleibst kooperativ, aber steuerst aktiv deine eigenen Ressourcen.

Variante 3: Das empathische Nein

„Ich weiß, dass das wichtig ist. Gleichzeitig müssen wir realistisch bleiben. Lass uns gemeinsam schauen, was machbar ist.“
Diese Variante ist ideal, wenn Emotionen im Spiel sind (z. B. Stress im Team oder Panik bei Kunden).

Wichtig

Grenzen wirken nicht nur durch Worte, sondern auch durch Tonfall und Körperhaltung. Wer ruhig, freundlich und klar bleibt, wird selten als „abwehrend“ wahrgenommen, sondern als verlässlich.

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Wer ruhig, lösungsorientiert und respektvoll kommuniziert, setzt Grenzen, ohne die Beziehungen zum Gegenüber zu belasten. So gewinnst du Verlässlichkeit und Vertrauen.

Das Setzen von Grenzen ist Teil deines Jobs

Aber … ist es nicht deine Aufgabe im Projektmanagement, verschiedene Interessen unter einen Hut zu bringen? Ja, das schon – aber nicht zulasten deines Projekts oder deiner Energie. Projektmanagement bedeutet eben nicht, alles möglich zu machen – es bedeutet ehrlich zu sagen, was geht und was nicht.

Projektmanagement bedeutet nicht, alles möglich zu machen – es bedeutet ehrlich zu sagen, was geht und was nicht.
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Beispiel 1

Ein Kunde möchte kurzfristig eine zusätzliche Funktion. Statt reflexartig „Das schaffen wir schon“ zu sagen, erklärst du ruhig: „Das können wir gern aufnehmen, aber dann müssen wir den Go-live um zwei Wochen verschieben. Was ist wichtiger?“
Hier haben wir keinen Konflikt, sondern eine klare Entscheidungssituation. Wer so kommuniziert, schafft Klarheit und Verlässlichkeit und strahlt aus: „Ich hab das Projekt im Griff.“

Beispiel 2

Ein Teammitglied wirkt überfordert und kommt mit der Bitte: „Kannst du mir das abnehmen? Ich weiß nicht, wie ich’s schaffen soll.“ Du antwortest: „Ich kann dich unterstützen, aber nicht alles übernehmen. Lass uns gemeinsam schauen, was du streichen oder delegieren kannst.“ Das ist kein abwehrendes Nein, sondern ein Ermutigen zur Eigenverantwortung.

Du siehst: Wenn du selbst weißt, wo dein Rahmen ist, erkennt das auch dein Umfeld, wie Kunden, Vorgesetzte oder Teammitglieder. Und so entsteht das, was in stressigen Projekten oft fehlt: Klarheit und gegenseitiger Respekt.

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Grenzen zu setzen hat nichts mit Härte oder Blockieren zu tun, sondern mit Klarheit und Professionalität. Wer offen sagt, was realistisch ist, führt souverän, stärkt das Vertrauen in die eigene Person und das Projekt.

Fazit

Die meisten Projektmanager kennen eine ganze Menge Methoden: Risikoanalyse, Kanban, Scope-Management, Ressourcenplanung. Aber beim Setzen von Grenzen scheitert es oft nicht an fehlenden Tools, sondern an den inneren Mustern: dem schlechten Gewissen, der Angst, jemanden zu enttäuschen oder dem Wunsch, alles im Griff zu behalten.

Wenn du merkst, dass du hier ein Thema hast, dann lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Im Online-Kurs „Gesunde Grenzen setzen ohne Schuldgefühle“ lernst du:

  • Wie du deine persönlichen Muster erkennst
  • Wie du freundlich, aber bestimmt Nein sagst
  • Und wie du Klarheit schaffst, ohne zu blockieren – im Beruf wie privat
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