Für Eilige: Alles Wichtige auf einen Blick
Stell dir vor, du übernimmst ein laufendes Projekt, öffnest die Datei mit der Risikoanalyse und hast das Gefühl: „Das kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Da stehen Punkte wie:
- Kommunikationsprobleme im Team
- Mögliche Terminverzögerungen
- Ressourcenengpässe
- Änderungswünsche durch den Kunden
- Budgetüberschreitung
Mal abgesehen davon, dass einige dieser Risiken nicht gut formuliert sind: Hier stehen genau die gleichen fünf Risiken wie im letzten Projekt! Außerdem fehlen Kontext, Bewertung und Maßnahmen. Ganz klar: So eine Risikoanalyse hilft niemandem und ist nicht mehr als eine Pflichtübung für die Ablage.
Aber warum passiert das so oft – und wie geht es besser? In diesem Artikel findest du Beispiele und Anregungen!
Warum das passiert: Typische Ursachen
Es ist gar kein böser Wille, wenn in Risikoanalysen immer wieder dieselben Punkte auftauchen. Meist steckt keine Faulheit dahinter, sondern Routine, Zeitdruck und das oft trügerische Gefühl, alles im Griff zu haben. Hier kommen die vier häufigsten Gründe – Beispiele aus dem Projektalltag inklusive:
1. Die Copy-Paste-Falle
Eine Risikoanalyse von Null beginnen? Ist aufwändig und muss doch nicht sein, oder?
„Das haben wir beim letzten Mal auch so gemacht, das passt schon so.“ Klingt pragmatisch, ist aber gefährlich.
Viele Teams übernehmen alte Risiko-Listen einfach eins zu eins, ändern vielleicht zwei Formulierungen und haken das Thema ab. So bleibt das Gefühl: „Risikoanalyse – super, haben wir erledigt.“
2. Betriebsblindheit
„Wir wissen ja, was schiefgehen kann.“ Das stimmt oft, aber eben nur aus der eigenen Perspektive. Wenn immer dieselben Leute dieselben Listen erstellen, sehen sie auch dieselben Dinge. Ohne Blick von außen werden wichtige Risiken schnell übersehen.
3. Fehlende Aktualisierung
Viele Risikoanalysen werden erstellt und nie wieder angefasst: „Das passt schon noch, das war ja letztes Jahr auch so.“ Die Rahmenbedingungen ändern sich, die Risiken sind allerdings veraltet.
4. Zu allgemeine Formulierungen
„Ressourcenengpässe“ – aha. Und was genau heißt das? Viele Risiken sind so vage formuliert, dass sie niemandem helfen. Sie beschreiben keine konkrete Situation und können damit auch nicht durch eine zielgerichtete Maßnahme verringert werden.
Ein frischer Blick: Wie du wirklich neue Risiken entdeckst
Du willst den Tunnelblick loswerden und eine echte neue Risikoanalyse für dein Projekt erstellen? Dann lass uns mal die Scheuklappen abnehmen! Hier sind vier Wege, wie du frischen Wind in deine Risikoanalyse bringst:
1. Erfahrungswissen nutzen – aber bewusst
Bisher klang es so, als wären alte Risikoanalysen nur Ballast – aber das muss nicht so sein! Wenn du sie richtig nutzt, kannst du sie als Zeitsparer für dein eigenes Projekt nutzen. Statt einfach zu kopieren, stell dir Fragen wie:
- „Ist das heute wirklich noch relevant?“
- „Was haben wir damals übersehen?“
- „Was davon ist diesmal anders?“
2. Denk in Szenarien, nicht in Kategorien
Viele Risikoanalysen bestehen aus wenig greifbaren Stichwörtern, wie zum Beispiel „Lieferanten“, „Budget“ oder „Kommunikation“. Solche Begriffe sind nichtsagend und oberflächlich. Frag lieber: „Was wäre, wenn …?“
3. Mit kleinen Methoden neue Denkräume öffnen
Manchmal hilft es, die Routine kurz zu brechen. Drei einfache Ideen:
- Pre-Mortem: Stell dir vor, das Projekt ist grandios gescheitert. Warum?
- „Wie ruinieren wir das Projekt?“: Eine spielerische Methode, die zu erstaunlich viel Ehrlichkeit inspiriert.
- Risikokarten oder Workshop-Spiele: Jeder zieht ein Themenfeld (zum Beispiel Team, Technik oder Umfeld) und identifiziert dazu mögliche Stolpersteine.
4. Perspektivwechsel provozieren
Lade bewusst Personen ein, die normalerweise nicht an der Risikoanalyse beteiligt sind: Support, Einkauf, Fachabteilung, Kundenvertreter. Frag sie ganz einfach: „Was könnte aus eurer Sicht schiefgehen?“
Fazit
Wenn in deiner Risikoanalyse immer wieder dieselben Punkte stehen, ist das oft kein Zeichen von Routine, sondern kann ein Warnsignal für Betriebsblindheit sein. Denn: Eine gute Risikoanalyse ist kein Dokument für die Ablage, sondern sollte während des Projekts wachsen und unterstützen.
Keine Frage: Niemand hat Lust, jedes Mal bei Null anzufangen. Aber der Aufwand alles noch einmal zu hinterfragen lohnt sich: Je ehrlicher und konkreter du Risiken betrachtest, desto weniger wirst du später davon überrascht. Und genau das ist der Unterschied zwischen „Wir hatten halt Pech“ und „Wir waren drauf vorbereitet“. Also: Weg mit den Copy-Paste-Listen, her mit frischem Denken!










