Auf einen Blick
Ein agiles Mindset ist eine Geisteshaltung, bei der Veränderungsbereitschaft, Anpassungsfähigkeit an neue Situationen, Aushalten von Ungewissheit und der Wille zur Weiterentwicklung stark ausgeprägt sind. Ein agiles Mindset ist ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der Frage, ob agiles Arbeiten in Teams und Organisationen gelingt.
Ein agiles Mindset ist mehr als bloß eine Luftnummer oder ein trendiger Begriff: Stattdessen handelt es sich um einen wichtigen Erfolgsfaktor, um in veränderlichen Zeiten erfolgreich zu arbeiten. Warum? Weil es uns allen ermöglicht, flexibel und lösungsorientiert auf Veränderungen zu reagieren und uns an neue Herausforderungen anzupassen. In diesem Artikel schauen wir genauer hin, was es genau mit einem agilen Mindset auf sich hat.
Was ist überhaupt ein Mindset?
Ein Mindset wird im Allgemeinen als „Geisteshaltung“ übersetzt. Es basiert auf Überzeugungen und inneren Haltungen, die wiederum zu Denk- und Verhaltensmustern führen.
Beispiel:
Hannah hat das Mindset, sich ständig weiterentwickeln zu können und sieht Probleme als Herausforderungen an. Mit dieser Geisteshaltung wird sie eher daran interessiert sein, sich auf Neues und Unbekanntes einzulassen, als Katja mit ihrem Mindset „Veränderungen sind schlecht“.
Was ist ein agiles Mindset?
Vorab: Es gibt keine eindeutige Definition für den Begriff „Agiles Mindset“. Allerdings gibt es eine Reihe von Denkweisen und Eigenschaften, die bei den Beteiligten vorhanden sein sollten, damit agile Projekte gelingen können:
- Wille zu wachsen und sich zu entwickeln
- Wille zur Zusammenarbeit und zum sozialen Austausch
- Fokus auf das Erzeugen von Ergebnissen
- Fähigkeit zum Anpassen an neue Situationen
- Zulassen von Ungewissheit
- Gegenseitiger Respekt
- Veränderungsbereitschaft
- Wille zur ständigen Verbesserung
Ein agiles Mindset ist somit eine Grundhaltung, die es ermöglicht, auch auf unvorhersehbare Situationen lösungsorientiert reagieren zu können.
Im Zusammenhang mit dem agilen Mindset werden auch oft die Begriffe „Fixed Mindset“ und „Growth Mindset“ genannt – einen ausführlichen Artikel findest du hier und hier gibt es Beispiele.
Zwei typische Beispiele
Schau dir mal folgende Beispiele an:
Beispiel 1:
Hannah lässt sich gern auf Neues ein und weiß, dass Ungewissheit zum Alltag gehören kann. Was auch immer kommt, sie wird sicher eine Lösung finden – auch gern gemeinsam mit den anderen im Team. Bestehendes stellt sie gern immer wieder infrage, schließlich gibt es immer Ansätze zur Verbesserung. Neue Technologien oder Prozesse? Immer her damit!
Beispiel 2:
Katja mag es, wenn alles so wie immer ist. Mit Neuem tut sie sich schwer – schließlich wurden doch gerade erst die Prozesse definiert und funktionieren halbwegs gut. Gerade gibt es wieder Gerüchte darüber, dass in ihrer Abteilung mehr Eigenverantwortung übernommen werden soll. Warum nur? Sie ist zufrieden, wenn sie Aufgaben zugewiesen bekommt, die sie nach und nach abarbeiten kann.
Es dürfte ziemlich eindeutig sein, wer von beiden ein agiles Mindset hat, richtig? Wenn du diese Beispiele liest, könnten mehrere Fragen in dir aufpoppen:
- Ist also nur ein agiles Mindset positiv?
- Müssen wir jetzt alle agil denken?
- Bin ich jetzt etwa ein Langweiler „vom alten Schlag“?
Vielleicht identifizierst du dich auch mit Hannah und freust dich, ein agiles Mindset zu haben. In jedem Fall stellt sich die Frage, ob alle agil denken müssen, damit sie in veränderlichen Zeiten bestehen und agilen Umgebungen arbeiten können.
Müssen alle ein agiles Mindset haben?
Sind wir mal ehrlich: Wir alle kennen Menschen, die in komplett agilen Umgebungen verzweifeln würden. Es hat schon seinen Grund, warum manche Menschen eher Buchhalter bei einem traditionell geprägten Mittelständler werden und andere kreative Marketingkampagnen in einem Start-up entwickeln.
Fakt ist: Für erfolgreiche Projekte und Unternehmen braucht es verschiedene Persönlichkeitstypen mit unterschiedlichen Arbeitsweisen – und das ist auch gut so. Um weiter in Klischees zu denken: Der Freigeist-Hipster würde wohl niemals ein sorgfältiges Controlling aufsetzen, ebenso wenig wie der alteingesessene Reichsbedenkenträger innovative Lösungen entwickeln würde.
Teams profitieren von unterschiedlichen Persönlichkeitstypen, sofern sie sich nicht allzu sehr in ihren Grundwerten unterscheiden. In Methodiken wie dem Design Thinking wird bewusst auf heterogene Teams mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Erfahrungen gesetzt – nicht ohne Grund.
Falls du dich tendenziell eher als nicht-agil einstufst, kann ein Auseinandersetzen mit dem Thema wichtig sein – schließlich kannst du dir nicht immer aussuchen, was um dich herum passiert. Also ist durchaus eine Frage angebracht: Kann man ein agiles Mindset entwickeln?
Kann man ein agiles Mindset entwickeln?
Ja und nein – mit einer Tendenz zu „ja“. Gewisse Anteile der eigenen Persönlichkeit sind nur schwer veränderbar, sodass sich jemand mit einem stark hierarchischen Prozessdenken und extrem hohen Sicherheitsbedürfnis vermutlich niemals in stark agilen Umgebungen zu 100 Prozent wohlfühlen wird.
Trotzdem kann es nie schaden, sich auf Neues einzulassen. Wir leben nun einmal in einer schnelllebigen Zeit, in der nichts so beständig wie die Veränderung ist.
- Chance statt Bedrohung: Bereits der erste Schritt ist ein wichtiger: Gelingt es, Veränderung als Chance statt Bedrohung anzusehen? Falls dir das schwerfällt, dann versuche in Szenarien zu denken. Musst du alles direkt ablehnen oder gibt es vielleicht doch positive Aspekte?
- Voneinander lernen: Sobald es anderswo funktioniert, kann man sich Dinge abschauen. Eine offene Kommunikation und Zusammenarbeit im Team fördert eine agile Denkweise und ermöglicht schnelle Anpassungen an neue Gegebenheiten.
- Reflektieren: Regelmäßiges Feedback und eine Reflexion des eigenen Handelns helfen dabei, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und das agile Mindset zu stärken.
- Auseinandersetzen mit agilen Methoden: Auch das Beschäftigen mit agilen Methoden und Prinzipien wie Scrum oder Kanban kann dabei helfen, die Grundlagen einer agilen Arbeitsweise zu verstehen und anzuwenden.
Anzeichen für ein nicht-agiles Mindset
Stell dir vor, in deinem Team soll agil gearbeitet werden, du tickst aber bisher wenig agil. Kann das gutgehen? Absolut! Falls du dich auf etwas Neues einlassen möchtest, hast du gerade ein paar Tipps kennengelernt, um ein agiles Mindset zu entwickeln.
Am stärksten wirkt sich das fehlende agile Mindset allerdings dann aus, wenn es in der gesamten Organisation vorherrscht. Wenn „agil“ nur ein Lippenbekenntnis ist, zeigt sich das üblicherweise wie folgt:
- Bestehende Strukturen werden als gegeben angesehen und nicht infrage gestellt.
- Agile Ansätze wie Scrum werden zwar formell eingeführt, aber praktisch nicht oder nur widerwillig gelebt.
- Alle behaupten zwar, sich entwickeln zu wollen, letztendlich bleibt aber doch alles gleich.
- Feedback-Runden fördern immer die gleichen Probleme zutage.
- Ein Scheitern wird als Katastrophe betrachtet, statt als „noch nicht geschafft“.
- Teams sollen sich zwar formell selbst organisieren, letztendlich treffen aber Management-Ebenen die Entscheidungen.
- Es wird nicht transparent gearbeitet, sondern Informationen unter Verschluss gehalten.
- Kritik und Nein-Sagen sind unerwünscht.
- Formell sollen/wollen zwar alle agil arbeiten, aber niemand übernimmt dafür die Verantwortung.
Das kommt dir bekannt vor? Dann arbeitest du offenbar in einem Umfeld, in dem die agile Transformation zwar angedacht, aber nicht gelungen ist. Ein erfahrener Coach oder Berater kann dabei helfen, die wichtigsten Stellschrauben zu identifizieren.
Fazit
Agiles Mindset: unverzichtbar oder Modebegriff? Die Antwort ist wie immer nur auf den ersten Blick eindeutig. Auf der einen Seite schreien alle nach einem agilen Mindset, auf der anderen Seite stehen die sogenannten „Bewahrer“, schütteln mit dem Kopf und verweisen auf Prozesshandbücher.
Auf einen gemeinsamen Nenner können wir uns jedoch sicher einigen: Es schadet nie, Bestehendes zu hinterfragen, über eigene Denk- und Verhaltensweisen zu reflektieren und Veränderungen gegenüber offen zu sein.
Fragen und Antworten
Ein agiles Mindset ist geprägt von einer Reihe von Denkweisen und Eigenschaften, wie zum Beispiel dem Willen zu wachsen und sich zu entwickeln, Veränderungsbereitschaft, Wille zur ständigen Verbesserung und Fähigkeit zum Anpassen an neue Situationen.
Ja und nein – mit einer Tendenz zu „ja“. Gewisse Anteile der eigenen Persönlichkeit sind nur schwer veränderbar, doch trotzdem kann die Denkweise hin zu etwas mehr Agilität trainiert werden. Das gelingt unter anderem durch Lernen von anderen oder regelmäßiges Reflektieren.
In stark agil geprägten Umgebungen ist es von Vorteil, wenn auch die Einzelnen agile Denkweisen verinnerlicht haben. Doch Fakt ist: Für erfolgreiche Projekte und Unternehmen braucht es verschiedene Persönlichkeitstypen mit unterschiedlichen Arbeitsweisen – und das ist auch gut so. Um weiter in Klischees zu denken: Der Freigeist-Hipster würde wohl niemals ein sorgfältiges Controlling aufsetzen, ebensowenig wie der alteingesessene Reichsbedenkenträger innovative Lösungen entwickeln würde.