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Artikel über Aktives Zuhören

Aktives Zuhören: Wie du besser kommunizierst und Missverständnisse vermeidest

Auf einen Blick

Aktives Zuhören umfasst sowohl eine Grundhaltung als auch konkrete Techniken. Die Grundhaltung orientiert sich an den Axiomen nach Rogers (Empathie, Authentizität und positive Wertschätzung). Konkrete Techniken untergliedern sich in verbale Techniken (beispielsweise Paraphrasieren und Spiegeln) und nonverbale Techniken (beispielsweise offene Körperhaltung).

Kennst du das? Jemand redet und redet und du kommst gar nicht zu Wort?

Klar, jeder von uns hat das Bedürfnis, seine eigenen Gedanken zu äußern und von eigenen Ideen zu überzeugen. Manchmal ist aber Zuhören tatsächlich wichtiger als selbst zu reden. Warum das so ist und welche Techniken du in deiner täglichen Kommunikation anwenden kannst, erfährst du hier.

Was ist aktives Zuhören?

Wie der Name „aktives Zuhören“ schon sagt, bleibst du beim Zuhören wortwörtlich aktiv. Nur weil du nichts sagst, heißt das nicht, dass du nichts tust. Im Gegensatz zum normalen Zuhören kreisen deine Gedanken nicht um deine nächsten Worte während der andere redet.

Aktives Zuhören - Ablenkungen

Du schweifst auch nicht ab, tippst auf dem Handy oder hörst nur halbherzig zu. Du bleibst beim aktiven Zuhören mit voller Aufmerksamkeit bei deinem Gegenüber. Was tust du dabei? Auf viele Dinge achten:

  • Körpersprache: Wie sitzt dein Gesprächspartner da? Was machen die Hände oder der Gesichtsausdruck? Ist er dir zugewandt oder eher abgeneigt?
  • Mimik: Welchen Ausdruck haben die Augen? Zeigen die Mundwinkel beim Reden nach unten oder oben?
  • Ton: Welchen Ton schlägt dein Gegenüber an? Ist die Stimme laut oder leise? Spricht er schnell oder langsam?

Aber es bleibt nicht beim Beobachten – schließlich reden wir über „aktives“ Zuhören. Aktiv wirst du, in dem du viele Rückfragen stellst oder das Gesagte in eigenen Worten wiederholst. Welche Techniken es hierzu gibt, findest du weiter unten.

Mentale Energie beim Zuhören
Angelehnt an eine Illustration des hervorragenden Roberto Ferraro

Beim aktiven Zuhören musst du also auf einige Dinge gleichzeitig achten. Aber was bringt dir das?

Aktives Zuhören: Die Vorteile

Der offensichtlichste Vorteil: Dein Gegenüber fühlt sich verstanden. Dadurch entsteht Vertrauen und der andere öffnet sich mehr. Du bekommst also ein „Mehr“ an Informationen und schaffst eine tiefere Beziehung zu deinem Gesprächspartner.

Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Vorteile:

  • Weniger Missverständnisse: Indem du Rückfragen stellst und Bestätigungen einholst, stellst du ein gemeinsames Verständnis sicher.
  • Mehr Empathie: Wetten, dass du dich besser in deine Gesprächspartner hineinversetzen kannst, wenn du wirklich zuhörst, statt nur zu hören?
  • Tieferes Verständnis des Gesagten: Du denkst mit, statt nur Informationen aufzunehmen. Dadurch verarbeitest du die Informationen tiefer, als wenn sie nur an dir vorbei rauschen.
  • Weniger Konflikte: Weniger Missverständnisse führen beinahe zwangsläufig zu weniger Konflikten. Absprachen sind für alle Parteien klarer.
  • Bessere Stimmung: Wer fühlt sich nicht gut, wenn ihm wirklich zugehört wird?

Klingt gut, oder? Schauen wir jetzt mal hin, wo das aktive Zuhören besonders wichtig ist und was du davon lernen kannst.

Von Experten lernen: Aktives Zuhören in der Psychotherapie

Du kannst dir sicherlich einige Situationen vorstellen, in denen aktives Zuhören besonders wichtig ist. Eine davon ist das klassische Therapeutengespräch mit einem Patienten.

Der Psychologe Carl Rogers hat sich das genauer angesehen und festgestellt: Patienten beurteilen die Therapie eher nach den Kommunikationsfähigkeiten des Therapeuten als nach dem klassischen Therapieerfolg – „Er versteht mich gut“ ist also mehr wert als „Mir geht es nach 4 Wochen besser“.

Erstaunlich, oder? Aus diesen Beobachtungen hat Rogers ein Muster abgeleitet und drei Axiome formuliert.

Die 3 Axiome nach Rogers

Welche Grundhaltung solltest du also einnehmen, um richtig gut aktiv zuhören zu können? Gemäß Rogers sind drei konkrete Dinge wichtig:

  1. Einfühlendes Verstehen (Empathie): Bei der Empathie ist es wichtig, dass du wertfrei bleibst. Gehe auf dein Gegenüber ein ohne direkt zu urteilen. Sich in den anderen hineinzuversetzen, kann ganz schön schwierig sein. Um Missverständnisse zu vermeiden, helfen folgende Fragen:
    • Wie hast du dich dabei gefühlt?
    • Wie ging es dir damit?
    • Warum glaubst du, ist das so?
  2. Echtheit (Authentizität): Echtheit brauchst du, damit sich auch dein Gegenüber echt fühlen darf – also ganz er selbst sein kann. Spielst du etwas vor (z. B. stellst dich sportlicher dar als du wirklich bist), wird dein Gegenüber auch nicht ganz offen sein (und erzählt vielleicht eher nicht von der gestrigen Schokoladenattacke am Abend). Hier spielt auch wieder die Körpersprache eine große Rolle. Versuche, dich einfach so hinzusetzen, wie du dich am wohlsten fühlst und nicht in irgendeine unauthentische Rolle zu schlüpfen.
  3. Emotionale positive Wertschätzung: Positive Wertschätzung bedeutet nicht, dass du alles gut finden oder bei allem zustimmen musst, was der andere sagt. Stattdessen solltest du den anderen als eigenständiges Individuum respektieren. Alle Gefühle und Gedanken des anderen sind erst einmal in Ordnung und dürfen gefühlt oder ausgesprochen werden. Deine Gefühle müssen nicht übereinstimmen und genau darum geht es. Versuche nicht, deine Welt über die Welt des anderen zu stülpen. Deine Lösungen müssen nicht seine Lösungen sein. Erkenne an, dass jeder Mensch einzigartig ist.
Axiome nach Rogers

Wenn du diese Axiome im Alltag beachtest, bist du schon richtig gut aufgestellt. Die Grundidee: Sei du selbst, verstecke dich nicht hinter Rollen oder Fassaden und verstehe dich als (Gesprächs)Partner, der echtes Interesse am Gespräch hat und sich aktiv einbringen möchte.

Aber nun genug der Vorrede … wie funktioniert das nun genau mit dem aktiven Zuhören?

Verbale Techniken – Kommunikation für Profis

Gehen wir mal ans Werk. Was kannst du tun, um aktiv zuzuhören? In diesem Abschnitt haben wir ein paar verbale Techniken für dich. Anders ausgedrückt: Was kannst du sagen, statt nur zu hören?

Paraphrasieren

Der Begriff „Paraphrasieren“ kommt ursprünglich aus den Universitäten im alten Griechenland. Die Studenten wurden dort sogar bestraft, wenn sie nicht zunächst das grade Gesagte wiederholten!

Genau darum geht’s nämlich: Gib mit eigenen Worten wieder, was du gerade gehört hast. Warum? Du vermeidest damit Missverständnisse und kannst das Gesagte nochmal präziser formulieren.

Beispiel:
Dein Freund sagt zu dir: „Ich bin total K.O. und habe gar keine Lust, heute Abend wegzugehen.“
Deine paraphrasierte Antwort könnte lauten:
„Dein Akku ist wohl leer und du fühlst dich zu antriebslos, um heute noch etwas zu unternehmen?“

Besonders clever: Die Wiederholung in deinen eigenen Worten als leichte Frage zu formulieren. So kann dein Freund nämlich direkt bestätigen, dass du ihn richtig verstanden hast. Wichtig hierbei: Nicht sarkastisch oder ironisch werden. Das kann schnell nach hinten losgehen.

Gute Formulierungshilfen:

  • Dir ist es also wichtig, dass …
  • Du meinst damit, dass …
  • Für mich klingt das, als ob …
  • Mit anderen Worten …
  • Bei mir ist angekommen, dass …

Spiegeln

Eine verwandte Technik des Paraphrasierens ist das Spiegeln (auch: Verbalisieren emotionaler Erlebnisse). Dabei bestätigst du deinem Gegenüber, dass du das gerade erzählte Gefühl selbst kennst.

Beispiel:
Deine Kollegin sagt zu dir: „Der Chef war vorhin so laut und gemein zu mir. Ich habe gar keine Lust mehr, für ihn zu arbeiten.“
Deine gespiegelte Antwort könnte lauten:
„Ja, ich hatte auch schon solche Gespräche mit ihm. Da fühlst du dich nicht wertgeschätzt und überfordert, oder?“

Du musst dabei nicht exakt die gleiche Erfahrung gemacht haben wie dein Gesprächspartner. Ähnliche Situationen, die ähnliche Gefühle in dir ausgelöst haben, reichen völlig aus.

Fragen stellen

Und zuletzt das einfachste Mittel: Stelle Rückfragen. Wir antworten gerne auf Fragen, weil wir grundsätzlich bereit sind, Wissen zu teilen. Das liegt in unserer Natur. Wenn du also Fragen stellst, bekommst du nicht nur mehr Informationen, sondern der andere öffnet sich immer mehr.

Auch hier können wieder Missverständnisse vermieden werden. Besonders gut sind dabei offene Fragen, also die klassischen „W-Fragen“: Warum? Wie? Wer? Was? Wodurch?

Beispiel:
Schauen wir nochmal zu dem Beispiel mit dem erschöpften Freund.
Wenn er dir sagt: „Ich bin total K.O. und habe gar keine Lust, heute Abend wegzugehen.“
Deine Rückfrage könnte sein: „Was hat dich denn so erschöpft?“ oder „Worauf hast du dann heute Abend Lust?“

Dadurch erfährst du mehr zur Situation und was in deinem Freund vorgeht. Die Antworten kannst du dann wieder spiegeln oder paraphrasieren.

Nonverbale Techniken – Körpersprache für Profis

Neben dem Paraphrasieren, Spiegeln und Fragen stellen kannst du auch viel mit deinem Körper tun.

Vielleicht hast du schon mal etwas von sogenannten Spiegelneuronen gehört. Diese Neuronen sind in unserem Gehirn dafür verantwortlich, wie wir miteinander umgehen. Ein Beispiel, dass du direkt selbst ausprobieren kannst: Wenn du mit einem anderen Menschen in einem 2er Gespräch bist und ihr euch gegenübersitzt, nimm eine bestimmte Körperhaltung ein (verschränke zum Beispiel die Beine und lehne dich nach hinten). Wenn die Spiegelneuronen zwischen euch aktiv sind, wird sich dein Gegenüber an deine Körperhaltung anpassen.

Folgende Punkte bringen dich beim aktiven Zuhören weit nach vorne:

  • Offene Körperhaltung zum Gegenüber (keine verschränkten Arme oder Beine, nach vorne geneigter Oberkörper)
  • Ausreden lassen (auch wenn es nicht immer leichtfällt)
  • Blickkontakt halten (dabei musst du nicht starren; Blinzeln ist erlaubt)
  • Kein Handy in der Hand haben
  • Gesagtes mit einem Nicken oder einem zustimmenden „Mhm“ bestätigen
  • Geduld und Ruhe ausstrahlen

Nicht ganz einfach, aber hier macht Übung den Meister. Und du wirst feststellen: Aktives Zuhören bringt nicht nur dem anderen viel, sondern auch dir selbst. Das Gesagte kann auch in deinem Kopf besser verarbeitet werden und es können tiefere Gedankengänge dazu geformt werden.

Aktives Zuhören: Verbale und nonverbalen Techniken

Fazit

Aktives Zuhören bringt allen was: Ihr versteht euch besser und tiefer, dein Gegenüber fühlt sich gewertschätzt und öffnet sich mehr. Die Techniken sind zwar nicht sofort zu meistern, aber leicht zu lernen. Hier hilft Wiederholung, um es zu deiner Gewohnheit werden zu lassen, Rückfragen zu stellen oder ausreden zu lassen. Gutes Zuhören ist mitunter mehr wert als viel selbst reden.

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