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Artikel zu Mythen über Kreativität

9 Mythen über Kreativität, die du nicht mehr glauben solltest

Auf einen Blick

Zum Thema Kreativität sind viele Missverständnisse weit verbreitet, wie z. B. dass sie angeboren oder ein plötzlicher Geistesblitz sei. Stattdessen kann Kreativität durch harte Arbeit, Teamarbeit und strukturierte Ansätze gefördert werden. Auch Beschränkungen führen oft zu innovativen Ideen. Kreativität ist demnach nicht wenigen vorbehalten, sondern für jeden erlernbar und kann weiterentwickelt werden.

Enthält Werbelinks Kreativ wie Picasso, Albert Einstein oder Steve Jobs? Wenn du diese Namen hörst – würdest du dich als kreativen Menschen bezeichnen?

Fakt ist: Viele Menschen verbinden Kreativität mit einer Reihe von Mythen, beispielsweise dass Kreativität angeboren, unvorhersehbar und nur wenigen Glücklichen vorbehalten ist.

Aber ist das wirklich so? Die wissenschaftliche Arbeit von David Burkus und seinem Buch The Myths of Creativity: The Truth About How Innovative Companies and People Generate Great Ideas  spricht eine andere Sprache: Demnach kann jeder mit der richtigen Ausbildung und gesundem Menschenverstand kreative und innovative neue Ideen, Projekte und Prozesse liefern.

Mythen zum Thema Kreativität

Hinweis:
Vielleicht sagst du dir bei einigen Mythen „Ist doch klar! Weiß doch jeder!“ Doch denk immer dran: Nur weil dir etwas klar ist, heißt das noch lange nicht, dass alle anderen das auch wissen.

1. Der Heureka-Mythos

Eine neue Idee erscheint als plötzlicher Geistesblitz? Ganz so einfach ist es nicht: Tatsächlich sind solche scheinbar spontanen Erkenntnisse das Ergebnis vorhergehender harter Arbeit an einem Problem. Dein Denken wird im Unterbewusstsein weiterverarbeitet, die Fäden miteinander verbunden, bevor die Ideen als neue, „Heureka“-artige Innovationen auftauchen.

Beispiel: 
Sir Isaac Newton fragte sich, warum ein Apfel immer senkrecht zum Boden fällt, nicht seitwärts oder nach oben. Seine Schlussfolgerung: „Die Erde muss ihn anziehen. Es muss eine Anziehungskraft in der Materie geben“. So wurde das Konzept der Gravitation geboren. Diese Geschichte ist ein ikonisches Beispiel für den „Heureka-Moment“. Was die meisten jedoch vergessen: Newton hat fast zwanzig Jahre lang an seinen Ideen zur Gravitation gearbeitet, bevor er 1687 sein bahnbrechendes Buch „The Principia: Mathematical Principles of Natural Philosophy“ veröffentlichte.

2. Kreativität ist angeboren

Viele Menschen glauben, dass kreative Fähigkeiten angeboren sind. Tatsächlich gibt es nicht „den kreativen Menschen“. Verschiedene Studienergebnisse deuten zwar auf einen genetischen Faktor hin, betonen aber auch die Bedeutung der Umwelt und anderen Persönlichkeitsmerkmalen, wie zum Beispiel Offenheit.

Generell gilt: Menschen mit Vertrauen in sich selbst und diejenigen, die am härtesten an einem Problem arbeiten, finden am ehesten eine kreative Lösung. Denk mal an jemanden, der nie aufgibt und immer neue Wege ausprobiert – diese Person wird wahrscheinlich kreativ erfolgreich sein.

3. Der Originalitäts-Mythos

Muss jede kreative Idee einzigartig und komplett neuartig sein? Absolut nicht! Neue Ideen entstehen selten aus dem Nichts. Vielmehr sind sie sehr oft Kombinationen und Weiterentwicklungen bereits existierender Ideen.

Beispiel:
Denk an ein Smartphone als Weiterentwicklung bestehender Technologien wie Telefonie, Internet, Kamera und Musikplayer, die zu einem neuen, innovativen Produkt kombiniert wurden. Dies zeigt, dass kreative Durchbrüche oft auf der Verknüpfung und Verbesserung vorhandener Ideen basieren.

4. Der Experten-Mythos

„Lass uns ein paar Experten holen, die finden sicher eine Lösung!“

Viele Unternehmen verlassen sich auf einen technischen Experten oder ein Expertenteam, um eine Reihe kreativer Ideen zu generieren. Dieses Expertenwissen kann ohne Frage hilfreich sein, doch oft sind es gerade Außenstehende, die mit unkonventionellen Denkmustern zu innovativen Lösungen kommen. Oft besonders wertvoll: Input von jemandem, der nicht durch das Wissen darüber begrenzt ist, warum etwas nicht getan werden kann.

Beispiel:
Um lange Wartezeiten an den Kassen zu vermeiden, setzen Experten auf die Implementierung eines schnelleren Kassensystems. Aus einem gemischten Team aus anderen Unternehmensbereichen wird die Idee von Selbstbedienungskassen ins Spiel gebracht, das zudem die Personalkosten senken kann.

5. Der Anreiz-Mythos

Der Experten-Mythos führt oft zu einem weiteren Mythos: Demnach steigern Anreize (z. B. finanzieller Art) die Motivation und somit die Wahrscheinlichkeit für Innovationen. Solche Anreize können zwar kurzfristig und in Einzelfällen helfen, aber oft richten sie mehr Schaden an, da das System schnell ausgenutzt werden kann.

Beispiel: 
Ein Entwicklerteam erhält Boni für jede gelöste Aufgabe und beginnt (vielleicht unbewusst), vor allem leichtere Probleme zu bearbeiten, um die Belohnungen abzugreifen.

6. Der Mythos des einsamen Schöpfers

Wir Menschen vereinfachen die Geschichte gern und schreiben große Durchbrüche und beeindruckende kreative Werke einer einzelnen Person zu – dabei werden unterstützende Arbeiten und Vorbereitungen in der Gruppe ignoriert. Kreativität ist jedoch oft eine Teamleistung, die durch den Austausch und das Einbeziehen unterschiedlicher Perspektiven entsteht.

Beispiel:
Alexander Fleming wird oft als alleiniger Erfinder des Penicillins gefeiert, aber ohne die Arbeiten von Wissenschaftlern wie Ernst Boris Chain und Howard Florey wäre Penicillin nicht zu einem brauchbaren Medikament geworden. Flemmings Entdeckung war zwar der erste wichtige Schritt, doch viele weitere Wissenschaftler mussten herausfinden, wie der Wirkstoff Penicillin isoliert und produziert werden konnte.

7. Der Brainstorming-Mythos

Über Brainstormings hast du bei uns sicher schon häufiger gelesen, zum Beispiel hier oder hier. Doch die Methode wird oft falsch verstanden: Viele glauben, dass die Gruppendiskussionen mit oft abwegigen Ideen direkt zum kreativen Durchbruch führen sollen. Doch mit einem einfachen „Herumwerfen von Ideen“ ist es selbstverständlich nicht getan. Einerseits müssen die generierten Ideen strukturiert, bewertet und weiterentwickelt werden, andererseits sind strukturierte Ansätze für einige Probleme vielleicht besser geeignet als ein Brainstorming.

8. Der Gute-Laune-Mythos

Anhänger dieses Mythos gehen davon aus, dass Kreativität und gute Ideen dann entstehen, wenn alle gut miteinander auskommen und fröhlich zusammenarbeiten. Nun wollen wir sicher alle in einem positiven Arbeitsumfeld tätig sein – aber das sollten wir nicht als Voraussetzung für kreative Ideen ansehen. Kreativität entsteht nicht nur in Harmonie und Wohlfühlatmosphäre – stattdessen können Konflikte und Kritik besonders dabei helfen, auf neue Ideen zu kommen.

9. Der Beschränkungs-Mythos

Glaubst du auch daran, dass Beschränkungen unsere Kreativität behindern und die innovativsten Ergebnisse von Menschen kommen, denen unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen? Dann überlegt mal, ob du nicht vielleicht dann auf besonders gute und unkonventionelle Ideen kommst, wenn du dir absichtlich Grenzen setzt.

Dieses Konzept wird beispielsweise im limitierten Brainstorming eingesetzt, um bewusst Grenzen zu setzen:

Ursprüngliche Frage: Wie können wir mehr Kunden gewinnen?

Einschränkende Fragen:

  • Wie können wir mehr Kunden über die Website gewinnen?
  • Wie können wir mehr Kunden im nächsten Jahr gewinnen?
  • Wie können wir mehr Kunden in der Altersgruppe 50+ im nächsten Jahr über die Website gewinnen?
  • Wie können wir mehr Kunden über die Website gewinnen, wenn wir in maximal 3 Monaten Erfolge sehen wollen?
  • Wie können wir mehr Kunden in der Altersgruppe 50+ gewinnen, wenn uns nur ein Budget von Betrag X zur Verfügung steht?
  • Welche Maßnahmen könnten wir sofort ergreifen, wenn wir nur 5 Tage und Budget X zur Verfügung haben?

Fazit

Viele Menschen halten immer noch an Mythen über Kreativität fest, obwohl sie längst widerlegt sind. Kreativität ist nicht das Ergebnis eines plötzlichen Geistesblitzes oder nur wenigen Auserwählten vorbehalten. Tatsächlich können alle Menschen kreative Lösungen finden, wenn sie sich von den falschen Vorstellungen befreien.

Hier noch einmal der Buch-Tipp: The Myths of Creativity  von David Burkus zeigt, dass Kreativität systematisch entwickelt werden kann, und dass sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen davon profitieren, wenn sie die Realität hinter diesen Mythen erkennen und anwenden.

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