Auf einen Blick
Moving Motivators ist ein spielerisches Tool aus dem agilen Management, mit dem persönliche und kollektive Motivationen erkannt und sichtbar gemacht werden können. Basierend auf zehn Motivatoren können Führungskräfte und Teammitglieder ihre Antriebe sortieren, reflektieren und mögliche Einflüsse von Entscheidungen bewerten. Diese Methode kann keine eindeutigen Antworten bei komplexen Entscheidungen liefern, hilft aber, wertvolle Einsichten zu gewinnen und dient als Basis für weiteres Reflektieren.
Stell dir vor, du stehst vor einer wichtigen Entscheidung im Arbeitsumfeld: ein neuer Job, ein großes Projekt oder vielleicht eine strategische Neuausrichtung. Aber wie findest du heraus, was dir wirklich wichtig ist? Wie kannst du sicherstellen, dass deine Entscheidungen nicht nur rational, sondern auch im Einklang mit deinen persönlichen Werten stehen? Und wie verstehst du, was dein Team wirklich antreibt?
Hier kommt Moving Motivators ins Spiel!
Was ist Moving Motivators?
Moving Motivators wurde vom Management-3.0-Gründer Jurgen Appelo entwickelt und ist eine spielerische Methode, um deine eigenen Motivatoren und die deiner Teammitglieder besser zu verstehen. Ähnlich wie beim Delegation Poker wird mit Spielkarten gearbeitet, die jeweils für einen Motivator stehen.
Die Geschichte der Moving Motivators basiert auf wissenschaftlichen Arbeiten zur menschlichen Motivation und wurde besonders von den Erkenntnissen von Steven Reiss, Daniel Pink und Edward Deci beeinflusst. Jurgen Appelo griff diese Forschung auf, um die Motivationsfaktoren für den Arbeitsalltag gezielt zu bündeln und daraus die 10 CHAMPFROGS-Motivatoren zu entwickeln.
Mehr zum Thema findest du auf der offiziellen Seite und in diesem anschaulichen Video.
CHAMPFROGS im Porträt
CHAMPFROGS ist ein Akronym und steht für die 10 Motivatoren:
Motivator | Auf Deutsch | Beschreibung |
---|---|---|
Curiosity | Neugier | Ich habe viele Dinge zu erforschen und darüber nachzudenken. |
Honor | Ehre | Ich bin stolz darauf, dass meine persönlichen Werte in meiner Arbeit widergespiegelt werden. |
Acceptance | Anerkennung | Die Menschen um mich herum akzeptieren, was ich tue und wer ich bin. |
Mastery | Kompetenz | Meine Arbeit fordert meine Fähigkeiten heraus, bleibt aber in einem Bereich, den ich meistern kann. |
Power | Macht | Es gibt genug Raum, um das Geschehen um mich herum zu beeinflussen. |
Freedom | Freiheit | In meiner Arbeit und Verantwortungsbereichen bin ich unabhängig von anderen. |
Relatedness | Verbundenheit | Ich habe gute soziale Kontakte zu den Menschen um mich herum. |
Order | Ordnung | Es gibt genug Regeln und Richtlinien für ein stabiles Umfeld. |
Goal | Ziel | Mein Lebenszweck spiegelt sich in meiner Arbeit wider. |
Status | Status | Meine Position ist gut und wird von den Menschen, mit denen ich arbeite, anerkannt. |
Die Kernfrage lautet nun: Was ist dir wichtig bzw. was motiviert dich?
Exkurs: Motivation
Motivation treibt uns an und bestimmt, wie engagiert wir eine Aufgabe angehen. Grundsätzlich wird zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation unterschieden.
- Intrinsisch: Hier liegt der Antrieb in der Aufgabe selbst: Du bist motiviert, weil dich dir die Tätigkeit an sich Spaß macht. Beispiele: Ein Entwickler, lernt eine neue Programmiersprache, weil er neugierig darauf ist, oder eine Designerin nimmt ein Projekt an, bei dem sie ihre Vorlieben komplett ausleben kann.
- Extrinsisch: Äußere Anreize stehen im Zentrum – Dinge, die von außen kommen und oft eine Belohnung oder Anerkennung versprechen. Ein Beispiel hierfür ist ein Bonus für ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt oder eine Beförderung als Anerkennung für gute Leistungen.
Beide Motivationsarten haben ihre Berechtigung und können sich im Arbeitsalltag gegenseitig ergänzen.
Wie funktioniert Moving Motivators praktisch?
Moving Motivators kannst du allein oder im Team spielen. Hier ist eine praktische Anleitung für die Anwendung der Moving Motivators-Karten:
Schritt 1: Sortiere die Motivatoren nach Wichtigkeit
Zuerst stellst du dir die zentrale Frage:
„Welche Motivatoren sind für mich am wichtigsten?“
Lege die zehn Karten in eine Reihenfolge, von links nach rechts: links die am wenigsten wichtigen Motivatoren, rechts die für dich wichtigsten. Nimm dir ein paar Minuten Zeit und frage dich:
- Was treibt mich an?
- Was gibt mir Energie und Antrieb?
- Welche Werte sind mir besonders wichtig?
- Wann bin ich bereit, mehr Einsatz zu zeigen?
Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst – dieser Schritt ist nicht ganz leicht!
Beispiel:
Laura ist eine zielstrebige Projektmanagerin in den Dreißigern, die Wert auf berufliche Anerkennung und persönlichen Einfluss legt. Sie ist neugierig, liebt es, sich weiterzuentwickeln und neue Herausforderungen anzunehmen. Für sie ist es wichtig, dass ihre Arbeit nicht nur ihren Fähigkeiten entspricht, sondern auch ihren Werten und Lebenszielen. Zwar schätzt sie Teamarbeit und soziale Kontakte, doch für ihre Karriere ist sie bereit, Abstriche bei ihrer Unabhängigkeit und der Nähe zu Kollegen zu machen, solange sie ihre Kompetenzen stärken und ihre beruflichen Ziele erreichen kann.
Schritt 2: Bewerte, wie eine Veränderung die Motivatoren beeinflusst
Reflektiere nun über die Auswirkung einer möglichen Veränderung auf deine Motivatoren. Bewegt sich ein Motivator durch die Veränderung eher positiv, schiebe die entsprechende Karte nach oben. Wirkt sich die Veränderung negativ aus, ziehe die Karte nach unten. Dies hilft dir dabei, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Veränderung deine Motivation insgesamt beeinflussen könnte.
Beispiele für mögliche Veränderungen:
Für Einzelne | Für Teams |
---|---|
Positionswechsel oder Beförderung Neue Arbeitsaufgaben oder Projekte Veränderung des Arbeitsortes Veränderte Arbeitszeitregelungen | Teamzusammenstellung und neue Mitglieder Einführung neuer Technologien oder Tools Neues Führungs- oder Management-Team Veränderungen der Unternehmenskultur |
Beispiel:
Laura fragt sich, ob sie eine bestimmte neue Stelle annehmen soll. Das Ergebnis ihrer Karten zeigt: Der Job-Wechsel wirkt sich überwiegend positiv auf Lauras Motivatoren aus. Die neue Position bringt spannende Herausforderungen, die ihre Neugier und Kompetenz fördern, während sie mehr Einfluss und Entscheidungsspielraum gewinnt, was ihren Machtmotivator stärkt. Auch ihr Status steigt deutlich, was ihr Selbstwertgefühl stärkt. Zwar bedeutet die Reisetätigkeit weniger soziale Nähe zum Team und eine eingeschränkte Unabhängigkeit, doch empfindet Laura diese Einschränkungen als akzeptabel, da die beruflichen Vorteile für sie überwiegen.
Schritt 3: Reflexion und Austausch
Falls du allein spielst, ist es Zeit zum Reflektieren – im Team kann sich gemeinsam ausgetauscht werden. Folgende Fragen können den Prozess unterstützen:
Für Einzelne | Für Teams |
---|---|
Welche Motivatoren haben sich für mich besonders positiv oder negativ entwickelt? Welche Motivatoren sind mir am wichtigsten und warum? Wie beeinflusst die Veränderung meine wichtigsten Motivatoren? Gab es überraschende Erkenntnisse über meine eigenen Motivationen? | Welche Motivatoren haben wir im Team gemeinsam? Wo gibt es Unterschiede in den Motivatoren, und wie können wir davon profitieren? Wie beeinflussen geplante Veränderungen unsere individuellen und gemeinsamen Motivatoren? Was haben wir über die individuellen Antriebe unserer Teammitglieder gelernt? |
Diese Reflexion gibt wertvolle Einblicke in deine eigenen Motivatoren und die deines Teams. Wenn bei wichtigen Veränderungen die meisten der bedeutenden Motivatoren nach unten rutschen, könnte es an der Zeit sein, über alternative Wege oder Lösungen nachzudenken.
Fazit zu den Moving Motivators
Moving Motivators bietet Führungskräften und Teammitgliedern ein wertvolles Tool, um individuelle und gemeinsame Motivationsquellen zu visualisieren. Besonders in agilen Prozessen wie Scrum, wo ständige Anpassungen an Veränderungen gefordert sind, ist die Methode eine gute Unterstützung: Welche Motivatoren können durch eine Veränderung nach oben oder unten rutschen, und wie wirkt sich das auf das Engagement und die Zufriedenheit im Team aus?
Natürlich kann Moving Motivators keine eindeutige Antwort auf komplexe Entscheidungen geben, doch es unterstützt Führungskräfte und Teammitglieder dabei, ihre eigenen Motivationen und die ihrer Kollegen klarer zu reflektieren und gezielte Überlegungen anzustellen.