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Artikel zum Ishikawa-Diagramm

Ishikawa-Diagramm erstellen: Das Ursache-Wirkungs-Diagramm am Beispiel erklärt

Für Eilige: Alles Wichtige auf einen Blick

Was ist das Ishikawa-Diagramm?
Eine anschauliche und leichte anwendbare Methode zur Ursachensuche bei Problemen. Auch unter den Begriffen Ursache-Wirkungs-Analyse, 8W-Methode oder Fischgräten-Diagramm bekannt.
Warum ist das wichtig?
Weil du damit weniger offensichtliche Ursachen strukturiert sichtbar machst. 
Die wichtigsten Learnings:
➜ Die Visualisierung bringt Struktur ins Brainstorming.
➜ Durch klare Kategorien kommst du eher auf Ideen, die weniger offensichtlich sind.
➜ Optimal, wenn viele Gründe im Raum stehen und du Ordnung ins Chaos bringen willst.

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Wozu benötigst du als Projektmanager ein Ishikawa-Diagramm? Beginnen wir mit zwei Beispielen:

Beispiel

Die Etikettiermaschine einer Abfüllanlage klebt seit heute Nacht die Aufkleber schief, aber niemand kann den Fehler finden.
In der Klinik kommt es immer wieder zu vertauschten Blutproben. Alle beteuern aber, alles strikt nach Vorschrift zu machen.

Was haben die beiden Situationen gemeinsam? Ganz offensichtlich gibt es Probleme, aber die Ursachen sind vollkommen unklar. Genau hier setzen wir an: Ein wichtiger Schritt in einem Problemlösungsprozess ist die Identifikation von Ursachen. Sind diese nämlich erst einmal gefunden, so können sie zielgerichtet beseitigt werden. Genau hier kommen Fischgräten und das Ishikawa-Diagramm ins Spiel.

Das Ishikawa Diagramm zur Problemlösung

Was wollen wir tun? Möglichst viele Ursachen bzw. Einflussfaktoren für ein Problem sammeln und strukturiert darstellen. Genau dafür eignet sich ein Ursache-Wirkungsdiagramm, das auch als Ishikawa-Diagramm oder Fischgräten-Diagramm bekannt ist. Entwickelt wurde es vom Japaner Kaoru Ishikawa, ein Organisationstheoretiker, der sich intensiv mit Qualitätsmanagement auseinandergesetzt hat.

Warum ist das Ishikawa-Diagramm so nützlich? Wirf einen Blick auf die Vorteile:

Visualisierung: Der Aufbau des Ishikawa-Diagramms

Es ist wenig verwunderlich, woher das Diagramm seinen tierischen Namen hat. Die grafische Darstellung ähnelt klar einem Fisch mit seinen Gräten.

Ishikawa-Diagramm

Das Diagramm besteht aus folgenden Bestandteilen:

  • Der Kopf: Hier wird das zu analysierende Problem notiert. Und zwar kurz und knackig.
  • Die Hauptgräten: An den Hauptzweigen des Ishikawa-Diagramms befinden sich mögliche Ursachen. Zur Orientierung werden mögliche Kategorien von Ursachen vorgegeben. Durchgesetzt hat sich eine Kategorisierung nach der 8M-Methode: Mensch, Material, Maschine, Methode, Mitwelt (eigentlich eher „Umfeld“ – aber das beginnt ja nicht mit „M“), Management, Messbarkeit und Money (ja, auch „Geld“ beginnt nicht mit „M“) Nicht all diese Kategorien passen auf jedes Problem und müssen verwendet werden. Sie dienen einfach zur Orientierung. Solltest du andere Kategorien nutzen wollen – tu es!
  • Verzweigungen An jedem Hauptzweig werden mögliche konkrete Ursachen notiert, die auch weiter verzweigt werden können.

Ein Ishikawa-Diagramm erstellen

Wie also läuft so eine Ursachensammlung im Team ab? Mit nur fünf Schritten kommst du ans Ziel. In den folgenden Abschnitten gehen wir detaillierter auf die einzelnen Schritte ein.

1. Problem klar benennen

Zeichne zunächst das Diagramm, nutze beispielsweise eine Vorlage wie die am Ende des Artikels. Zeichne es alternative für eine Teamsitzung groß an Flipchart oder Whiteboard. Notiere das Problem im Kopf des Fisches und hinterlege die Hauptkategorien für mögliche Ursachen.

Beispiel

Zuerst wird das Problem im Kopf des Ishikawa-Diagramms notiert – kurz, konkret und für alle verständlich:
„Etikettiermaschine bringt seit heute Nacht die Aufkleber schief auf.“
Dieser Satz ist die Ausgangsbasis, um im nächsten Schritt mögliche Ursachen des Problems zu ermitteln.

2. Brainstorming: Ursachen eines Problems sammeln

Im zweiten Schritt geht’s ans Eingemachte: Sammle alle möglichen Ursachen des Problems – am besten im Team. Ordne die potenziellen Ursachen den passenden Kategorien des Ishikawa-Diagramms zu, zum Beispiel Mensch, Methode oder Mitwelt.

Wichtig dabei: Unterscheide zwischen primären Ursachen, also direkten Gründen, die das Problem auslösen könnten – und sekundären Ursachen, die hinter diesen primären Faktoren stecken. Gerade die Nebenursachen sind oft der Schlüssel zur eigentlichen Grundursache.

Halte dich beim Brainstorming nicht mit Perfektion auf. Ziel ist es, möglichst viele Ideen zu sammeln, frei nach dem Motto: Quantität vor Qualität. Je mehr Ansätze auf dem Tisch liegen, desto besser lassen sich später die Einflussgrößen und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Ursachen erkennen.

Eine gute Moderation ist hier. gefragt: Stelle gezielte Fragen, hinterfrage jede Ursache noch einmal – vor allem mit dem klassischen „Warum?“. So förderst du spezifische Ursachen zutage, die sonst leicht untergehen. Und genau dafür ist das Fischgrät-Diagramm schließlich gemacht.

Beispiel

Im Team werden mithilfe von Brainstormings verschiedene mögliche Ursachen gesammelt und den Kategorien des Ursache-Wirkungs-Diagramms zugeordnet:

Mensch: Neue Aushilfe an der Maschine, Unachtsamkeit durch Übermüdung nach Nachtschicht
Maschine: Lockeres Führungsrad, Sensor leicht verschoben
Material: Neue Etikettencharge mit Fertigungstoleranzen, Aufkleberrolle falsch eingelegt
Methode: Kein Kontrollschritt nach Etikettierung, fehlende Checkliste beim Schichtwechsel
Management: Keine klare Verantwortlichkeit für Maschinenkontrollen, fehlende Schulung für Aushilfen
Mitwelt (Umwelt): Maschine steht auf schiefer Bodenplatte, Luftfeuchtigkeit ungewöhnlich hoch durch offenes Hallentor
Messbarkeit: Keine definierte Toleranz für Etikettenlage, keine automatische Erkennung schiefer Aufkleber
Money: Günstige Etikettenlieferung ausgetestet, keine Wartungsreserve im Budget

Hier wird auch zwischen primären und sekundären Ursachen unterschieden – zum Beispiel:
Primär: Sensor leicht verschoben →
Sekundär: Maschine wurde nach Reinigung nicht korrekt neu justiert

3. Vollständigkeit prüfen

Ob wirklich alle möglichen Ursachen gefunden wurden, wirst du wohl nie wissen. Aber eine abschließende Prüfung und Kontrolle aller Kategorien ist sinnvoll.

Beispiel

Im nächsten Schritt wird geprüft, ob alle potenziellen Ursachen abgedeckt sind. Beim Blick auf die Kategorien fällt auf, dass Mitwelt (Umwelt) bisher etwas unterrepräsentiert war.
Zusätzlich wird nun die Klimasituation in der Halle aufgenommen: In der Nacht wurde das Hallentor offen gelassen, was zu Feuchtigkeit und verzogenen Etikettenrollen führen kann. Diese weitere Ursache wird nachträglich ins Diagramm eingetragen.

4. Ursachen bewerten und auswählen

Ab diesem Schritt wird es meist so richtig produktiv: Aus den vielen gesammelten Ursachen werden die wahrscheinlichsten ausgewählt. Dieser Schritt ist häufig gar nicht so einfach, besonders dann, wenn sehr viele Ursachen gesammelt wurden. In einer Diskussion besteht hier sehr schnell die Gefahr des Verzettelns.

Eine sehr schöne Variante funktioniert wie folgt: Bitte deine Teilnehmer, ihre wahrscheinlichsten Ursachen mit einem roten Punkt oder einer sonstigen Markierung zu versehen. Dabei erhält jeder Teilnehmer beispielsweise drei Punkte, wobei auch mehrere Punkte einer Ursache zugeordnet werden können. Der Vorteil: Jeder Teilnehmer kann zunächst für sich eine Entscheidung fällen, und ganz nebenbei wird das Bewertungsergebnis auch noch grafisch dargestellt. Praktisch, oder? Eine Diskussion wird durch dieses Verfahren nicht vollständig ersetzt, aber zumindest existiert eine Grundlage.

Beispiel

Jetzt wird es konkret: Welche der gesammelten Einflussgrößen haben die höchste Wahrscheinlichkeit, das Problem ausgelöst zu haben? Das Team bewertet die Ursachen mit Dot Voting. Folgende Ursachen erhalten besonders viel Zustimmung:

Sensor verschoben (Kategorie „Maschine“)
– Aufkleberrolle falsch eingelegt („Material“)
– Fehlende Schulung für Aushilfe („Management“)
– Hohe Luftfeuchtigkeit („Mitwelt“)

Die Bewertung hilft, sich nicht zu verzetteln und die Haupteinflussgrößen gezielt zu behandeln.

5. Maßnahmen ableiten

Was nützt so eine Methode, wenn man am Ende zwar die Hauptursache(n) gefunden hätte, aber nichts daraus macht? Im letzten Schritt warten also noch einmal folgende Aufgaben auf dich:

  • Prüfung der gewählten Hauptsache(n) auf Richtigkeit
  • Ableitung von Maßnahmen und nächsten Schritten

Beispiel

Aus den identifizierten Hauptursachen werden nun konkrete Maßnahmen abgeleitet:

– Sensor-Position täglich überprüfen und dokumentieren
– Einweisungspflicht für neue Teammitglieder, klare Zuständigkeit bei Schichtwechsel
– Türsensor installieren, damit bei offener Halle ein Warnsignal ausgelöst wird
– Checkliste mit Kontrollpunkten vor Produktionsbeginn einführen

So sorgt die Erstellung des Ursache-Wirkungs-Diagramms nicht nur für Klarheit über die Ursachen, sondern auch für direkt umsetzbare Lösungen.

Anwendungsbereiche

Das Ishikawa-Diagramm ist ein echtes Allround-Talent, wenn es darum geht, den Ursachen von Problemen systematisch auf die Spur zu kommen. Es lässt sich in nahezu jeder Branche einsetzen – überall dort, wo Fehler analysiert oder Abläufe verbessert werden sollen.

Typische Einsatzbereiche:

Du siehst: Branche oder Art des Unternehmens spielen eine untergeordnete Rolle. Du kannst das Fischgrätendiagramm immer dann einsetzen, wenn du Ursachen für ein Problem suchst.

Tipps für ein perfektes Ursache-Wirkungs-Diagramm

  • Achte darauf, dass bei sehr komplexen Zusammenhängen kein grafisches Chaos entsteht. Ist absehbar, dass für einen Zweig sehr viele Ursachen gesammelt werden, visualisiere diesen besser separat.
  • Die Methode eignet sich nicht nur zur Problemlösung, sondern auch allgemein zum Sammeln von Ideen zur Erreichung eines Ziels: Notiere das Ziel im Kopf des Fisches und sammle mögliche Wege, um es zu erreichen.
  • Behalte im Hinterkopf, dass das Diagramm eine Vereinfachung darstellt. Besonders bei komplexen Zusammenhängen mit vielen Wechselbeziehungen stößt es an seine Grenzen.

So könnte das Ishikawa-Diagramm für ein Projekt aussehen, in dem die Ursachen für Software-Abstürze gesucht werden:

Ishikawa-Diagramm: Ein Beispiel

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Fazit

Die Erstellung eines Ishikawa-Diagramms lohnt sich immer dann, wenn du Ursachen für ein Problem ermitteln und deren Einflussgrößen strukturiert visualisieren willst. Die charakteristische Fischgräte mit ihren Haupt- und Nebenarmen hilft dir dabei, nicht nur offensichtliche, sondern auch versteckte Ursachen sichtbar zu machen. 

Durch das Eintragen von möglichen Ursachen in passende Kategorien werden Wechselwirkungen und Zusammenhänge schnell erkennbar. So entsteht ein schlüssiges Bild des gesamten Problems, das dir und deinem Team als Grundlage dient, um gezielt Maßnahmen abzuleiten. Kurz gesagt: Ein Ishikawa-Diagramm zu erstellen ist der perfekte Weg, um komplexe Ursachen zu analysieren.

Fragen und Antworten

Was ist ein Ishikawa-Diagramm überhaupt?

Ein Ishikawa-Diagramm, auch Fischgrätendiagramm oder Ursache-Wirkungs-Diagramm genannt, hilft dabei, mögliche Ursachen eines Problems strukturiert zu sammeln und darzustellen. Es wurde vom japanischen Wissenschaftler Kaoru Ishikawa – dem „Vater der japanischen Qualitätskontrolle“ – entwickelt und ist eines der bekanntesten Qualitätswerkzeuge im Qualitätsmanagement.

Warum wird es auch Fischgrät- oder Fischgrätendiagramm genannt?

Weil die grafische Darstellung der Ursachen eines Problems an ein Fischskelett erinnert: Der Hauptpfeil stellt das Problem dar, die einzelnen Ursachen zweigen davon wie Gräten ab. Kaoru Ishikawa entwickelte dieses Diagramm übrigens ursprünglich für die Analyse von Qualitätsproblemen in der Industrie – daher auch die Nähe zu einem technischen, aber leicht verständlichen Aufbau.

Wie funktioniert die Erstellung eines Ishikawa-Diagramms?

Die Erstellung des Ishikawa-Diagramms erfolgt in fünf aufeinander folgenden Schritten: Problem definieren, mögliche Ursachen des Problems sammeln, in Kategorien einordnen, bewerten und dann Maßnahmen ableiten. Dabei werden die Ursachen entlang eines Hauptpfeils (dem Rückgrat des Fisches) eingezeichnet und in primäre, sekundäre oder spezifische Ursachen unterteilt. So lässt sich schnell erkennen, welche Einflussgrößen die stärkste Einflussnahme auf das Problem haben.

Welche Kategorien kann ich beim Ishikawa-Diagramm verwenden?

Je nachdem, wie groß du dein Ishikawa-Modell machen möchtest, kannst du dich auf die 5-8M-Methode stützen. Das können sein:
· Mensch
· Material
· Maschine
· Methode
· Mitwelt (eigentlich eher „Umfeld“ – aber das beginnt ja nicht mit „M“)
· Management
· Messbarkeit
· Money (ja, auch „Geld“ beginnt nicht mit „M“)

Kann ich Kreativitätstechniken bei der Erstellung nutzen?

Unbedingt! Besonders beim Sammeln der potenziellen Ursachen im Team helfen Kreativtechniken wie Brainstorming oder 5-Why-Analyse enorm. Auf diese Weise werden möglichst viele Ideen generiert und auch weitere Ursachen aufgedeckt, die sonst leicht übersehen werden.

Wo liegt der Unterschied zwischen primären und sekundären Ursachen?

Primäre Ursachen sind die direkt eingetragenen Ursachen, die möglicherweise direkt zum Problem führen. Sekundäre Ursachen – oder auch Nebenursachen – sind Ursachen, die hinter einer primären Ursache stecken können. Oft lohnt sich ein zweiter Blick, denn genau hier verstecken sich die wahren Fehlerursachen oder sogar die Grundursache.

4 Kommentare zu „Ishikawa-Diagramm erstellen: Das Ursache-Wirkungs-Diagramm am Beispiel erklärt“

  1. Avatar-Foto

    Hallo Andrea, super Artikel mit einer für mich völlig neuen Methode. Werde ich gleich beim nächsten Problem in einem meiner Projekte ausprobieren. Vielen Dank auch für die Vorlage.
    Dein Blog gefällt mir übrigens sehr gut. Ich finde jedes Mal etwas Interessantes.
    Herzliche Grüße
    Claudia

    1. Avatar-Foto

      Hallo Claudia, vielen Dank für das Lob! Dann viel Spaß beim Ausprobieren – die Methode ist wirklicht recht einfach anwendbar!

  2. Avatar-Foto

    Hallo Andrea,
    auch von mir ein großes Lob für die perfekte Beschreibung und das in einer klaren und verständlichen Sprache (= einer der Gründe warum ich immer wieder gerne auf diese Seiten komme und in Kursen darauf verweise).
    Der Artikel ist komplett und rund, aus meiner Sicht fehlt nichts, daher verstehe bitte meine Anregung nur als „Zuckerl“ oder „i-Tüpfelchen“: Man könnte noch auf den Wikipedia Artikel verweisen, https://de.wikipedia.org/wiki/Ursache-Wirkungs-Diagramm , dort ist u.a auch die Herkunft des Namens (Kaoru Ishikawa) erklärt.
    Nochmals vielen Dank und groooooooßes Lob,
    Sendet aus Mittelfranken
    Werner Motzet
    PS: aus meiner Erfahrung wird das Diagramm in english-sprachigen Ländern und vom Management gerne gesehen und verstanden. D.h. es hilft nicht nur bei der Fehler-Analyse, sondern sorgt auch für Transparenz und Vertrauen.

    1. Avatar-Foto

      Hallo Werner,

      das geht ja runter wie Öl – vielen Dank! Ich lass den Link jetzt erst einmal in deinem Kommentar so stehen, da sehen ihn ja hoffentlich auch viele Leser.

      Liebe Grüße
      Andrea

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