Für Eilige: Alles Wichtige auf einen Blick
Artikel-Highlights
Wozu benötigst du als Projektmanager ein Ishikawa-Diagramm? Beginnen wir mit zwei Beispielen:
Was haben die beiden Situationen gemeinsam? Ganz offensichtlich gibt es Probleme, aber die Ursachen sind vollkommen unklar. Genau hier setzen wir an: Ein wichtiger Schritt in einem Problemlösungsprozess ist die Identifikation von Ursachen. Sind diese nämlich erst einmal gefunden, so können sie zielgerichtet beseitigt werden. Genau hier kommen Fischgräten und das Ishikawa-Diagramm ins Spiel.
Das Ishikawa Diagramm zur Problemlösung
Was wollen wir tun? Möglichst viele Ursachen bzw. Einflussfaktoren für ein Problem sammeln und strukturiert darstellen. Genau dafür eignet sich ein Ursache-Wirkungsdiagramm, das auch als Ishikawa-Diagramm oder Fischgräten-Diagramm bekannt ist. Entwickelt wurde es vom Japaner Kaoru Ishikawa, ein Organisationstheoretiker, der sich intensiv mit Qualitätsmanagement auseinandergesetzt hat.
Warum ist das Ishikawa-Diagramm so nützlich? Wirf einen Blick auf die Vorteile:
Visualisierung: Der Aufbau des Ishikawa-Diagramms
Es ist wenig verwunderlich, woher das Diagramm seinen tierischen Namen hat. Die grafische Darstellung ähnelt klar einem Fisch mit seinen Gräten.

Das Diagramm besteht aus folgenden Bestandteilen:
- Der Kopf: Hier wird das zu analysierende Problem notiert. Und zwar kurz und knackig.
- Die Hauptgräten: An den Hauptzweigen des Ishikawa-Diagramms befinden sich mögliche Ursachen. Zur Orientierung werden mögliche Kategorien von Ursachen vorgegeben. Durchgesetzt hat sich eine Kategorisierung nach der 8M-Methode: Mensch, Material, Maschine, Methode, Mitwelt (eigentlich eher „Umfeld“ – aber das beginnt ja nicht mit „M“), Management, Messbarkeit und Money (ja, auch „Geld“ beginnt nicht mit „M“) Nicht all diese Kategorien passen auf jedes Problem und müssen verwendet werden. Sie dienen einfach zur Orientierung. Solltest du andere Kategorien nutzen wollen – tu es!
- Verzweigungen An jedem Hauptzweig werden mögliche konkrete Ursachen notiert, die auch weiter verzweigt werden können.
Ein Ishikawa-Diagramm erstellen
Wie also läuft so eine Ursachensammlung im Team ab? Mit nur fünf Schritten kommst du ans Ziel. In den folgenden Abschnitten gehen wir detaillierter auf die einzelnen Schritte ein.
1. Problem klar benennen
Zeichne zunächst das Diagramm, nutze beispielsweise eine Vorlage wie die am Ende des Artikels. Zeichne es alternative für eine Teamsitzung groß an Flipchart oder Whiteboard. Notiere das Problem im Kopf des Fisches und hinterlege die Hauptkategorien für mögliche Ursachen.
2. Brainstorming: Ursachen eines Problems sammeln
Im zweiten Schritt geht’s ans Eingemachte: Sammle alle möglichen Ursachen des Problems – am besten im Team. Ordne die potenziellen Ursachen den passenden Kategorien des Ishikawa-Diagramms zu, zum Beispiel Mensch, Methode oder Mitwelt.
Wichtig dabei: Unterscheide zwischen primären Ursachen, also direkten Gründen, die das Problem auslösen könnten – und sekundären Ursachen, die hinter diesen primären Faktoren stecken. Gerade die Nebenursachen sind oft der Schlüssel zur eigentlichen Grundursache.
Halte dich beim Brainstorming nicht mit Perfektion auf. Ziel ist es, möglichst viele Ideen zu sammeln, frei nach dem Motto: Quantität vor Qualität. Je mehr Ansätze auf dem Tisch liegen, desto besser lassen sich später die Einflussgrößen und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Ursachen erkennen.
Eine gute Moderation ist hier. gefragt: Stelle gezielte Fragen, hinterfrage jede Ursache noch einmal – vor allem mit dem klassischen „Warum?“. So förderst du spezifische Ursachen zutage, die sonst leicht untergehen. Und genau dafür ist das Fischgrät-Diagramm schließlich gemacht.
3. Vollständigkeit prüfen
Ob wirklich alle möglichen Ursachen gefunden wurden, wirst du wohl nie wissen. Aber eine abschließende Prüfung und Kontrolle aller Kategorien ist sinnvoll.
4. Ursachen bewerten und auswählen
Ab diesem Schritt wird es meist so richtig produktiv: Aus den vielen gesammelten Ursachen werden die wahrscheinlichsten ausgewählt. Dieser Schritt ist häufig gar nicht so einfach, besonders dann, wenn sehr viele Ursachen gesammelt wurden. In einer Diskussion besteht hier sehr schnell die Gefahr des Verzettelns.
Eine sehr schöne Variante funktioniert wie folgt: Bitte deine Teilnehmer, ihre wahrscheinlichsten Ursachen mit einem roten Punkt oder einer sonstigen Markierung zu versehen. Dabei erhält jeder Teilnehmer beispielsweise drei Punkte, wobei auch mehrere Punkte einer Ursache zugeordnet werden können. Der Vorteil: Jeder Teilnehmer kann zunächst für sich eine Entscheidung fällen, und ganz nebenbei wird das Bewertungsergebnis auch noch grafisch dargestellt. Praktisch, oder? Eine Diskussion wird durch dieses Verfahren nicht vollständig ersetzt, aber zumindest existiert eine Grundlage.
5. Maßnahmen ableiten
Was nützt so eine Methode, wenn man am Ende zwar die Hauptursache(n) gefunden hätte, aber nichts daraus macht? Im letzten Schritt warten also noch einmal folgende Aufgaben auf dich:
- Prüfung der gewählten Hauptsache(n) auf Richtigkeit
- Ableitung von Maßnahmen und nächsten Schritten
Anwendungsbereiche
Das Ishikawa-Diagramm ist ein echtes Allround-Talent, wenn es darum geht, den Ursachen von Problemen systematisch auf die Spur zu kommen. Es lässt sich in nahezu jeder Branche einsetzen – überall dort, wo Fehler analysiert oder Abläufe verbessert werden sollen.
Typische Einsatzbereiche:
Du siehst: Branche oder Art des Unternehmens spielen eine untergeordnete Rolle. Du kannst das Fischgrätendiagramm immer dann einsetzen, wenn du Ursachen für ein Problem suchst.
Tipps für ein perfektes Ursache-Wirkungs-Diagramm
- Achte darauf, dass bei sehr komplexen Zusammenhängen kein grafisches Chaos entsteht. Ist absehbar, dass für einen Zweig sehr viele Ursachen gesammelt werden, visualisiere diesen besser separat.
- Die Methode eignet sich nicht nur zur Problemlösung, sondern auch allgemein zum Sammeln von Ideen zur Erreichung eines Ziels: Notiere das Ziel im Kopf des Fisches und sammle mögliche Wege, um es zu erreichen.
- Behalte im Hinterkopf, dass das Diagramm eine Vereinfachung darstellt. Besonders bei komplexen Zusammenhängen mit vielen Wechselbeziehungen stößt es an seine Grenzen.
So könnte das Ishikawa-Diagramm für ein Projekt aussehen, in dem die Ursachen für Software-Abstürze gesucht werden:

Kostenfreie Vorlage
Lust, ein Problem zu lösen? Dann versuche doch einfach mal diese Methode und lade dir die passende Vorlage herunter:

Hol dir deine kostenlose PowerPoint-Vorlage zur Ishikawa-Methode!
Fazit
Die Erstellung eines Ishikawa-Diagramms lohnt sich immer dann, wenn du Ursachen für ein Problem ermitteln und deren Einflussgrößen strukturiert visualisieren willst. Die charakteristische Fischgräte mit ihren Haupt- und Nebenarmen hilft dir dabei, nicht nur offensichtliche, sondern auch versteckte Ursachen sichtbar zu machen.
Durch das Eintragen von möglichen Ursachen in passende Kategorien werden Wechselwirkungen und Zusammenhänge schnell erkennbar. So entsteht ein schlüssiges Bild des gesamten Problems, das dir und deinem Team als Grundlage dient, um gezielt Maßnahmen abzuleiten. Kurz gesagt: Ein Ishikawa-Diagramm zu erstellen ist der perfekte Weg, um komplexe Ursachen zu analysieren.
Fragen und Antworten
Ein Ishikawa-Diagramm, auch Fischgrätendiagramm oder Ursache-Wirkungs-Diagramm genannt, hilft dabei, mögliche Ursachen eines Problems strukturiert zu sammeln und darzustellen. Es wurde vom japanischen Wissenschaftler Kaoru Ishikawa – dem „Vater der japanischen Qualitätskontrolle“ – entwickelt und ist eines der bekanntesten Qualitätswerkzeuge im Qualitätsmanagement.
Weil die grafische Darstellung der Ursachen eines Problems an ein Fischskelett erinnert: Der Hauptpfeil stellt das Problem dar, die einzelnen Ursachen zweigen davon wie Gräten ab. Kaoru Ishikawa entwickelte dieses Diagramm übrigens ursprünglich für die Analyse von Qualitätsproblemen in der Industrie – daher auch die Nähe zu einem technischen, aber leicht verständlichen Aufbau.
Die Erstellung des Ishikawa-Diagramms erfolgt in fünf aufeinander folgenden Schritten: Problem definieren, mögliche Ursachen des Problems sammeln, in Kategorien einordnen, bewerten und dann Maßnahmen ableiten. Dabei werden die Ursachen entlang eines Hauptpfeils (dem Rückgrat des Fisches) eingezeichnet und in primäre, sekundäre oder spezifische Ursachen unterteilt. So lässt sich schnell erkennen, welche Einflussgrößen die stärkste Einflussnahme auf das Problem haben.
Je nachdem, wie groß du dein Ishikawa-Modell machen möchtest, kannst du dich auf die 5-8M-Methode stützen. Das können sein:
· Mensch
· Material
· Maschine
· Methode
· Mitwelt (eigentlich eher „Umfeld“ – aber das beginnt ja nicht mit „M“)
· Management
· Messbarkeit
· Money (ja, auch „Geld“ beginnt nicht mit „M“)
Unbedingt! Besonders beim Sammeln der potenziellen Ursachen im Team helfen Kreativtechniken wie Brainstorming oder 5-Why-Analyse enorm. Auf diese Weise werden möglichst viele Ideen generiert und auch weitere Ursachen aufgedeckt, die sonst leicht übersehen werden.
Primäre Ursachen sind die direkt eingetragenen Ursachen, die möglicherweise direkt zum Problem führen. Sekundäre Ursachen – oder auch Nebenursachen – sind Ursachen, die hinter einer primären Ursache stecken können. Oft lohnt sich ein zweiter Blick, denn genau hier verstecken sich die wahren Fehlerursachen oder sogar die Grundursache.
Hallo Andrea, super Artikel mit einer für mich völlig neuen Methode. Werde ich gleich beim nächsten Problem in einem meiner Projekte ausprobieren. Vielen Dank auch für die Vorlage.
Dein Blog gefällt mir übrigens sehr gut. Ich finde jedes Mal etwas Interessantes.
Herzliche Grüße
Claudia
Hallo Claudia, vielen Dank für das Lob! Dann viel Spaß beim Ausprobieren – die Methode ist wirklicht recht einfach anwendbar!
Hallo Andrea,
auch von mir ein großes Lob für die perfekte Beschreibung und das in einer klaren und verständlichen Sprache (= einer der Gründe warum ich immer wieder gerne auf diese Seiten komme und in Kursen darauf verweise).
Der Artikel ist komplett und rund, aus meiner Sicht fehlt nichts, daher verstehe bitte meine Anregung nur als „Zuckerl“ oder „i-Tüpfelchen“: Man könnte noch auf den Wikipedia Artikel verweisen, https://de.wikipedia.org/wiki/Ursache-Wirkungs-Diagramm , dort ist u.a auch die Herkunft des Namens (Kaoru Ishikawa) erklärt.
Nochmals vielen Dank und groooooooßes Lob,
Sendet aus Mittelfranken
Werner Motzet
PS: aus meiner Erfahrung wird das Diagramm in english-sprachigen Ländern und vom Management gerne gesehen und verstanden. D.h. es hilft nicht nur bei der Fehler-Analyse, sondern sorgt auch für Transparenz und Vertrauen.
Hallo Werner,
das geht ja runter wie Öl – vielen Dank! Ich lass den Link jetzt erst einmal in deinem Kommentar so stehen, da sehen ihn ja hoffentlich auch viele Leser.
Liebe Grüße
Andrea