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Artikel zum iterativen und inkrementellen Arbeiten

Inkrementeller und iterativer Prozess: Die Basis-Arbeitsweise im agilen Projektmanagement

Für Eilige: Alles Wichtige auf einen Blick

Was ist iteratives und inkrementelles Arbeiten?
Große Aufgaben werden in machbare Schritte zerlegt und dabei regelmäßig geprüft, was funktioniert – und sich so Stück für Stück dem Ziel genähert.
Warum ist das wichtig?
Weil es dir hilft, Projekte flexibler zu gestalten, schneller Ergebnisse zu liefern und dabei Fehler als wertvolle Lernchancen zu nutzen.
Die wichtigsten Learnings:
➜ Fehler? Kein Problem! Sie gehören dazu und bringen dich weiter.
➜ Auch kleine Schritte können einen Mehrwert schaffen – auch bevor alles fertig ist.
➜ Perfekt? Später! Der erste Entwurf muss nicht sitzen – dafür gibt’s Iterationen.

Artikel-Highlights

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Beispiele

Hast du schon mal eine Wohnung eingerichtet oder an neuen Rezepten gefeilt? Dann hast du vermutlich schon intuitiv iterativ oder inkrementell gearbeitet – auch wenn dir die Begriffe vielleicht nichts sagen. Beides klingt kompliziert, ist aber komplett alltagstauglich: Es geht darum, große Aufgaben in überschaubare Schritte aufzuteilen und sich Stück für Stück zum Ziel zu bewegen. 

Ob bei der Entwicklung von Software, dem Design eines Produkts oder sogar bei deinem nächsten Umzugiterative und inkrementelle Prozesse helfen dabei, flexibel zu bleiben, schnell Ergebnisse zu liefern und sich immer weiter zu verbessern. Wie das funktioniert und warum diese Arbeitsweise die Grundlage für agiles Projektmanagement bildet, erfährst du in diesem Artikel.

Inkrementeller und iterativer Prozess – Ein Überblick

Stell dir vor, du planst eine Umgestaltung deines Gartens: Schön, funktional, mit Beeten, Wegen, und Sitzbereichen. Wie gehst du vor?

  • Beim inkrementellen Vorgehen erschaffst du kleine, nutzbare Teilstücke. Du legst beispielsweise als Erstes den Weg von der Terrasse zur Gartenmitte an und bepflanzt ein kleines Beet daneben. Es ist vielleicht noch nicht der gesamte Garten fertig, aber dieser Teil ist schon nutzbar und erfüllt seinen Zweck.
  • Beim iterative Vorgehen überarbeitest du den gesamten Garten immer wieder. Du beginnst vielleicht mit einer groben Skizze, steckst mit Stöcken die Wege ab und überprüfst, ob die Anordnung so praktisch ist. Dann merkst du, dass der Weg zu schmal ist und veränderst die Breite. Im nächsten Schritt probierst du, wo Sitzgelegenheiten am besten Schatten haben. Du optimierst immer weiter, bis das Gesamtbild stimmt.

Beim inkrementellen Vorgehen erschaffst du funktionale und nutzbare Ergebnisse in kleinen Schritten – die Inkremente. Beim iterativen Ansatz arbeitest du am Gesamtbild und verbesserst es Stück für Stück, basierend auf neuen Erkenntnissen. Beide Ansätze ergänzen sich perfekt, vor allem in agilen Projekten, wo es darum geht, frühzeitig Ergebnisse zu liefern und gleichzeitig flexibel auf Feedback einzugehen.

Iterativ vs. inkrementell

Iterativ – Lernen durch Wiederholung

Ein Ziel durch wiederholte Schritte (Iterationen) zu erreichen, bei denen das Ergebnis stetig verbessert wird. Jede Iteration baut auf den Erkenntnissen der vorherigen auf, um sich Schritt für Schritt dem optimalen Ergebnis zu nähern.
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Im iterativen Prozess ist der erste Wurf nie perfekt – und das ist gewollt. Statt viel Zeit in einen detaillierten Plan zu investieren, der vielleicht später nicht funktioniert, setzt du auf schnelles Testen und Anpassen. So arbeitest du mit echten Erkenntnissen und bewegst dich Schritt für Schritt in Richtung eines optimalen Ergebnisses.

Beispiel

In einem Unternehmen soll ein neuer Online-Shop entwickelt werden. Statt alle Designs, Seiten und Funktionen im Detail vorab zu konzipieren, arbeitet das Projektteam agil. In der ersten Iteration wird dem Geschäftsführer lediglich das geplante Farbschema und ein erster Entwurf der Warenkorb-Seite präsentiert. Basieren auf den Erkenntnissen kann das Team in der nächsten Iteration das Design überarbeiten und z.B. auf weitere Seiten übertragen.

Das zeichnet den iterativen Prozess aus:

  • Fehler? Gehören dazu! 
    Der erste Versuch ist nie perfekt – und das ist völlig okay. Fehler sind kein Problem, sondern eine Chance, daraus zu lernen.
  • Immer ein Stückchen besser
    Jede Runde (Iteration) bringt Verbesserungen. Du optimierst Schritt für Schritt, statt alles auf einmal richtig machen zu müssen.
  • Feedback ist dein bester Freund
    Du holst dir regelmäßig Rückmeldungen – vom Team, vom Kunden oder von Nutzern – und nutzt diese, um dein Ergebnis zu verfeinern.
  • Flexibel wie ein Gummiband
    Änderungen? Macht nichts! Im iterativen Prozess sind Anpassungen nicht nur möglich, sondern Teil des Plans.
  • Schnell ins Machen kommen
    Anstatt ewig zu planen, startest du mit einem Prototyp, einer Skizze oder einer groben Idee und arbeitest dich von dort voran.
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Learning
Iteratives Arbeiten heißt: Mit einer Idee loslegen, Fehler machen und daraus lernen. Es geht nicht darum, alles auf Anhieb perfekt zu machen, sondern mit kleinen Schritten, Feedback und Anpassungen dem Ziel immer näherzukommen.

Inkrementell – Stück für Stück zum Ziel

Große Aufgaben in kleinere, überschaubare Schritte (Inkremente) aufteilen und diese nacheinander abarbeiten. Jedes Inkrement ist ein nutzbares Teilergebnis und trägt zum Gesamtziel bei.
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Beim inkrementellen Prozess wird nicht alles auf einmal fertiggestellt, sondern in Etappen. Der Vorteil: Du hast bereits früh greifbare Ergebnisse, die funktionieren und direkt genutzt werden können – auch wenn das Gesamtprojekt noch nicht abgeschlossen ist.

Beispiel

Ein Team entwickelt eine neue App. Statt direkt die komplette App fertigzustellen, wird zuerst eine Basisversion mit den wichtigsten Funktionen (z. B. Anmeldung und Profilverwaltung) programmiert und veröffentlicht. Diese Version kann bereits genutzt werden, während das Team parallel weitere Funktionen (z. B. Nachrichten, Push-Benachrichtigungen) in späteren Inkrementen ergänzt.

Die Eigenschaften der inkrementellen Arbeitsweise:

  • Früh nutzbar
    Jedes Inkrement liefert ein Ergebnis, das bereits funktioniert. Auch wenn das Gesamtziel noch in Arbeit ist, gibt’s schon etwas, das Mehrwert bietet.
  • Schritt für Schritt ans Ziel
    Große Projekte werden in kleinere Teile zerlegt, die nacheinander erledigt werden. So bleibt alles überschaubar und machbar.
  • Motivation durch Erfolge
    Weil jede Etappe ein sichtbares Ergebnis bringt, bleibt die Motivation im Team hoch. Alle sehen den Fortschritt – und das fühlt sich gut an!
  • Weniger Risiko
    Statt alles auf einmal zu entwickeln, testest du Teilergebnisse und kannst früh Anpassungen vornehmen, bevor größere Fehler entstehen.
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Learning
Inkrementelles Arbeiten bedeutet: Großes schaffst du in kleinen, machbaren Häppchen – und jedes Häppchen bringt schon echten Mehrwert. Du siehst früh Ergebnisse und kannst Risiken minimieren, weil du Schritt für Schritt vorgehst und immer wieder nachjustierst.

Beispiele für agile Prozesse

Iterative und inkrementelle Ansätze sind längst nicht nur in der Softwareentwicklung zu Hause. Tatsächlich finden sie sich in vielen Projekten und Branchen wieder – oft intuitiv, ohne dass die Begriffe bewusst genutzt werden. Hier ein paar anschauliche Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen:

Vor- und Nachteile der iterativen Arbeitsweise

Iteratives und inkrementelles Arbeiten bringt viele Vorteile mit sich – doch wie jede Methode hat es auch seine Herausforderungen. Hier ein Überblick, damit du entscheiden kannst, ob dieser Ansatz zu deinem Projekt passt.

Vorteile

Nachteile

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Learning
Iterativ und inkrementell heißt: flexibel bleiben, Risiken minimieren und früh Erfolge sehen – perfekt für dynamische Projekte. Aber Achtung: Der Ansatz braucht gute Kommunikation, Disziplin und klare Ziele, sonst kann es schnell unübersichtlich oder endlos werden.

Iterativ und inkrementell: Wann passt es nicht?

Wenn du bis hierher gelesen hast, wirst du dich vielleicht fragen: Ist diese Arbeitsweise nicht generell sinnvoll? Wir haben ein Beispiel für dich, bei dem die iterative und inkrementelle Arbeitsweise Probleme bereiten kann:

Beispiel

Projekt: Entwicklung eines Medizinprodukts für Krankenhäuser. Ziel ist ein innovatives Gerät zur Patientenüberwachung, das strenge regulatorische Anforderungen erfüllen muss.

Was schiefgeht:
Das Team entwickelt Prototypen in kurzen Zyklen und passt sie nach Feedback an. Dabei wird übersehen, dass jede Änderung umfangreiche Dokumentationen und neue Tests erfordert, was hohe Kosten und Verzögerungen verursacht.
Das Basissystem wird zuerst entwickelt, die Integration in Krankenhaus-IT-Systeme später geplant. Später stellt sich heraus, dass frühe technische Entscheidungen nicht kompatibel sind, was eine aufwendige Überarbeitung nötig macht.

Problem:
Regulatorische Vorgaben und technische Abhängigkeiten machen iterative und inkrementelle Änderungen ineffizient. Jede Anpassung löst unvorhergesehene Folgearbeiten aus, die Zeit und Budget sprengen.

Learning Ein klassischer Ansatz mit klarer Planung und vollständiger Dokumentation im Voraus wäre hier passender. Iterative Methoden könnten nur in frühen Konzeptphasen genutzt werden, um erste Ideen zu testen.

Fazit

Mittels iterativer und inkrementeller Arbeitsweise kannst du Projekte effizient und flexibel abwickeln: Sie ermöglicht es, früh Ergebnisse zu liefern, kontinuierlich Feedback einzuholen und dich Schritt für Schritt dem gewünschten Ergebnis zu nähern. Dabei profitieren insbesondere Projekte mit komplexen Anforderungen oder hohem Unsicherheitsfaktor von diesen Ansätzen.  

Kurzum: Wenn du Effizienz, Flexibilität und Teamarbeit fördern willst, sind iterative und inkrementelle Prozesse eine hervorragende Wahl – solange sie sinnvoll auf den Projektumfang und die Zielvorgaben abgestimmt werden.

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