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Teamrollen nach Belbin: Wie sollte ein perfektes Team zusammengesetzt sein?

Teamrollen nach Belbin: Wie sollte ein perfektes Team zusammengesetzt sein?

Auf den Punkt gebracht

Das Modell der Teamrollen nach Belbin beschreibt 9 typische Rollen, die in jedem Team besetzt sein sollten. Anhand des Rollenmodells kann jedes Team Stärken und Schwächen identifizieren und bei Bedarf zusätzliche Kompetenzen aufbauen.

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Stell dir vor, du packst deine sechs besten Mitarbeiter in ein Team und glaubst, du hast das ultimative Team für höchste Performance geschaffen. Doch was passiert? Diese vermeintlichen Überflieger reißen Deadlines, liefern mäßige Qualität und schaffen es einfach nicht, sich effektiv zu organisieren. Warum ist das so? Warum bekommen diese hochbezahlten Experten die PS nicht auf die Straße?

Das Modell der Teamrollen nach Belbin gibt Antworten. Es sagt dir nicht nur, wie ein optimales Team zusammengesetzt sein sollte, sondern auch, wie du bestehende Teams analysieren und verbessern kannst – ein unschlagbarer Vorteil im Projektmanagement!

Was sind die Teamrollen nach Belbin?

Ein Team aus den Besten ist nicht automatisch das beste Team.

Der englische Wissenschaftler Meredith Belbin hat sich in seiner Arbeit am Henley Management College das menschliche Verhalten in Teams näher angeschaut. Dabei ist ihm etwas aufgefallen:

  • Einige Teammitglieder hatten ständig kreative Ideen.
  • Andere konnten es kaum abwarten, endlich aktiv mit der Arbeit loszulegen.
  • Wieder andere waren besonders gut darin, das Team zu strukturieren und Entscheidungen voranzutreiben.

Belbin stellte fest, dass sich Menschen abhängig von ihren Persönlichkeitsmerkmalen unterschiedlich verhalten und eine typische Rolle einnehmen. Eine Rolle ist hierbei eine Tendenz, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten und mit anderen zusammenzuarbeiten.

Ganze 9 Teamrollen hat Belbin identifiziert, die in drei Gruppen zusammengefasst werden:

  • Handlungsorientierte Rollen: Umsetzer, Perfektionist und Macher
  • Kommunikationsorientierte Rollen: Koordinator, Teamarbeiter und Wegbereiter
  • Wissensorientierte Rollen: Neuerer, Beobachter und Spezialist

Was hat das nun mit der Leistungsfähigkeit des Teams zu tun? Ganz klar: Die hängt von der richtigen Mischung dieser Rollen im Team ab.

Beispiel:
In einem Team arbeiten sechs Spezialisten zusammen, echte Fachexperten. Alle nehmen zusätzlich gern die Rolle des Koordinators ein. Was passiert? Es wird koordiniert und es werden tolle Entscheidungen getroffen – aber wer macht in so einem Team eigentlich Arbeit? Dabei tun sich alle schwer.

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Die 9 Rollen nach Belbin

In den nächsten Abschnitten erhältst du einen Überblick über alle 9 Teamrollen nach Belbin mit ihren typischen Stärken und Schwächen.

Handlungsorientierte Rollen

TeamrolleBeitragStärkenSchwächen
Umsetzer (Implementer)Sorgt dafür, dass Ideen und Pläne in die Tat umgesetzt werden.Diszipliniert, organisiert, verlässlich. Setzt auf Konzepte und Strukturen.Manchmal unflexibel, reagieren zögerlich auf Änderungen der Umwelt.
Perfektionist (Completer, Finisher)Sorgt für gewissenhaftes Arbeiten und das Einhalten von Terminen.Gewissenhaft, pünktlich, vermeidet Fehler, achtet auf Details.Manchmal überängstlich, kontrolliert Dinge mehrfach, delegiert nur ungern.
Macher (Shaper)Fordert das Team heraus, sich zu verbessern. Will Hindernisse überwinden.Dynamisch, energiegeladen, konzentriert sich auf Kernprobleme, lenkt die Aufmerksamkeit des Teams auf das Wesentliche.Neigt zu Provokationen, ist ungeduldig, wirkt manchmal arrogant.

Kommunikationsorientierte Rollen

TeamrolleBeitragStärkenSchwächen
Koordinator (Co-ordinator)Agiert als Entscheider, koordiniert das Team und achtet auf Erreichung der Ziele.Selbstsicher, kommunikativ, entschlussfreudig. Delegiert Aufgaben effektiv.Kann als manipulierend empfunden werden.
Teamarbeiter (Teamworker)Achtet auf gute Zusammenarbeit.Diplomatisch, sympathisch, beliebt. Achtet auf ein gutes Klima im Team.Oft eher zögerlich in Entscheidungen, unentschlossen.
Wegbereiter (Resource Investigator)Sucht Chancen und Kontakte im Umfeld.Extrovertiert, guter Netzwerker, enthusiastisch, kommunikativ. Denkt über den Tellerrand hinaus.Neigt zu zu optimistischem Denken, verliert schnell das Interesse. Verliert gern das Kernthema aus den Augen.

Wissensorientierte Rollen

TeamrolleBeitragStärkenSchwächen
Neuerer (Plant)Bringt neue Ideen und Lösungsansätze hervor.Kreativ, denkt unorthodox, phantasievoll. Sucht nach Ideen und neuen Lösungen.Oft unkonzentriert, Flüchtigkeitsfehler, schlecht kritikfähig. Ignoriert gern Details.
Beobachter (Monitor-Evaluator)Analysiert Optionen auf Umsetzbarkeit.Analytisch, streng, konzentriert. Verfügt über gutes Urteilsvermögen.Oft zynisch und skeptisch, manchmal zurückgezogen.
Spezialist (Specialist)Stellt Fachwissen zur Verfügung.Engagiert, interessiert am Fachthema. Wandelt allgemeine in fachlich korrekte Aussagen um.Verliert sich gern in technischen Einzelheiten. Kein guter Entscheider.

Fun Fact:
Warum heißt der Neuerer im Original „Plant“? Zitat Belbin: „We called these clever people plants, because the chaps at Henley insisted we plant one in each group.“ In jedem Team sollte also ein Vertreter dieser Rolle „eingepflanzt“ werden.

Die optimale Zusammensetzung des Teams

Die Grundidee: Es kommt auf die richtige Mischung dieser Rollen an. Dafür gibt es allerdings keine allgemein gültige Regel. Der perfekte Mix hängt stattdessen von der Aufgabe ab, die das Team zu erfüllen hat.

Beispiele:

  • Ein Team zur Produktentwicklung das hat vor allem Bedarf an wissensorientierten Rollen.
  • Ein Krisenteam braucht starke handlungsorientierte Rollen.

Schau dir die Aufgabe des Teams genau an: Daraus kannst du ableiten, welche Teamrollen nach Belbin besonders wichtig sind. Auch wenn das perfekte Team daraus nicht gezaubert werden kann, hat sich das folgende Vorgehen bewährt:

  1. Beachte bei der Teamzusammenstellung, wie sich die Leute in der Vergangenheit verhalten haben und berücksichtige ihre Potenziale.
  2. Lass das Team eine Weile miteinander arbeiten.
  3. Setzt euch zusammen und reflektiert: Wie ist die Performance? Was klappt nicht so gut? Wer nimmt welche Teamrollen ein? Welche wichtigen Teamrollen fehlen?
  4. Überlegt gemeinsam, was verbessert werden kann. Können Teammitglieder auch in eher ungewohnte Rollen schlüpfen? Wird hier und da fachliche Entwicklung gebraucht?

Fragen und Antworten

Braucht ein Team neun Mitglieder, damit alle Rollen besetzt sind?

Nein. Jedes Teammitglied nimmt in der Regel mehrere Rollen gleichzeitig ein.

Kann ich ein Team nach den Persönlichkeiten der Mitglieder zusammenstellen und so das perfekte Team formen?

Leider funktioniert das nicht. Welche Teamrolle jemand einnimmt, hängt nicht nur von der Persönlichkeit ab, sondern auch von der Aufgabe, der Umgebung, von den anderen Mitgliedern, von der Gruppendynamik – und all das kann sich im Zeitverlauf ändern.

Beispiel:
Ein Programmierer ist im Entwicklungsteam der Spezialist und vielleicht auch Umsetzer und Perfektionist. Arbeitet der gleiche Programmierer in einem Projekt im Marketing mit, dann wird der vielleicht zum Beobachter oder Koordinator.

Müssen immer alle Rollen besetzt sein?

Nein. Du solltest immer den gesunden Menschenverstand einsetzen. Nicht jedes Team braucht einen Beobachter – das Fehlen eines Koordinators hingegen wäre ungünstig.

Nutzen und Vorteile

Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung! Und so bringt auch dieses Modell einige Vorteile mit sich:

  • Teammitglieder können ihr eigenes Verhalten besser verstehen.
  • Teammitglieder können gezielt an ihren Schwächen arbeiten – Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.
  • Führungskräfte verstehen das Verhalten ihrer Teammitglieder besser und können ihnen passende Aufgaben zuweisen.
  • Führungskräfte können Teams gezielt so zusammenstellen, dass ein ausbalanciertes Team entsteht.
  • Alle Beteiligten wissen über bestimmte Verhaltensweisen Bescheid und können gegenseitig auf Stärken und Schwächen eingehen.
  • Das Verständnis untereinander wird gestärkt.

Zu bedenken: Auch das Belbin-Modell hat Schwächen

Kein Modell kann die ganze Welt erklären. Die folgenden Schwächen machen das Modell nicht weniger nützlich – du solltest dir schlicht dieser Einschränkungen bewusst sein:

  • Der Ansatz, ein Team nach Rollen zusammenzustellen, ist oft in der Praxis nicht möglich – stattdessen wird mit den vorhandenen Ressourcen gearbeitet.
  • Menschen verhalten sich je nach Umgebung und Aufgabe unterschiedlich – je nach Team können andere Rollen eingenommen werden.
  • Die Übergänge zwischen Rollen sind fließend – kaum jemand findet sich in nur einer Rolle wieder.
  • Neben den formulierten Stärken und Schwächen gibt es „menschliche“ Faktoren wie Konkurrenz und persönliche Abneigung – diese lassen sich nicht durch die Vergabe von Teamrollen „wegzaubern“.

Welche Rolle nimmst du ein?

Hast du dich in den obigen Tabellen wiedergefunden? Es ist ungemein spannend, sich selbst zu analysieren. Einen kostenlosen Selbsttest gibt es hier: http://www.business-training.ch/tools/teamrollen 

Souverän und selbstsicher als Führungskraft – aber wie?

Konflikte, Moderation, Motivation: Nicht jeder ist dazu geboren, Teams zu führen – doch jeder kann es lernen! Falls du deine Projekte stressfrei und erfolgreich managen möchtest oder eine Zertifizierung anstrebst: Die flexible ittp-Online-Ausbildung schafft den entscheidenden Vorteil für deinen nächsten Karriereschritt. In fokussierten Micro-Learning-Modulen erhältst du alle Werkzeuge, um produktive Teams zu führen und herausragende Projektergebnisse zu erzielen – zufriedene Kunden inklusive.

Egal ob alter Hase oder Projektmanagement-Neuling: Nur mit der nötigen Expertise und Praxiswissen in Management, Teamführung und Organisation gelingt dir der hektische Projektalltag. Klar, den gesunden Menschenverstand musst du schon selbst mitbringen – aber das nötige Know-How für erfolgreiche Projekte bekommst du von uns. Die innovative ittp-Lernplattform bietet dir fundiertes Grundlagenwissen, wertvolle Praxistipps und reichlich Gelegenheit zum Üben – damit du selbst in kniffligsten Projektsituationen gelassen bleibst und kompetent agierst.

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Fazit

Hast du immer die Freiheiten, ein Team nach Wunsch zusammenzustellen? Sicher nicht. Selbst wenn: Gibt es eine Garantie dafür, dass ein Team dann perfekt funktioniert? Auch das nicht.

Trotzdem ist das Modell der Teamrollen nach Belbin nützlich: Ein Team kann sich seiner Stärken und Schwächen bewusst werden und diese ausgleichen. Außerdem können fehlende Rollen besetzt werden.

Eine Menge Handouts und Informationen zum Modell gibts kostenfrei auf der offiziellen Website belbin.com.

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