Für Eilige: Alles Wichtige auf einen Blick
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Das mit der Kommunikation ist ja so eine Sache. Vermutlich hast du auch schon erlebt, dass Aussagen völlig anders aufgenommen wurden als sie gemeint waren. Schnell gehen unbedarfte Äußerungen gnadenlos schief: Da gibt es Missverständnisse oder es wird aneinander vorbei geredet.
Doch warum ist das so? Ganz einfach: Wie bei einem Eisberg lauert so einiges unter der Wasseroberfläche, und genau da daran kann deine Kommunikation zerschellen – wie die Titanic. Genau diesen Mechanismus beschreibt das Eisbergmodell der Kommunikation.
Das Eisbergmodell in der Kommunikation einfach erklärt
Das Eisbergmodell ist ein Kommunikationsmodell, das Kommunikation wie einen Eisberg betrachtet. 20 % der Botschaft werden sichtbar übertragen, die restlichen 80 % auf einer unbewussten Ebene. Es werden zwei Ebenen unterschieden: Die Sach- und die Beziehungsebene.
Die Sachebene
Nur ein kleiner Teil der Botschaft ist direkt wahrnehmbar – und zwar etwa 20 %. In dieser Spitze des Eisbergs sind rein inhaltliche Sachinformationen enthalten: Zahlen, Daten und Fakten und beobachtbare Informationen bzw. Signale.
Die Beziehungsebene
Der mit 80 % weitaus größere Teil einer Botschaft wird jedoch versteckt auf dieser Ebene übertragen. Diese Informationen ergänzen die Informationen der Sachebene und beeinflussen so die Botschaft. Auf der Beziehungsebene geht es häufig um Stimmungen, Gefühle, Wertvorstellungen, Interpretationen des Gesagten, Emotionen und die Vorgeschichte zwischen den Gesprächspartnern.
Eisbergmodell-Beispiel 1
Eine solche oder ähnliche Situation hast du sicher schon einmal erlebt. Kommunikation ist eben viel mehr als nur Worte. Nehmen wir die Aussage einmal auseinander:
- Auf der Sachebene hast du vermittelt, welcher Wochentag morgen ist. Daran sollte nichts Schlimmes ein, oder? Trotzdem reagiert der Kollege emotional, selbst wenn deine eigene Stimmlage, Mimik und Gestik neutral-freundlich daherkommen.
- Über die Beziehungsebene können wir nur spekulieren: Der Kollege hat einen vorwurfsvollen Tonfall unterstellt und glaubt vielleicht, ihm würde ein zu langsames Arbeiten vorgeworfen. Womöglich ist der Kollege selbst mit seiner Leistung unzufrieden, hat eine frühere Kritik an seiner Arbeit noch nicht verdaut oder hat schlichtweg einen schlechten Tag. All das ist unsichtbar und oft unbewusst – und hat den größten Einfluss darauf, wie eine Botschaft aufgenommen wird.
Häufig entsteht ein Konflikt auf der Beziehungsebene: Es geht um die die Beziehung der Gesprächspartner zueinander, aber auch um die Beziehung, die eine Person zu den Begriffen hat, die in der Sachebene der Kommunikation verwendet werden.
Eisbergmodell-Beispiel 2
Schauen wir uns eine Aussage an, die ein Projektmanager gegenüber einem Teammitglied tätigt:
Auf der Sachebene möchte der Projektmanager gern, dass die Präsentation vom Teammitglied gehalten wird. Ziemlich eindeutig, oder?
Die Beziehungsebene ist hingegen deutlich vielschichtiger. Die Aussage kann unterschiedlich gedeutet werden:
- Interpretation 1: „Ich bin sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit und möchte Ihnen die Möglichkeit geben, diese auch selbst zu präsentieren.“
- Interpretation 2: „Ich habe keine Lust, die Präsentation vorzubereiten und wälze das lieber auf Sie ab.“
- Interpretation 3: „Sie haben sich bisher immer davor gedrückt, aber jetzt sind Sie endlich auch mal dran.“
Je nachdem, welches Verhältnis zwischen den beiden Personen herrscht, kann die Aussage komplett unterschiedlich aufgenommen werden. Ein als Lob gemeinter Satz wird so schnell als Kritik aufgefasst – und umgekehrt.
Weniger Konflikte: Tipps für eine bessere Kommunikation
Durch den hohen Anteil an Kommunikation auf der Beziehungsebene besteht ein hohes Risiko für Konflikte und Missverständnisse. Sobald es Störungen auf der Beziehungsebene gibt, wirken sich diese auch auf die Sachebene aus.
Was machst du nun aus den Informationen des Eisbergmodells? Ganz einfach: Du hast schon einen großen Schritt gemacht, wenn du das Modell kennst und dir bewusst machst, dass es eine Menge unter der Oberfläche gibt. Sobald das klar ist, kannst du mit geeigneten Methoden die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen und Konflikten verringern:
Nutzt du diese Techniken, dann stehen die Chancen wesentlich besser, dass die Botschaft so ankommt, wie sie gemeint ist.
Trotzdem sind sie kein Allheilmittel: Manche Konflikte sitzen tiefer, weil persönliche Erfahrungen, alte Spannungen oder unausgesprochene Erwartungen im Spiel sind. Selbst die beste Kommunikation kann nicht alle Probleme auf der Beziehungsebene auflösen.
Mythen und Irrtümer über das Eisbergmodell
Eisbergmodell = Pareto-Prinzip?
Oft wird behauptet, hinter dem Eisbergmodell steckt das Pareto-Prinzip – das ist jedoch völlig falsch. Pareto ist ein Ursache-Wirkungsprinzip. Würden wir es auf den Eisberg übertragen, dann wären die 80% Beziehungsebene eine Folge der 20% Sachebene. Keine Frage: Das ist überhaupt nicht die Aussage des Eisbergmodells.
Zugegeben: 80/20 klingt stark nach Pareto – beide Modelle sind allerdings vollkommen unabhängig voneinander.
Wurde das Eisbergmodell von Sigmund Freud erdacht?
Auch diese Aussage ist falsch. Freud hat als Psychoanalytiker zwar als einer der Ersten im Rahmen seiner Persönlichkeitstheorie beschrieben, dass unser Handeln stark durch unterbewusste Ebenen gesteuert wird und weniger durch die bewussten. Die Metapher des Eisbergs wurde aber von Freud nie genutzt.
Der Eisberg wurde erst später von verschiedenen Autoren erwähnt, wie zum Beispiel Ruch und Zimbardo oder Watzlawick.
Handelt es sich immer genau um 80 % und 20 %?
Fun Fact:
Bei einem echten Eisberg auf dem Meer liegen übrigens fast 90 % unter der Wasseroberfläche.
Vermutlich ahnst du es schon: 80 und 20 sind recht willkürliche Zahlen, da Kommunikation nicht objektiv gemessen werden kann. Merke dir einfach: Im Modell wird prägnant verdeutlicht, dass der unbewusste Teil unter der Oberfläche der deutlich größere mit der größeren Tragweite ist.
Fazit
Das Eisbergmodell ist ein grundlegendes Kommunikationsmodell, dass anschaulich die immense Bedeutung der Beziehungsebene illustriert. All das Verborgene unter der Wasseroberfläche macht einen hohen Anteil unserer Kommunikation aus und ist oft Ursache für Missverständnisse und Konflikte. Wichtig: Sobald du dir dessen bewusst bist, kannst du durch Kommunikationstechniken dieses Risiko reduzieren.
Du interessierst dich für weitere Kommunikationsmodelle? Dann schau hier rein!
Fragen und Antworten
Das Eisbergmodell ist ein Kommunikationsmodell und besagt, dass 20 % einer Botschaft sichtbar übermittelt werden, 80 % jedoch verborgen auf einer unbewussten Ebene bleiben. Der bewusste, sichtbare Teil wird als Sachebene bezeichnet, der unbewusste Teil stellt die Beziehungsebene dar.
Nein, das ist nur ein anschauliches Bild. Kommunikationsanteile sind nicht messbar und in Zahlen ausdrückbar. Der Punkt ist: Der größte Teil der Kommunikation passiert unbewusst.
Ganz und gar nicht! Die Sachebene (Worte) ist wichtig – aber wie sie ankommen, hängt stark von der Beziehungsebene ab.
Wahrscheinlich, weil Freud in seiner Psychoanalyse das Unterbewusstsein als riesigen, verborgenen Teil unserer Psyche beschrieben hat – ähnlich wie der unsichtbare Teil eines Eisbergs. Aber er hat die Eisberg-Metapher nie selbst genutzt. Erst später haben andere Autoren das Bild aufgegriffen, um die menschliche Psyche und im Speziellen auch die Kommunikation anschaulich (und vereinfacht) zu erklären. Kurz gesagt: Freud hat das Denken geprägt, aber der Eisberg als Modell kam erst danach.
Absolut! Gerade in Teams oder bei Vorgesetzten ist es entscheidend zu verstehen, was unter der Oberfläche mitschwingt.
Achte darauf, dass Kommunikation mehr ist als nur Worte. Verlasse dich nicht rein auf die Sachebene. Höre aktiv zu, formuliere klar, frage bei Unklarheiten nach und hole Feedback ein. Wenn Missverständnisse entstehen, prüfe, ob es an der Beziehungsebene liegt und sprich es offen an.