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Artikel über Resilienz im Projektmanagement

Resilienz im Projektmanagement: Wie du mit Herausforderungen und Rückschlägen umgehst

Auf einen Blick

Resilienz bezeichnet die psychische Belastbarkeit von Menschen und spielt sowohl im Job als auch im Privatleben eine große Rolle. Dieser Artikel gibt einen Überblick über das Thema und zeigt typische Praxisbeispiele im Projekt sowie Ansätze zur Stärkung der persönlichen Resilienz.

Hörst du auch immer häufiger vom Begriff „Resilienz“? Und hast du dich schon einmal gefragt, was dahinter steht und ob das Thema auch wichtig für dich ist?

Eine Antwort vorab: Ja, das Thema ist wichtig – und zwar für uns alle, sowohl im Beruf als auch im Privatleben. Schauen wir mal genauer hin:

Was ist Resilienz?

Menschen reagieren unterschiedlich auf all die negativen Einflüsse, die täglich auf uns einströmen. Während einige Menschen von Problemen, Misserfolgen und Katastrophen überwältigt werden, reagieren andere positiv und gehen selbst aus schwierigsten Erfahrungen stärker hervor.

Warum ist das so? Welche Eigenschaften machen einige Menschen belastbar und helfen ihnen dabei, sich von Rückschlägen schneller zu erholen?

Im Rahmen der Resilienzforschung wird genau das untersucht:

  • Wie reagieren Menschen auf schwierige Ereignisse oder Umstände?
  • Warum haben bestimmte Menschen eine höhere Belastbarkeit?
  • Warum ziehen manche sogar Stärke aus schwierigen Ereignissen oder Umständen?

Schauen wir mal auf eine Definition. Demnach ist Resilienz

„ein dynamischer Prozess, der eine positive Anpassung im Kontext erheblicher Widrigkeiten umfasst.“

Mit anderen Worten: Eine widerstandsfähige Person kann sich schnell von schwierigen Situationen erholen und sich erfolgreich an die neuen Anforderungen anpassen. Das Thema ist weit weg vom Projektmanagement? Absolut nicht, lies weiter:

Resilienz im Projektmanagement

Oft ist im Zusammenhang mit Resilienz von den „großen Katastrophen“ unseres Lebens die Rede: Unfälle, schwere Krankheiten, ein Beziehungsende. Doch Fakt ist auch: Ein Großteil unseres Wohlbefindens wird durch die vielen alltäglichen Einflüsse bestimmt – und auch die sind häufig herausfordernd und schwierig.

Beispiel Projektleiter:
Kurz vor Projektende verkündet der interne Auftraggeber, dass im Unternehmen ein strategischer Wechsel stattfindet und mit sofortiger Wirkung das Projekt beendet wird. In dieses Langläufer-Projekt hat der Projektleiter viel Herzblut investiert, wollte es als Sprungbrett für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter nutzen und endlich das nötige Gehalt für einen Hausbau mit seiner Familie zu verdienen.

Beispiel Teammitglied:
Ein Projektmitarbeiter hat einen wichtigen Report erstellt, auf dessen Basis eine zusätzliche Investition getätigt wurde. Es stellt sich heraus, dass der Mitarbeiter eine Kennzahl falsch berechnet hat, was das Unternehmen nicht nur Geld kostet, sondern auch die eigene Kompetenz infrage stellt.

Du siehst, auch in Projekten können diese tückischen „Widrigkeiten“ auftreten, von denen wir uns nur schwer erholen können – schließlich stehen wir als Person hinter unserer Arbeit und auch unsere wirtschaftliche Zukunft wird unter Umständen bedroht.

Verhaltensweisen und Denkmuster zur Stärkung der Resilienz

Wie kannst du dich also von schwierigen Situationen erholen? Wie wirst du psychisch belastbarer? Die folgende Auflistung gibt einen groben Überblick und gilt gleichermaßen für Job und Privatleben.

Siehst du auch Positives?

Studien zeigen: Uns passieren durchschnittlich 3x mehr positive Dinge im Vergleich zu negativen. Unser Wohlbefinden hängt zu einem erheblichen Anteil davon ab, ob wir in der Lage sind, diese positiven Dinge um uns herum wahrzunehmen.

Beispiel Projektmitarbeiter:
Der Mitarbeiter ist am Boden zerstört. Er nimmt wahr, wie Kollegen ihm missbilligende Blicke zuwerfen, sieht die tiefroten Zahlen im Projektbudget. Im Gegensatz dazu könnte er wahrnehmen, wie ihm zwei Kollegen aufmunternd auf die Schulter klopfen und dass das Projekt trotz seines Fehlers seine Ziele immer noch erreichen kann.

Ansatz zur Stärkung der Resilienz: Mache dir die positiven Dinge in deinem Leben immer wieder bewusst, achte darauf, nimm sie wahr.

Bedrohung oder Herausforderung?

Die gleiche Situation kann als Bedrohung oder Herausforderung angesehen werden:

BedrohungHerausforderung
„Ich bin nicht in der Lage, mit der Gefahr umzugehen.“
„Meine Ressourcen und Kompetenzen reichen nicht aus.“
„Ich kann mit der Gefahr umgehen.“
„Ich verfüge über Ressourcen und Kompetenzen, um das Ereignis zu bewältigen.“
„Ich kann von dem Ereignis profitieren und lernen.“

Beispiel Projektleiter:
Bedrohung: „Ich werde nie befördert werden. Wahrscheinlich hält mich mein Chef für inkompetent.“

Herausforderung: „Ich habe in der Vergangenheit bewiesen, dass ich es kann. Ich werde das Gespräch suchen, auf meine Leistungen verweisen und habe es selbst in der Hand, trotzdem meine Beförderung zu erhalten.

Ansatz zur Stärkung der Resilienz: Konzentriere dich auf deine Stärken! Was hilft dir, mit der Situation umzugehen? Wie könntest du sogar von der Situation profitieren?

Gutes im Schlechten finden

Auch bei dieser Methode dreht sich alles um die persönliche Interpretation von Ereignissen. Die Grundidee: Du bewertest ein vergangenes belastendes Ereignis und schaust bewusst auf die positiven Auswirkungen.

Beispiele:

  • „Ich habe gelernt, wer wirklich hinter mir steht.“
  • „Das hat mir endlich den Tritt in den Hintern gegeben, um etwas zu bewegen.“
  • „Ich weiß genau, worauf ich zukünftig achten muss.“

Ansatz zur Stärkung der Resilienz: Nimm dir bewusst Zeit, dir einen vermeintlichen Fehlschlag näher anzuschauen. Sicher hat er auch positive Aspekte – du musst sie nur wahrnehmen!

Erklärungsstile. Oder: Wie sehe ich mein Projekt und mich?

Menschen unterscheiden sich stark in der Art und Weise, wie sie ihre Lebensereignisse interpretieren. Diese Interpretation wird auch als „Erklärungsstil“ bezeichnet. Einfach ausgedrückt stellen wir folgende Frage: „Warum hat dieses Ereignis stattgefunden?“

Schauen wir uns die drei Dimensionen der Erklärungsstile näher an:

  1. Dauerhaftigkeit: Ist das Ereignis vorübergehend oder dauerhaft?
  2. Verallgemeinerbarkeit: Hat das Ereignis eine universelle oder spezifische Ursache?
  3. Personalisierung: Wer ist verantwortlich ist für das Ereignis? Wir selbst (intern) oder jemand oder etwas Äußeres (extern)?

Beispiel Projektleiter:
Pessimistischer Erklärungsstil:
„Ich werde für immer in meiner jetzigen Position bleiben (Dauerhaftigkeit), weil all meine Projekte nicht zur Strategie passen (Verallgemeinerbarkeit) und ich nicht kompetent genug bin (Personalisierung).“

Optimistischer Erklärungsstil: „Meine Beförderung steht trotzdem kurz vor der Tür (keine Dauerhaftigkeit), weil es nur um dieses spezielle Projekt ging (keine Verallgemeinerbarkeit) und das Projekt nur wegen externer Einflüsse gestoppt wurde (keine Personalisierung).“

Ansatz zur Stärkung der Resilienz: Analysiere, wie deine Denkmuster aussehen! Falls du Negatives schnell als dauerhaft und von dir verursacht ansiehst, kann ein regelmäßiges Optimismustraining helfen.

Dinge annehmen, die nicht zu ändern sind

Auch wenn Projektleiter echte Macher sind: Nicht immer liegt die richtige Lösung im aktiven Handeln. Ist ein Ereignis völlig unkontrollierbar oder unvermeidbar, kann die beste Reaktion darin bestehen, die Situation zu akzeptieren und anzunehmen.

Beispiel Projektleiter:
Statt mit Argumenten gegen Windmühlen zu kämpfen, kann sich der Projektleiter mit seiner neuen Situation arrangieren und akzeptieren, dass Unternehmensstrategien sich ändern können. Er weiß, dies hat nichts mit Aufgeben zu tun, sondern mit der klaren Erkenntnis, dass es außerhalb seiner Kontrolle liegt, in welche Geschäftsfelder Gelder investiert werden.

Ansatz zur Stärkung der Resilienz: Sobald du beginnst zu hadern, dich zu ärgern oder zu kämpfen: Frage dich, ob du die Situation kontrollieren kannst, oder ob sie außerhalb deines Einflusses liegt. Falls letzteres der Fall ist: Investiere weder Zeit noch Energie in Dinge, die von dir nicht zu ändern sind und konzentriere dich auf die Themen, die du beeinflussen kannst.

Übermäßige Kontrolle vermeiden

Manchmal sind wir Menschen seltsame Wesen: Sobald wir etwas nicht beeinflussen können, versuchen wir, starke Kontrolle auszuüben. Dahinter steht die Angst, die Kontrolle komplett zu verlieren.

Beispiel Projektmitarbeiter:
Der Fehler des Mitarbeiters macht ihm massiv zu schaffen. Er neigt ohnehin zum Grübeln und hat jetzt Angst, sein Missgeschick könnte sich wiederholen. Er kontrolliert von nun an seine Arbeit nicht nur doppelt, sondern viele Male, bevor er etwas an Kollegen weitergibt. Das Ergebnis: Seine Produktivität sinkt erheblich, sein Wohlbefinden leidet. Seine eigenen Grenzen werden ihm immer stärker bewusst – was sein Kontrollbedürfnis weiter erhöht.

Ansatz zur Stärkung der Resilienz: Mach dir klar, dass du nicht alles um dich herum beeinflussen kannst: Du wirst nie kontrollieren können, wie andere Menschen denken oder sich verhalten, und auch Fehler können passieren. Loszulassen und übermäßige Kontrolle aufzugeben ist oft der Schlüssel zum Erfolg.

Übrigens: Übermäßige Kontrolle finden wir im Projektmanagement häufig in Form von Micromanagern.

Fazit

Resilienz ist das Maß der psychischen Belastbarkeit und beschreibt, wie Menschen sich von schwierigen Situationen, Rückschlägen und Misserfolgen erholen. Ob kleines Ärgernis oder lebensveränderndes Trauma, ob Familienleben oder Karriere: Wir alle können davon profitieren, mit der Veränderung unserer Denk- und Verhaltensweisen resilienter zu werden.

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