Auf einen Blick
Multitasking liegt vor, wenn jemand mindestens zwei Aufgaben oder Tätigkeiten gleichzeitig ausführt und dabei mit der Aufmerksamkeit zwischen beiden hin- und herwechselt. Die wenigsten Menschen sind gute Multitasker – für die meisten gilt Multitasking als Produktivitätskiller und Stressfaktor.
Während des Telefonats mal eben E-Mails abrufen? Neben der Fernsehsendung an der Präsentation für morgen arbeiten? Gleichzeitig in einem Online-Shop bestellen und mit Freunden chatten?
In unserer schnellen Zeit mit ständiger Ablenkung ist es verführerisch, so viele Tätigkeiten wie möglich in begrenzte Zeit zu pressen. Multitasking sieht wie eine ideale Lösung aus – allerdings ist seit langem bekannt, dass es für die meisten von uns leider nicht gut funktioniert.
In diesem Artikel gehen wir auf wichtige Fragen zum Multitasking ein und schauen mal genauer hin, was die Wissenschaft zum Thema sagt.
Was ist Multitasking?
Multitasking liegt vor, wenn jemand mindestens zwei Tätigkeiten gleichzeitig ausführt und dabei mit der Aufmerksamkeit zwischen beiden hin- und herwechselt.
Typische Beispiele für Multitasking im Alltag:
- Während eines Telefonats rufst du gleichzeitig deine E-Mails ab.
- Während einer Besprechung notierst du Ideen und aktualisierst nebenbei deine To-do-Liste.
- Während des Kochens schneidest du Gemüse und telefonierst gleichzeitig.
- Während des Fernsehens isst du nebenbei Schokolade.
Ein kleines Experiment:
- Buchstabiere den Satz „Ich bin ein guter Multitasker“ laut. Schreibe gleichzeitig deinen vollen Namen auf ein Blatt Papier.
- Buchstabiere den Satz „Ich bin ein guter Multitasker“ erst und schreibe danach deinen vollen Namen auf ein Blatt Papier.
Welche Aufgabe war leichter und ging schneller?
Die wichtigsten Fragen zum Multitasking
Steigert Multitasking die Produktivität?
Mehr erledigen in kürzerer Zeit, weil du mehrere Dinge gleichzeitig tust? Klingt schlüssig, funktioniert aber leider in der Regel nicht. Stattdessen sind verminderte Effizienz und Leistung unschöne Nebeneffekte des Multitasking.
Laut Wissenschaft ist unser Gehirn schlichtweg nicht dafür ausgelegt, sich auf mehr als eine Sache gleichzeitig zu konzentrieren. Verteilst du deine Aufmerksamkeit auf mehrere Aktivitäten, arbeitet dein Gehirn härter und wird langsamer, weil es von einer Sache zur nächsten springt. Das führt schnell zu Fehlern, verminderter Konzentration, schlechterem Gedächtnis und erhöhtem Stress.
Kann jeder Multitasking?
Glaubst du auch, dass du ein guter Multitasker bist? Kann sein – ist aber recht unwahrscheinlich. Studien haben ergeben, dass ein sehr kleiner Anteil von uns Menschen tatsächlich sehr gut darin ist, mehrere anspruchsvolle Aufgaben parallel zu bearbeiten – allerdings sind es nur etwa 2,5 Prozent (sogenannte Supertasker).
Mit hoher Wahrscheinlichkeit bist du also besser darin, dich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und sie abzuschließen, bevor du zur nächsten übergehst.
Sind Jüngere besser im Multitasking?
Ein junges Gehirn arbeitet schneller und effizienter? Man könnte meinen, dass Ältere durch das Nachlassen kognitiver Fähigkeiten benachteiligt sind. Untersuchungen zeigen momentan: Jüngere sind es zwar eher gewohnt, durch vermehrten Medienkonsum und die meist ständige Ablenkung durch Smartphones oder Tablets mit ihrer Aufmerksamkeit hin- und herzuwechseln – zu guten Multitaskern werden sie damit aber noch lange nicht.
Ein Zitat:
Starke Medien-Multitasker, die von einer Website zur nächsten springen, Freunden SMS schreiben und E-Mails lesen, während sie Hausaufgaben machen, schnitten bei Aufmerksamkeitstests schlecht ab. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Multitasker, wenn sie mit mehreren Informationsquellen konfrontiert sind, leicht durch irrelevante Informationen abgelenkt werden und Schwierigkeiten haben, die Informationen in ihrem Gehirn zu organisieren und zu speichern, was zu schlechteren Erinnerungen führt.
Quelle
Es mag also sein, dass jüngere Generationen in ihrer täglichen Routine versuchen, mehr Aufgaben zu jonglieren, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass sie besser im Multitasking sind.
Die Ergebnisse einer weiteren Studie deutet in eine andere Richtung: Hier sollten 177 Personen im Studenten-Alter Aufgaben lösen, wobei eine der Gruppen einer typischen IT-Arbeitsumgebung mit ständigen Unterbrechungen ausgesetzt war. Das überraschende Ergebnis: Die Gruppe mit Störungen performte besser als die Gruppe, die ungestört arbeiten konnte. Überraschend, oder?
Sind Jüngere nun besser als Ältere: Lassen wir diese Frage mal offen.
Sind Frauen besser im Multitasking?
Es gibt eine weit verbreitete Annahme, dass Frauen besser im Multitasking sind als Männer. In mehreren wissenschaftlichen Studien hat sich diese Annahme jedoch nicht bestätigt. Wenn du dich in der Literatur umschaust, wirst du verschiedene Studienergebnisse finden, die entweder keine signifikanten Geschlechterunterschiede feststellen, oder aber jeweils Männer ODER Frauen leicht im Vorteil sehen. Nehmen wir mit: Die Fähigkeit zum Multitasking scheint eher an den individuellen Voraussetzungen und nicht am Geschlecht zu hängen.
Woher könnte die Annahme kommen, dass Frauen besser multitasken? Vielleicht aufgrund von Stereotypen, dass Frauen in klassischen Rollenbildern als fähiger in Bezug auf Alltagsorganisation und Familienmanagement gelten.
Stärkt Multitasking dein Gehirn?
Im Gegenteil! Als ob Multitasking nicht schon genug Probleme bereiten würde, spricht auch hier die Forschung eine deutliche Sprache: Multitasking kann den IQ senken und sogar zu kognitiven Beeinträchtigungen führen.
Mehrere Studien zeigen, dass Multitasking den Stress erhöht und zu Angstzuständen und Depressionen führen kann. Chronisches Multitasking kann sowohl das Arbeitsgedächtnis als auch das Langzeitgedächtnis beeinträchtigen.
Stell dir dein Gehirn als einen Computer für deinen Körper vor: Wenn auf dem Computer zu viele Programme gleichzeitig laufen, kann er langsamer werden und sogar abstürzen. Das ständige Gefühl, immer etwas tun zu müssen, kann zu erhöhtem Stress, Erschöpfung und einer geringeren Lebensqualität führen.
Es gilt also nicht „Mach dich härter und trainiere fleißig“, sondern „Arbeite so gut wie möglich mit den Mitteln, die zu dir passen“ – und das bedeutet meist, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und sie gründlich zu erledigen.
Macht Multitasking schlank?
Zugegeben: Diese Fragestellung ist nicht ganz ernst gemeint. Wir wollten einfach folgende Information unterbringen:
Medien-Multitasking (wie das Scrollen durch soziale Medien, ständiges Switchen zwischen Devices) steht in Zusammenhang mit einem höheren Risiko für Fettleibigkeit und einer erhöhten Empfänglichkeit für belohnende Nahrungsmittelreize. (Quelle)
Zitat:
„Wir fanden heraus, dass diejenigen, die angaben, häufiger Multitasking mit ihren Geräten zu betreiben, ein höheres Risiko für Fettleibigkeit hatten, gemessen am BMI (Body-Mass-Index) und am prozentualen Körperfettanteil“,
Richard Lopez, Neurowissenschaftler und Psychologe
Wenn auch die Frage nach Ursache und Wirkung hier nicht ganz klar beantwortet ist: Es lohnt sich dennoch, auf die eigenen Verhaltensweisen zu achten: Isst du auch, während du durch Feeds scrollst? Schaust du auch als Erstes aufs Telefon, wenn du gerade deinen Laptop zugeklappt hast?
Wann funktioniert Multitasking?
Auch wenn Multitasking mittlerweile einen schlechten Ruf hat, ist es doch in einigen Situationen sinnvoll oder verursacht zumindest keinen allzu großen Schaden.
Multitasking kann überlebenswichtig sein, zum Beispiel in gefährlichen oder kritischen Situationen, in denen schnelle Reaktionen erforderlich sind. In solchen Situationen ist es wichtig, mehrere Dinge gleichzeitig im Auge zu behalten, um effektiv handeln zu können.
Behalte als grobe Faustregel im Hinterkopf: Bei fast allem Multitasking „verlierst“ du einen Teil deiner Gehirnkapazität, du verursachst vermehrt Stress und arbeitest tendenziell länger. Wenn es sich um relativ einfache Aufgaben handelt, ist der Zeitverlust gering und du entscheidest dich vermutlich bewusst für ein Multitasking – in anderen ist es weniger sinnvoll:
- Gleichzeitiges Zubereiten des Abendessens nach einem Standardrezept und Telefonieren funktioniert für die meisten von uns recht gut. Das Kochen ist eine vergleichsweise einfache Aufgabe, in der es immer wieder auch kurze Wartezeiten gibt, sodass dich das Multitasking kaum ausbremst und im Idealfall sogar Zeit spart.
- Willst du allerdings parallel zum Telefonieren die nächste Woche im Detail planen, sieht das schon anders aus: Das Planen ist anstrengend für dein Gehirn, sodass du besser beraten bist, dich allein darauf zu konzentrieren.
Zusammengefasst: Wenn schon Multitasking, dann sollte zumindest eine der Tätigkeiten automatisch und ohne große Anforderungen an dein Gehirn ablaufen.
Fazit
Auch wenn Multitasking auf den ersten Blick sinnvoll klingt und zu unserer hektischen Zeit passt: Es funktioniert nicht, wenn komplizierte oder komplexe Aufgaben kombiniert werden, die beide Gehirnleistung erfordern. In fast allen Bereichen des Arbeitslebens ist genau das der Fall – und genau deshalb solltest du so gut darauf achten, dir Freiräume für konzentriertes Arbeiten ohne Ablenkungen zu schaffen.