Kurzfassung für Eilige:
Das klassische Projektmanagement ist ein Oberbegriff für verschiedene Methodiken, Vorgehensmodelle und Methoden, um Projekte erfolgreich zu planen, durchzuführen und abzuschließen. Oft laufen diese Projekte linear und sequenziell mit klar abgetrennten Phasen ab.
Bist du auch umgeben von Projekten? Wir gehen eine Wette ein und sagen: Ja, ganz bestimmt! Egal ob im Job oder im Privatleben, kleine und große Projekte sind überall. Ein Sonntagsausflug will geplant werden, ein zweiwöchiger Sommerurlaub oder sogar eine Weltreise? Was ist mit Renovierungen, Neu- und Umbauten oder Umzügen? Ganz zu schweigen von Kundenprojekten in Agenturen, Installation neuer Anlagen in Produktionsunternehmen, Einführung von Prozessen in Behörden oder der Entwicklung neuer Software oder innovativer Fitness-Tracker.
Würden Zeit und Geld keine Rolle spielen, wären all diese Vorhaben deutlich leichter zu managen: Das Haus steht schief, weil ein Balken vergessen wurde? Kein Problem – dann beginnen wir eben noch einmal von vorn. Auch nervige Themen wie nicht eingehaltene gesetzliche Regeln oder fehlende Patente spielen keine große Rolle, wenn beliebig viele Ressourcen zur Verfügung stehen und sich niemand um einen Zieltermin schert.
Nur sieht die reale Welt anders aus: Im wahren Leben sind Budgets begrenzt, Deadlines drängen und niemand kann und will es sich leisten, unnötige Fehler zu machen. Stell dir ein mittelständisches Unternehmen vor, das auf stark umkämpften Märkten schlichtweg untergeht, weil Produkte zu langsam entwickelt oder es Kundenprojekte mit mangelnder Qualität abliefert.
Genau hier kommt Projektmanagement ins Spiel. Die Grundidee: Komplexe Vorhaben werden mit den richtigen Methodiken und Techniken so bearbeitet, dass sie möglichst effektiv, effizient und ohne Verschwendung von Ressourcen abgewickelt werden.
Definition Projektmanagement
Beginnen wir mit einer allgemeinen Definition: Was ist eigentlich Projektmanagement? Kurz gesagt: Projektmanagement ist eine Management-Disziplin und umfasst das Planen, Durchführen, Steuern, Kontrollieren und Kommunizieren von komplexen Vorhaben (Projekten).
Oder drücken wir es anders aus, sinngemäß nach PMI® (Project Management Institute): Projektmanagement ist die Anwendung von Wissen, Fähigkeiten, Werkzeugen und Techniken auf Projektaktivitäten, um die Projektanforderungen zu erfüllen.
Du willst tiefer in die Definitionen einsteigen? Dann findest du im folgenden Artikel weitere Informationen.
Weiterlesen: Definition Projektmanagement: Was ist Projektmanagement?
Was ist klassisches Projektmanagement?
Würden wir es uns einfach machen, würde die Antwort so lauten: Traditionelles oder klassisches Projektmanagement ist alles, was nicht agil ist. Tatsächlich gilt agiles Projektmanagement in der allgemeinen Wahrnehmung als „das Neue“, während alle „alten“ Methodiken dem klassischen Projektmanagement zugeordnet werden. Die Unterscheidung in klassisch und agil ist durchaus sinnvoll, allerdings ohne das klassische Projektmanagement als „alt“ oder „unmodern“ zu betrachten.
Generell können im klassischen Projektmanagement verschiedene Vorgehensmodelle eingesetzt werden. Unabhängig davon sind klassisch durchgeführte Projekte oft durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
- Sie finden in klar abgegrenzten Phasen mit vorher definierten Ergebnissen statt.
- Die Anforderungen werden zu Beginn detailliert erarbeitet.
- Es liegt ein starker Fokus auf einer intensiven Planungsphase.
- Es werden tendenziell wenige Änderungen erwartet und Änderungen werden als Störung wahrgenommen.
- Der Fokus liegt auf der Einhaltung des Projektplans.
Verbreitete Methoden im klassischen Projektmanagement sind die typischen Gantt-Charts, Phasenpläne mit Meilensteinen oder Projektstrukturpläne.
Hinweis: Häufig ist auch von traditionellem Projektmanagement die Rede. Statt die Begriffe nach ihrer Wortherkunft auseinanderzunehmen, halten wir es einfach: Wir verwenden beide Begriffe synonym. Im Englischen hingegen ist fast nur von „traditional“ die Rede.
Ist klassisches Projektmanagement tot?
Agil liegt im Trend, klassisch ist out? Ganz so einfach ist es nicht! Auch wenn Produktentwicklungen oder Software-Projekte in dynamischen Märkten von agilem Vorgehen profitieren, lassen sich Vorhaben mit festen Rahmenbedingungen hervorragend mit traditionellen Ansätzen bearbeiten, zum Beispiel in folgenden Fällen:
- Projekte, in denen das Ergebnis „in einem Stück“ am Ende geliefert und abgenommen wird, besonders bei physischen Objekten
- Projekte, in denen die Anforderungen im Detail vorliegen und mit allen Beteiligten abgestimmt sind
- Stabile Umgebungen, in denen kaum neue Technologien eingesetzt werden
- In stark regulierten Projekten wie der Medizintechnik oder beim Finanzmanagement börsennotierter Unternehmen
- In Projekten, in denen eine spezifische und strenge Dokumentation erforderlich ist
Laut einer Umfrage des PMI® ist der klassische Ansatz in vielen Organisationen verbreitet:
Vorteile und Nachteile des klassischen Projektmanagements
Wenig Schwarz und Weiß, dafür viele Grauzonen: Behalte das im Hinterkopf, wenn du die Vor- und Nachteile siehst. Das Projekt kann nur von Vorteilen profitieren, wenn es gut geleitet wird. Andersherum kannst du mit einem guten Projektmanagement typische Nachteile vermeiden.
Beginnen wir mit den Vorteilen:
- Leicht überschaubar: Das lineare Vorgehen inklusive Überwachung und Steuerung ist für alle Beteiligten leicht verständlich.
- Verringerung der Komplexität: Durch die Definition von Phasen und Meilensteinen wird das Projekt in überschaubare Häppchen unterteilt.
- Gut vorhersehbar: Ein klarer Terminplan schafft Planbarkeit für alle Beteiligten. Am Ende der Projektlaufzeit wird ein vollständiges Produkt geliefert.
- Keine ständige Kommunikation nötig: Der Kunde bzw. Auftraggeber ist zwar während der Start- und Abschlussphase stark präsent, muss aber während der Umsetzung nicht zwingend eingebunden werden.
- Gute Dokumentation: Anforderungsdokumente, Spezifikationen und Nutzer- und Systemdokumentationen – klassisch durchgeführte Projekte legen oft Wert auf umfassende Dokumentation, was sich besonders in gesetzlich regulierten Projekten auszahlt.
- Optimierte Ressourcenplanung: Dank der detaillierten Planung kann die Auslastung der Personalressourcen optimiert werden.
Wird zu Beginn ein detaillierter Plan erstellt und anschließend verfolgt, entstehen aber auch einige Nachteile:
- Fehlender Überblick: Komplexe Projekte können selten von Beginn an im Detail überblickt werden. Dies macht sich in ungenauen Schätzungen und Fehldeutungen bemerkbar, die später im Projektverlauf zu teuren Änderungen führen können.
- Mangelnde Flexibilität: Der Fokus liegt auf dem Einhalten eines Plans, nicht im ständigen Reagieren auf Änderungen im Projektumfeld. Für sehr dynamische Märkte oder Auftraggeber mit ständig neuen Wünschen sind klassische Ansätze oft weniger geeignet.
- Wenige Zwischenergebnisse: Oft wird dem Auftraggeber nur am Ende ein großer Brocken zur Verfügung gestellt, sodass Fehler erst spät auffallen.
- Spätes Feedback: Da der Auftraggeber nur wenige Teilergebnisse während der Umsetzung erhält, kann er kein Feedback geben und somit nicht auf den Projektverlauf einwirken.
Weitere Vor- und Nachteile findest du im Artikel zum Wasserfallmodell.
Weiterlesen: Das Wasserfallmodell einfach erklärt
Phasen im klassischen Projektmanagement
Klassische Ansätze im Projektmanagement sind meist durch eine Abgrenzung klarer Projektphasen gekennzeichnet. Typische Projektmanagement-Phasen sind:
Je nach Projekttyp, Standard und Vorgehensmodell können mehr oder weniger Phasen vorgesehen ein. Einen Überblick geben wir im folgenden Artikel.
Weiterlesen: Projektmanagement-Phasen: Ein kompakter Überblick
Typische Vorgehensmodelle
Der Begriff „klassisches Projektmanagement“ beschreibt kein konkretes Vorgehen, sondern ist ein Oberbegriff für verschiedene Methodiken, die meist einem linearen und sequenziellen Ansatz folgen. Zwei typische Vorgehensmodelle sind das Wasserfall- und das V-Modell.
Wasserfallmodell
Das Wasserfallmodell ist ein lineares Vorgehensmodell im Projektmanagement. Es ist charakterisiert durch fest definierte Projektphasen, die jeweils einmal durchlaufen werden und grafisch oft in einer Form ähnlich der eines Wasserfalls dargestellt werden. Das Wasserfallmodell eignet sich für Projekte, in denen die Anforderungen von Beginn an klar und vollständig sind und in denen wenige Änderungen erwartet werden.
Weiterlesen: Das Wasserfallmodell einfach erklärt
V-Modell
Das V-Modell ist ein weiteres lineares Vorgehensmodell im Projektmanagement, das den Prozess der Software-Entwicklung in fest definierte Phasen untergliedert. Im Vergleich zum ebenfalls linearen Wasserfallmodell ergänzt es Testphasen, die den jeweiligen Entwicklungsphasen gegenübergestellt sind. Das V-Modell lässt sich auch ausserhalb der Software-Entwicklung einsetzen, wenn Systeme/Produkte entwickelt werden, die sich hierarchisch in Untereinheiten und Komponenten zerlegen lassen.
Weiterlesen: Das V-Modell: Definition, Typen und Phasen
Klassisches oder agiles Projektmanagement?
Agiles und klassisches Projektmanagement verfolgen in einigen Teilbereichen völlig unterschiedliche Ansätze. Du willst mehr darüber wissen? In den folgenden Artikeln gehen wir auf eine Reihe von Unterschieden ein:
Unterschiede zwischen klassischem und agilem Projektmanagement (Teil 1)
Unterschiede zwischen klassischem und agilem Projektmanagement (Teil 2)
Unterschiede zwischen klassischem und agilem Projektmanagement (Teil 3)
Unterschiede zwischen klassischem und agilem Projektmanagement (Teil 4)
Fazit
Traditionelles Projektmanagement ist weder veraltet noch unmodern. Wie so oft gilt: Mit der Auswahl des richtigen Werkzeugs steigt die Wahrscheinlichkeit, das Projekt erfolgreich abzuschließen. Klassische Ansätze im Projektmanagement eignen sich besonders dann, wenn die Anforderungen klar vorliegen, wenige Änderungen erwartet werden, ein hoher Wert auf Dokumentation gelegt wird und sich alle Beteiligten einen festen Rahmen bezüglich Terminen und Budget wünschen.