Auf einen Blick
Note & Vote ist eine von Google Ventures entwickelte strukturierte Methode, um in kurzer Zeit im Team viele Ideen zu sammeln und eine Entscheidung herbeizuführen.
Brainstormings sind Zeitverschwendung. Oder?
Diese Formulierung ist bewusst drastisch gewählt, spiegelt aber die Meinung vieler wider, die Zeit in nutzlosen Brainstormings abgesessen haben und erschreckt zusammenzucken, wenn sie die Aufforderung erhalten, doch mal ein wenig „zu brainstormen“.
Sind Brainstormings out?
Brainstormings können funktionieren – wenn sie denn richtig durchgeführt werden und die Rahmenbedingungen stimmen. Die Realität zeigt aber auch: Beide Voraussetzungen werden oft nicht eingehalten. Es fehlt eine Agenda, eine klare Fragestellung, das Team passt nicht und die Regeln werden nicht beachtet.
Dass Brainstormings so unbeliebt sind, liegt unter anderem daran, dass sie oftmals angesetzt werden, ohne weiter nachzudenken. Doch nicht jede Methode passt auf jede Situation. Wer regelmäßig vor der Aufgabe steht, Kreativ-/Entscheidungs-/Problemlösungsmeetings durchzuführen, der tut gut daran, ein Sammelsurium an Methoden in petto zu haben.
Die heute vorgestellte Methode hat nicht mehr und nicht weniger den Anspruch, als innerhalb von 15 Minuten strukturiert Ideen zu sammeln und sogar zu einer Entscheidung im Team zu gelangen.
Was ist Note and Vote?
Die Methode wurde von Google Ventures entwickelt und ist eine Mischung aus Brainstorming und Entscheidungsfindungstechnik im Team. Sie benötigt kaum Vorbereitung und kann in Gruppen unterschiedlicher Größe durchgeführt werden. Optimal ist eine Größe von 5 bis maximal 10 Teilnehmern.
Du brauchst dafür lediglich Zettel und Stift für jeden Teilnehmer, ein Whiteboard und einen Timer.
Der Ablauf von Note and Vote
Note and Vote ist eine straff durchgetaktete Methode, die aus 6 Schritten besteht:
1. Sammelt Ideen! (Note)
Jeder Teilnehmer erhält Stift und Papier. Ein Timer wird für 5–10 Minuten gestellt. In diesem Zeitraum werden die Teilnehmer aufgefordert, so viele Ideen wie möglich zur Fragestellung zu sammeln.
Da diese Liste nicht veröffentlicht wird, muss niemand Sorge vor abwegigen Ideen haben. Fordere die Gruppe dazu auf, frei zu denken, herumzuspinnen und auch all das aufzuschreiben, was sie sich in einem normalen Brainstorming nicht trauen würden, öffentlich auszusprechen.
2. Wählt Ideen aus! (Self-Edit)
Die zweite Phase umfasst etwa zwei Minuten (wieder Timer stellen!), in der jeder Teilnehmer eine oder zwei favorisierte Ideen aus seiner Liste auswählt.
3. Teilt eure Ideen! (Share and Capture)
Jeder Teilnehmer nennt seine ausgewählten Idee(n) vor der Gruppe. Keine lange Begründung, kein Geschwafel – nur ein kurzes Nennen.
Ein Moderator notiert die Idee(n) für alle sichtbar auf Kärtchen oder Whiteboard.
4. Stimmt ab! (Vote)
Die nächste Timer-Phase umfasst fünf Minuten. Jeder Teilnehmer wählt die vielversprechendste Idee aus dem gesamten Ideenpool und notiert sie auf einem Zettel. Das Notieren ist wichtig: Es schafft die Verpflichtung, sich wirklich entscheiden zu müssen.
5. Teilt und begründet eure Ideen! (Share and Capture 2)
Jeder Teilnehmer nennt seine Lieblingsidee vor der Gruppe und begründet kurz seine Wahl. Achte auch hier darauf: Es sollen keine Reden geschwungen werden – haltet es kurz und knackig!
Jede genannte Idee wird markiert, z. B. durch einen Punkt.
6. Entscheidet! (Decide)
Die Idee mit den meisten Punkten gewinnt! Im traditionellen Note and Vote-Verfahren von Google gibt es einen zuvor festgelegten Entscheider, der sich an die Wahl der Gruppe halten kann, aber nicht muss. Dieses Vorgehen fühlt sich zunächst komisch an („Müssen wir das nicht erst noch diskutieren?“), kann aber schnell und effektiv Fakten schaffen.
Falls dir das zu schnell geht und dein Thema noch weitere Diskussionen erfordert, steht es dir frei, das Abstimmungsergebnis z. B. in einem Folgemeeting zu behandeln.
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Vorteile und Nachteile
Vorteile:
- Jeder Teilnehmer kann für sich allein UND mit der Gruppe denken – die Vorteile von Brainwriting und Brainstorming werden kombiniert.
- Note and Vote ist unglaublich schnell! In nur 15 Minuten liegt ein Ergebnis vor.
- Durch die Abstimmung wird sichergestellt, dass jeder Teilnehmer angehört wird.
- Ausschweifende Diskussionen abseits des Themas werden durch die straffe Struktur vermieden.
- Effizienz: Die Ideenfindung läuft parallel ab, statt die Teilnehmer nacheinander denken und Ideen äußern zu lassen.
- Durch die Abstimmung werden die Teilnehmer gezwungen, sich auf Optionen festzulegen, statt lange hin und herzuschwanken.
- Die Methoden kann zeitlich flexibel gestaltet werden: Niemand zwingt dich, die vorgeschlagenen Einheiten sklavisch einzuhalten.
Nachteile:
- Die Methode eignet sich kaum für sehr komplexe Problemstellungen, die ausgiebig diskutiert werden müssen.
- Je größer die Gruppe, desto schwieriger ist es, den Zeitrahmen einzuhalten.
- In konservativen Umgebungen kann es Mühe machen, die Teilnehmer an eine solche zackige Methode zu gewöhnen. „Aber das müssen wir doch jetzt noch genauer durchsprechen“ wird man häufig hören.
Fazit
In nur kurzer Zeit können mithilfe dieser Methode viele Ideen gesammelt, von Team bewertet und eine Entscheidung herbeigeführt werden.
Ob Entscheidungen für neue Produkteigenschaften, Slogans für Marketingkampagnen oder die Location für den nächsten Betriebsausflug: Note and Vote ist eine einfache Technik, die du unbedingt einmal ausprobieren solltest!
Wünschst du dir einen Spickzettel? Hier ist er:
Hallo zusammen,
das fand ich jetzt sehr interessant. Einfach dargestellt und einfach zu handhaben.
danke für diese neue Möglichkeit.
LG
R. Wandinger
Eine Phase fehlt hier doch noch: Thema/Fragestellung ausarbeiten und verständlich an Teilnehmer erklären!
Guter Hinweis!