Auf einen Blick
Rechts lang oder links lang – mehr arbeiten oder weniger arbeiten – mehr Sport oder gesünder Essen… Der Alltag steckt voller kleiner Entscheidungen. Entscheidungen können aber schnell komplex werden und spielen vor allem im Job eine große Rolle. Schauen wir uns eine Methode in einem Beispiel an, die dir genau dabei hilft – die Nutzwertanalyse.
Im Artikel „Fundierte Entscheidungen treffen mit der Nutzwertanalyse“ hast du schon gelernt, was die Nutzwertanalyse ist und wo du sie besonders gut anwenden kannst. Hier schauen wir uns nun Schritt für Schritt an, wie die Nutzwertanalyse am Beispiel funktioniert. Wenn du momentan eine Entscheidung treffen musst, kannst du gerne Schritt für Schritt mit deinem Beispiel mitmachen.
Die Nutzwertanalyse zur Bewertung und Entscheidungsfindung
Die Nutzwertanalyse ist eine Methode zur systematischen Bewertung und Auswahl von Alternativen, die nicht nur auf quantifizierbare Faktoren wie Kosten basiert, sondern auch qualitative Kriterien berücksichtigt. Sie wird häufig als Scoring-Modell eingesetzt, um Entscheidungen zu treffen, bei denen mehrere Optionen mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen gegeneinander abgewogen werden müssen. Durch die Gewichtung verschiedener Kriterien ermöglicht die Nutzwertanalyse eine objektive und nachvollziehbare Entscheidung, die sich an den spezifischen Zielen und Prioritäten orientiert. Dies macht sie besonders sinnvoll, wenn komplexe Entscheidungen anstehen, bei denen nicht nur finanzielle, sondern auch strategische und qualitative Aspekte berücksichtigt werden müssen.
Das Beispiel im Überblick
Ein Unternehmen hat sich auf Fitness-Armbänder spezialisiert und will mit innovativen Features den Massenmarkt erobern. Doch welches Produkt soll als Nächstes auf den Markt gebracht werden? Worauf kommt es wirklich an? In den folgenden Abschnitten erfährst du alles über das genaue Vorgehen.
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Festlegung der Alternativen bzw. Entscheidungsvarianten
Der erste Schritt ist wahrscheinlich der einfachste. Schreibe zunächst auf, welche Varianten bzw. Entscheidungsalternativen du hast. Das können nur zwei sein oder aber auch mehr. Allerdings solltest du nicht mehr als 5 Alternativen in eine Nutzwertanalyse packen, weil sonst die nachfolgenden Schritte schnell zu komplex werden.
Wir halten es mal nach dem Motto „Keep it simple“ und arbeiten in diesem Beispiel mit 2 Alternativen:
- Wir müssen uns entscheiden, ob lieber das Fitnessarmband „Multisport 100“ oder die Alternative „Rowing Extreme XCS“ entwickelt werden soll.
- Die Möglichkeit 1 „Multisport 100“ ist eher massentauglich, die Möglichkeit 2 „Rowing Extreme XCS“ dagegen eine sehr innovative Uhr speziell für Ruderer.
Innovativ oder massentauglich? Keine leichte Entscheidung.
Deine Entscheidungsalternativen packst du in die Kopfzeile einer Tabelle. Das kann dann so aussehen:
Definition von Bewertungskriterien
Jetzt wird es schon etwas anspruchsvoller. Lass dir bei diesem Schritt gerne Zeit, denn hier legst du fest, woran du deine Entscheidungen bewerten möchtest. Stell dir die Frage: „Woran kann ich messen, dass die Alternative gut ist?“. Schreibe hier auf, welche Kriterien du in deine Bewertung reinpacken möchtest. Achte dabei darauf, dass sich die Kriterien nicht überlappen (z. B. Kosten anstatt Herstellkosten und Materialkosten) und es max. 10 Kriterien sind.
Bei unseren 2 Fitnessarmbändern haben wir uns 4 Kriterien herausgesucht. Diese Kriterien schreibst du in die jeweiligen Zeilen deiner Tabelle:
Hinter jedes Kriterium kannst du schreiben, was der Idealzustand ist. Im Beispiel: Der Innovationsgrad sollte möglichst hoch sein, wohingegen die Herstellkosten natürlich eher niedrig sein sollten.
Gewichtung der Bewertungskriterien
Im nächsten Schritt des Beispiels für die Nutzwertanalyse füllen wir die Spalte daneben – den Gewichtungsfaktor. Du musst dir dazu nur deine Kriterien ansehen und entscheiden, welche dir wichtiger sind als andere. Im Beispiel spielt es also eine größere Rolle, dass das Produkt massentauglich ist als die Time-to-Market. Dabei kannst du gern wie hier mit einer 100 %-Skala arbeiten oder aber auch mit einer 1-n Skala – je nachdem wie viele Kriterien du hast.
Lass dir gerne Zeit bei diesem Schritt. Damit legst du nämlich die Basis für die spätere Bewertung.
Festlegung des Bewertungsmaßstabs
Jetzt geht’s gleich ans Punkte vergeben – der Spaß an der ganzen Geschichte! Dafür musst du nur noch entscheiden, auf welcher Skala du Punkte vergeben möchtest. Das kann klassisch von 1 (schlecht) bis 5 (sehr gut) sein oder auch von 1-10, falls du detaillierter vorgehen möchtest. Abraten würden wir von Skalen, die größer sind, also z. B. 1-100. Damit machst du dir das Leben unnötig schwer und es bringt kein genaueres Ergebnis.
Bewertung der Alternativen
Jetzt geht’s ans Eingemachte. Wie gut erfüllen die einzelnen Alternativen deine Kriterien? Das ist keine Wissenschaft – du darfst hier gerne aus deiner Erfahrung heraus schätzen.
In unserem Beispiel haben wir die beiden Fitnessarmbänder so bewertet:
Die Rowing Extreme XSC hat also einen sehr hohen Innovationsgrad, dafür aber eine lange Time-to-Market, eher hohe Herstellkosten und ist nicht massentauglich.
Summierung und Auswahl
Jetzt sind wir gleich am Ende. Dein letzter Schritt ist reine, einfache Mathematik. Hier wird zunächst deine Gewichtung mit deiner Bewertung in den einzelnen Zeilen multipliziert. Im Beispiel für das Kriterium Innovationsgrad:
- 0,25 * 2 = 0,5
- 0,25 * 5 = 1,25
Wenn du das geschafft hast, sollte deine Tabelle ca. so aussehen
Letzter Schritt: Ermittle den Gesamtnutzen und summiere die Spalten deiner Entscheidungsalternativen auf. Die Alternative mit dem höchsten Gesamtnutzen gewinnt und ist die beste Alternative.
Im Beispiel:
- Multisport 100: 0,5 + 0,4 + 0,75 + 2 = 3,65
- Rowing Xtreme XCS: 1,25 + 0,1 + 0,5 + 0,4 = 2,25
Ergebnis: Das Beispiel für die Nutzwertanalyse sagt uns, dass unter diesen Kriterien die Multisport 100 entwickelt werden sollte, da wir hier eine höhere Punktzahl haben.
Was ist bei dir herausgekommen? Stimmt dein Ergebnis mit deinem ersten Bauchgefühl überein? Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Du musst dem Ergebnis nicht zwanghaft folgen. Es ist aber eine sehr gute Hilfestellung. Dir können auch im Nachgang noch weitere Punkte einfallen oder du diskutierst das Ergebnis einfach mal offen in einem Team.
Fazit
Wenn du eine systematische Entscheidungshilfe brauchst, bist du bei der Nutzwertanalyse genau richtig. Egal ob im Job oder privat – die Nutzwertanalyse ist ein universelles Tool, was du jetzt beherrschst.
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