Auf einen Blick
OKR (Objectives & Key Results) ist ein einfaches Framework für bessere Ziele. Es enthält sowohl, _was_ erreicht werden soll (Objectives) und _wie_ die Erreichung gemessen werden soll (Key Results). OKR enthält Ablaufe für den Prozess von Zielsetzung und -Reviews und beschreibt, wie Ziele regelmäßig gesetzt, überwacht und angepasst werden können.
SMARTe Ziele, Unternehmensvisionen, KPIs, strategische Maßnahmen – und nun kommt mit OKR noch ein neues Werkzeug zum Setzen von Zielen um die Ecke? OKR ist ein „heißes Thema“ – und das nicht ohne Grund. Eingesetzt von Technologie-Riesen wie Google, Twitter, LinkedIn sowie anderen Großkonzernen wie Walmart und der ING Bank muss an dem Thema etwas dran sein – und genau deshalb schauen wir in diesem Artikel näher hin.
Disclaimer: Ab und zu erhalten wir Rückmeldungen über zu viele englische Begriffe in unseren Inhalten. In diesem Artikel wimmelt es von Anglizismen und nein: Wir werden Objectives, Key Results und weitere Begriffe nicht übersetzen, sondern die gebräuchlichen Varianten verwenden.
Dieser Artikel ist Teil 1 der Serie über OKR. Du willst mehr erfahren? Dann schau gern in die anderen Teile rein:
Teil 1: OKR – Objectives and Key Results: Mehr als nur Ziele (Grundlagen)
Teil 2: Der OKR-Zyklus: Ziele optimal im Jahresverlauf definieren und nachverfolgen
Teil 3: So funktionieren OKR im Projektmanagement
Teil 4: OKR, KPI, SMART & MBO: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Was ist OKR?
Objectives & Key Results ist ein Framework zur Zielsetzung, eine Planungsmethode und ein Werkzeug zur strategischen Ausrichtung. Es wird häufig unternehmensweit eingesetzt, eignet sich aber auch für Unternehmensbereiche, Abteilungen, Teams oder sogar für das persönliche Selbstmanagement.
OKR überzeugt nicht durch bahnbrechend Neues – stattdessen packt es bewährte Konzepte in ein Framework, einen gemeinsamen Rahmen, und vereinfacht und organisiert den schwierigen Prozess von Zielsetzung und -Reviews. Kurz gesagt: Mit OKR werden messbare Ziele definiert und in regelmäßigen Abständen gemessen und überarbeitet – meist quartalsweise.
Wo kommt OKR her?
Schon mal von „Management by Objectives“ gehört? Bestimmt: Schon 1954 hat der Management-Guru Peter Drucker darüber gesprochen. Um 1970 wurde daraus OKR von den US-Amerikanern Andy Grove und John Doerr entwickelt – bei keinem geringeren Konzern als Intel. Ein paar Jahrzehnte vorgespult: Google implementierte OKR 1999 in seinem allerersten Jahr – und wendet es bis heute an.
Der Aufbau von OKR
Aber jetzt mal Klartext: Was macht dieses magische System aus, das einen Konzern wie Google zu einem Marktgiganten gemacht hat? Die Antwort ist überraschend simpel: OKR beantwortet nicht nur die Frage, was erreicht werden soll, sondern auch wie die Zielerreichung gemessen wird. John Doerr hat hierfür folgende Formel entwickelt:
I will (Objective) as measured by (this set of Key Results).
„Measured by“ ist der Knackpunkt: Erst die Messbarkeit macht eine Idee zu einem Ziel. Ist ein Ziel nicht messbar, ist es nicht mehr als ein Wunsch. Nicht umsonst kommt dem „M“ in der SMART-Formel eine so große Bedeutung zu. Schauen wir mal genauer auf die einzelnen Bestandteile:
Objectives
Mit Objectives (Zielen) beschreibst du, was du erreichen willst. Sie sollten kurz, inspirierend und motivierend sein – eine spannende Herausforderung.
Beispiel: Wir sind die bekannteste Marke im Bereich veganer Sportgetränke. (formuliert als Zustand, der erreicht werden soll)
Key Results
Den Knackpunkt habe ich bereits erwähnt: Messbarkeit. Mit Key Results schaffst du Kennzahlen, anhand derer du messen kannst, wie weit du mit deiner Zielerreichung gekommen bist. Häufig werden einem Objective 2-5 Key Results zugewiesen.
Beispiele (fortgeführt von oben):
- Unsere Social-Media-Anhängerschaft wächst um 100%.
- Unser direkter Website-Traffic wächst um 50%.
- Unser Earned Media Value liegt um 50% über unserem stärksten Mitbewerber.
Wichtig: Messbare Werte, Zahlen. Ein schönes Zitat:
“If it does not have a number, it is not a Key Result.”
Marissa Mayer, frühere Google Top-Managerin
Initiatives
Obwohl keiner der Hauptbestandteile von OKR, spielen in vielen Implementierungen Initiatives eine Rolle. Die Frage lautet: Wie können wir die gewünschten Key Results erreichen? Im Gegensatz zu Key Results werden keine Zielzustände beschrieben, sondern Maßnahmen, mit denen die Erreichung am wahrscheinlichsten ist. Initiatives können einzelne Aufgaben oder Projekte sein.
Beispiele (fortgeführt von oben):
- Social Media-Agentur engagieren
- Influencer-Kampagnen durchführen
Beispiele für OKR
Ein Beispiel haben wir schon, doch auch abseits veganer Sportgetränke sind OKR einsetzbar:
Objective | Key Results |
---|---|
Der beliebteste Online-Shop für Auto-Ersatzteile werden | 90 Millionen Euro Umsatz in diesem Jahr erreichen |
Den Verkauf von Zahnzusatzversicherungen erhöhen | Den Verkauf von Zahnzusatzversicherungen um 20% im Vergleich zum Vorjahr in der Altersgruppe 25-34 erhöhen |
Wasserdichte Datenschutzprozesse unternehmensweit | 2 unterschiedliche Experten engagieren und interne Standards definieren lassen Alle Abteilungen erreichen eine Punktzahl von mindestens 9,5 im Review |
Launch eines neuen Online-Systems für Energiesparen im Haushalt | Über 1 Million Anmeldungen für die kostenlosen Inhalte Mindestens 10 Erwähnungen in nationalen Medien Trial/Paid-Ratio liegt über 50% |
Anzahl der Burger-Filialen erhöhen | 30 neue Franchise-Kandidaten bis Ende Mai eingeladen 15 der Franchise-Kandidaten engagiert und geschult bis Ende August 10 Vertragsunterzeichnungen bis Ende September 10 neue Streetfood-Filialen bis Ende November eröffnet |
Das Muster wird deutlich: Ein großes und übergreifendes Ziel wird in messbare Bestandteile heruntergebrochen. Je besser das gelingt, desto leichter können sie geprüft werden, desto transparenter werden sie für alle Beteiligten und desto sichtbar wird, auf welchen Aktivitäten der Fokus liegen sollte.
Vorteile von OKR
Klingt spannend? Dann lies weiter, denn die wirklichen Vorteile überzeugen:
- Fokus: Durch klare Ziele wird der Fokus auf die wichtigsten Themen gelenkt: Helfen unsere Projekte wirklich, die Ziele zu erreichen? Priorisiere ich meine Arbeitszeit richtig?
- Gleiche Ausrichtung: Einer der Hauptvorteile von OKR! Wenn alle die Richtung kennen, Prioritäten in einem regelmäßigen Zyklus gesetzt werden – dann werden Ressourcen effizient eingesetzt.
- Engagement: OKR sollten nicht „von oben“ vorgegeben werden. Stattdessen definieren Abteilungen oder Teams ihr OKR in einer Weise, die der Erreichung der übergeordneten OKR dienen – was das persönliche Engagement erhöht.
- Klare Kommunikation: OKR sind für alle transparent und helfen dabei, die Ziele und Prioritäten zu erkennen – sowohl für die Organisation als auch persönlich.
- Ein Fokus auf Ergebnisse: Viele Unternehmen erleben, wie Mitarbeiter sich mehr auf Ergebnisse als auf das Abhaken von Aufgaben konzentrieren. Nicht „Was habe ich erledigt?“ sondern „Wie trägt meine Arbeit zur Erreichung der Ziele bei?“
- Motivation: Im Rahmen von OKR werden oft sehr ambitionierte Ziele definiert (Stretch Goals, Rooftop Goals, Moonshot Goals). Spannend: Selbst wenn unerreichbare Ziele definiert werden, motivieren diese alle Beteiligten.
- Business Impact: OKR liegt im Trend, und das nicht ohne Grund. Eine Vielzahl von Untersuchungen zeigt, das Unternehmen mit einem funktionierenden OKR-Prozess leistungsfähiger sind und mehr verkaufen. Eine Übersicht über interessante Untersuchungen findest du hier: https://www.perdoo.com/resources/roi-goal-management/
Fazit
OKR ist ein effektives Werkzeug zur Formulierung von messbaren Zielen. Richtig eingesetzt hilft es Teams und Organisationen, Erfolgskriterien zu definieren und allen zugänglich zu machen. Dies motiviert, fokussiert auf das Wesentliche und sorgt für eine einheitliche Ausrichtung alle Beteiligten. Objectives sind große, ambitionierte Ziele; Key Results sind messbare und herausfordernde Kriterien, anhand derer die Zielerreichung geprüft werden kann – und das nicht nur im Projektmanagement.