Auf einen Blick
Die Matrixorganisation im Projekt ist eine Organisationsstruktur, bei der Mitarbeiter sowohl in ihren Abteilungen als auch projektbezogen arbeiten. Dabei sind sie sowohl der Abteilungs- als auch der Projektleitung unterstellt. Diese Organisationsform ermöglicht einen flexiblen Zugriff auf Ressourcen, kann allerdings auch zu hohem Abstimmungsaufwand und unklaren Prioritäten führen.
Stell dir vor, in deinem komplexen Projekt benötigst du Expertenwissen aus verschiedenen Abteilungen. Doch wie bringst du diese Spezialisten zusammen, ohne die Abteilungsstrukturen im Unternehmen zu verändern? Vermutlich kennst du bereits die Antwort: Die beliebte Matrixorganisation kann die Lösung sein!
Matrixorganisation: Eine Definition
Die Matrixorganisation ist die in der Praxis vermutlich am häufigsten angewendete Organisationsstruktur für Projekte. Hierbei sind Teammitglieder zeitgleich mehreren Vorgesetzten unterstellt: Die Mitglieder des Projektteams verbleiben in ihren Fachabteilungen und stehen dem Projekt zu einem gewissen Prozentsatz zur Verfügung.
Die Führungskraft der Abteilung übt weiterhin das disziplinarische Weisungsrecht und das fachliche Weisungsrecht für Linienaufgaben aus, während die Projektleitung über fachliches Weisungsrecht für die Projektinhalte verfügt. Die Matrixorganisation ist eine spezielle Form des Mehrliniensystems.
Abteilungsleitung | Projektleitung | |
---|---|---|
Disziplinarisches Weisungsrecht | Entscheidet über Beurteilung, Urlaub, Gehalt und andere personalpolitische Themen | Hat kein disziplinarisches Weisungsrecht |
Fachliches Weisungsrecht | Übt Weisungsrecht für Routineaufgaben der Linienorganisation aus | Übt Weisungsrecht für Aufgaben im Rahmen des Projekts aus |
Beispiel:
In einem Technologieunternehmen wird ein neues Produkt entwickelt. Zwei Mitarbeiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung stehen zu jeweils 50 % dem Projekt zur Verfügung. Während der Projektlaufzeit berichten sie sowohl an ihren Projektleiter als auch an ihren regulären Vorgesetzten, was ihre Aufgaben im Tagesgeschäft betrifft.
Exkurs: Organisationsstrukturen im Projektmanagement
Ein kleiner Exkurs: Um die Matrixorganisation noch besser zu verstehen, werfen wir einen kurzen Blick auf die anderen gängigen Organisationsstrukturen:
- Reine (autonome) Projektorganisation: In dieser Organisationsform sind die Teammitglieder ausschließlich für das Projekt tätig und werden aus der regulären Organisation ausgegliedert. Die Projektleitung übt hier während der Projektlaufzeit sowohl das fachliche als auch disziplinarische Weisungsrecht aus – – eine klare Hierarchie ohne zwei Vorgesetzte.
- Einflussorganisation / Stabsorganisation: Bei der Einflussorganisation hat die Projektleitung weder fachliche noch disziplinarische Weisungsbefugnis und oft kein festes Projektteam. Trotz dieser scheinbaren Einschränkungen kann diese Organisationsform sinnvoll sein: Typischerweise werden solche Projekte von der Geschäftsleitung oder einer hochrangigen Abteilung unterstützt, wodurch der Projektleiter diesen Einfluss nutzen kann, um das Projekt voranzutreiben und Unterstützung von wichtigen Funktionen zu erhalten.
Die folgende Tabelle zeigt die Organisationsformen im Vergleich:
Merkmal | Matrixorganisation | Reine Projektorganisation | Einflussorganisation |
---|---|---|---|
Zuordnung der Mitarbeiter | Teilzeit im Projekt und in der Fachabteilung | Vollzeit im Projekt | Teilzeit im Projekt und in der Fachabteilung |
Weisungsbefugnis | Projekt- und Abteilungsleitung (doppelte Berichtslinie) | Projektleitung | Abteilungsleitung |
Vorteile | Hohe Flexibilität, Know-how-Bündelung aus verschiedenen Abteilungen | Klare Verantwortungsstrukturen, hohe Identifikation mit dem Projekt | Nutzung von Fachwissen aus den Abteilungen, Projektorganisation kann schnell eingerichtet und aufgelöst werden |
Nachteile | Gefahr von Konflikten durch doppelte Berichtslinie | Hoher Aufwand bei der Wiedereingliederung, Wissensaustausch mit Fachabteilungen oft schwierig, Abteilungsleiter können ihre Mitarbeiter verlieren | Der Projektleiter verfügt über keine direkten Weisungsrechte, Maßnahmen sind manchmal schwierig durchzusetzen |
Vorteile und Nachteile der Matrixorganisation
Warum ist die Matrixorganisation so beliebt und weit verbreitet? Sie hat ganz einfach eine Reihe von Vorteilen:
Vorteile:
- Bessere Nutzung von Spezialisten: Durch die flexible Zuordnung von Mitarbeitern zu Projekten können Unternehmen ihr Fachwissen optimal nutzen. Die Projektleitung hat leichten Zugriff auf Expertise aus verschiedenen Bereichen.
- Optimale Nutzung von Ressourcen: Teammitglieder werden aktuell im Projekt nicht benötigt? Kein Problem – in der regulären Linientätigkeit gibt es sicher genügend zu tun.
- Bessere Kommunikation zwischen Abteilungen: Durch interdisziplinäre Projektteams kann Wissen aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen besser ausgetauscht werden – es gibt schlichtweg mehr Schnittstellen.
- Höhere Mitarbeitermotivation: Die Mitarbeit in Projekten kann für Mitarbeiter motivierend sein und ihre Kompetenzen erweitern.
- Wiedereingliederung entfällt: Nach Projektende müssen die Teammitglieder nicht wieder in die reguläre Organisation eingebunden werden, da sie auch während der Projektlaufzeit in ihren Abteilungen tätig waren.
A matrix organizational design combines the benefits of functional and project forms, allowing organizations to innovate products and maintain competitive position while achieving high technical sophistication.
Jay R. Galbraith, 1971 (Quelle)
Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt. Auch die Matrixorganisation bringt ein paar Nachteile mit sich:
Nachteile:
- Komplexität: Die Matrixorganisation kann zu komplexen Strukturen und unklaren Verantwortlichkeiten führen.
- Erhöhter Koordinationsbedarf: Wer ist wann wofür tätig? Die Abstimmung zwischen Projektteams und Abteilungen erfordert einen hohen Koordinationsaufwand.
- Konflikte: Welche Anweisungen haben gerade Vorrang? Die doppelte Unterstellung kann zu Konflikten zwischen Projekt- und Abteilungsleitern führen.
- Doppelte Berichterstattung: Wenn viel koordiniert und dokumentiert werden muss, kann dies zu Effizienzverlust führen.
Misaligned goals, unclear roles, untimely decision-making, and silo-focused employees are four interpersonal challenges that impede matrix performance.
Thomas Sy et al., 2004 (Quelle)
Matrixorganisation in Unternehmen
Bisher sind wir im Artikel primär auf die Matrixorganisation im Rahmen des Projektmanagements eingegangen. Doch auch für das Gesamtunternehmen wird die Matrix als dauerhafte Organisationsstruktur genutzt. Hier zeichnet sich die Organisation ebenfalls durch eine mehrdimensionale Struktur aus, in der Mitarbeiter gleichzeitig mehreren Vorgesetzten unterstellt sind. Dies steht im Gegensatz zur eindimensionalen Linienorganisation, in der Mitarbeiter nur einen Vorgesetzten haben.
Beispiel:
In der Grafik kann ein Mitarbeiter zum Team „Produktion für Produkt 2“ gehören. Das Team fungiert als Schnittstelle zwischen den Bereichen „Produktion“ und „Produkt 2“ und kann Weisungen von jeweils zwei übergeordneten Matrixeinheiten erhalten.
Fazit
Die Struktur der Matrixorganisation ist einfach: Es wird in einem Mehrliniensystem gearbeitet, bei dem Stellen oder Mitarbeiter Weisungen von zwei übergeordneten Instanzen oder Vorgesetzten erhalten können.
Die Nachteile einer Matrixorganisation sind der erhöhte Abstimmungsbedarf und mögliche Konflikte bei der Priorisierung von Aufgaben. Diese Nachteile werden allerdings durch die Vorteile der Matrixorganisation wieder aufgewogen: In Projekten kann flexibel auf Ressourcen der Fachabteilungen zugegriffen werden, ohne dass die Standard-Struktur des Unternehmens angefasst werden muss.
Als Projektmanager ist es wichtig, die Herausforderungen der Matrix zu kennen, um mit aktiver Kommunikation möglichen Konflikten entgegenzuwirken.