Auf einen Blick
Im Design Thinking haben sich unterschiedliche Prozesse herausgebildet, die jedoch ähnlichen Prinzipien folgen. Sie bestehen aus mehreren Schritten, werden nicht linear durchlaufen und beinhalten eine Mischung aus divergentem und konvergentem Denken. In diesem Artikel wird der Design-Thinking-Prozess der d.school näher beleuchtet. Dieser besteht aus den fünf Phasen Empathize, Define, Ideate, Prototype und Test.
Im vorigen Artikel hast du schon einiges über die Grundlagen von Design Thinking erfahren – heute wird es konkreter. Nehmen wir mal an, du sollst ein Design-Thinking-Projekt aufsetzen, wie gehst du dann vor? Praktischerweise gibt es eine klare Anleitung, an der du dich entlang hangeln kannst – einen Design-Thinking-Prozess.
Wobei … im Grunde gibt es sogar mehrere.
Es gibt nicht den einen Design-Thinking-Prozess
Falls du jetzt dachtest, es gäbe nur den einem Prozess, müssen wir dich leider enttäuschen. Seit den späten 1960er Jahren haben sich verschiedene Schulen und Ansätze entwickelt, die jeweils einen eigenen Prozess nutzen und dabei zwischen 3 und 9 unterschiedliche Phasen durchlaufen:
Prozess | Phasen |
---|---|
d.school | Empathize, Define, Ideate, Prototype, Test |
Deutsche Telekom | Understand, Ideate, Create, Develop, Rollout |
ideo | Discovery, Interpretation, Ideation, Experimentation, Evolution |
Darden School | What is? What if? What wows? What works? |
IBM | Observe, Reflect, Make |
Diese Prozesse klingen auf den ersten Blick sehr unterschiedlich, haben jedoch folgende Gemeinsamkeiten:
- Alle Prozesse bestehen aus mehreren Schritten.
- Sie werden nicht linear durchlaufen, sondern iterativ und mit Rückschritten auf vorige Schritte.
- Sie beinhalten eine Mischung aus konvergentem und divergentem Denken.
Divergentes und konvergentes Denken? Darüber gibt es bereits hier beim Thema Kreativität Informationen. Ein kleiner Exkurs ist hier angebracht, um den Design-Thinking-Prozess besser zu verstehen.
Exkurs: Konvergentes und divergentes Denken
Der Persönlichkeits- und Intelligenzforscher Joy Paul Guilford hat die Bezeichnungen für zwei verschiedene Arten des Denkens geprägt:
- Divergentes Denken: In dieser Denkweise werden viele Ideen und Lösungsansätze gesucht und dabei möglichst frei, unsystematisch, spielerisch und experimentierfreudig gedacht. Typische Stichworte: Du denkst “über den Tellerrand” oder “out of the box”.
- Konvergentes Denken: Dieses Denken wird auch als „gleichgerichtetes“ Denken bezeichnet, das auf eine möglichst genaue Lösung oder richtige Antwort abzielt. Hier wird systematisch, rational-logisch und planmäßig gedacht.
Im Design-Thinking-Prozess wird diese Tatsache berücksichtigt und beide Denkweisen in unterschiedlichen Phasen abwechselnd eingesetzt.
Keine Lust mehr auf ausgelutschte Ideen?
Wann immer Prozesse oder Produkte optimiert oder neu gedacht werden müssen, stehen Out-of-the-Box-Denken und strukturiertes Problemlösen auf der Tagesordnung. Design Thinking ist eine genial-einfache Methodik mit der idealen Kombination aus agilem Mindset, kreativ-intuitivem Vorgehen und robustem Prozess. Das interaktive Praxis-Programm schafft den entscheidenden Vorteil, wenn es dir auf echte Innovationen und maßgeschneiderte Problemlösungen ankommt. In fokussierten Micro-Learning-Modulen erhältst du alle Werkzeuge, um eigene Design-Thinking-Projekte durchzuführen.
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Der Design-Thinking-Prozess der d.school
In diesem Artikel betrachten wir den Prozess der Standford d.school näher. Die seit 2005 als „Hasso Plattner Institute of Design“ bekannte Einrichtung ist die Heimat von einigen der prominentesten Vordenker im Design Thinking, so auch Terry Winograd, Larry Leifer und David Kelley. Diese haben einen Prozess aus fünf Phasen geprägt:
- Empathize
- Define
- Ideate
- Protoype
- Test
Schauen wir mal genauer hin, was es mit diesen Phasen auf sich hat.
Empathize
Ganz am Anfang steht die Empathize-Phase – hier geht es um Empathie bzw. Einfühlungsvermögen.
Warum ist das so wichtig? Ganz einfach: In vielen Projekten werden vorschnell Lösungen favorisiert, ohne die wichtigsten Beteiligten bzw. Betroffenen wirklich zu verstehen, nämlich die Kunden, Anwender, Nutzer oder auch beteiligte oder betroffene Mitarbeiter.
In dieser Phase des Design-Thinking-Prozesses werden daher folgende Fragen gestellt:
- Wer sind die Nutzer? (So nennen wir die Betroffenen ab jetzt.)
- Was benötigen diese genau?
- Was sind deren Erwartungen an das Produkt, den Prozess oder die Dienstleistung?
- Mit welchen Herausforderungen und Problemen sind die Nutzer konfrontiert?
In dieser Phase verbringst du viel Zeit damit, dich in echte Nutzer hineinzuversetzen oder dich direkt mit ihnen auszutauschen. Dafür gibt es eine Reihe bewährter Methoden, wie zum Beispiel Interviews, Video-Dokumentationen oder auch das Hineinschlüpfen in die Rolle des Nutzers.
Stell dir vor, du könntest so richtig in die Erfahrung des Nutzers oder Kunden eintauchen: So gelingt es dir, deine eigenen Annahmen beiseite zu schieben und offen für neue Erkenntnisse und andere Perspektiven zu sein.
In dieser Phase dominiert das divergente Arbeiten: Es wird breit gedacht und große Mengen an Informationen gesammelt.
Define
In dieser zweiten Phase des Design-Thinking-Prozesses definierst du das konkrete Nutzerproblem, das im Projekt gelöst werden soll.
In der vorigen Phase hast du eine gute Basis gelegt – es gibt eine große Menge an Daten und Informationen aus der Empathize-Phase. Diese Informationen werden nun sortiert und strukturiert:
- Welche wiederkehrenden Themen und Muster gibt es?
- Welche Nutzerbedürfnisse und Herausforderungen tauchten immer wieder auf?
Oft ergibt sich ein klares Bild, aus dem das sogenannte „Problem Statement“ abgeleitet wird. In diesem wird präzise und „auf den Punkt“ das Nutzerproblem formuliert, das in diesem Projekt gelöst werden soll.
In dieser zweiten Phase dominiert also das konvergente Denken: Breite und umfassende Informationen werden auf eine klar formulierte Problemstellung eingedampft.
Ideate
Eine klare Problemstellung ist gut – Ideen zur Lösung sind besser! In dieser dritten Phase dreht sich alles darum, schlaue Ideen zu sammeln.
Es wird bewusst frei gedacht: Alle Beteiligten werden dazu ermutigt, vom Standard abzuweichen, neue Blickwinkel zu erkunden und über den Tellerrand zu schauen. Der Grundansatz: Masse statt Klasse.
Du merkst schon: Hier sind wir wieder divergent. Der Prozess wird breiter, es gibt (hoffentlich) viele Ideen. Aber welche ist nun die richtige, die das Problem am besten löst? Um die Favoriten auszuwählen, muss getestet werden.
Damit kommen wir schon zur nächsten Phase:
Prototype
Hier geht es um Prototypen! Ein Prototyp ist eine verkleinerte, vereinfachte oder vorläufige Version eines Produkts oder einer Funktion.
Prototypen können komplett unterschiedlich aussehen: Das kann ein einfaches Papiermodell sein, aber auch ausgefeilte Diagramme, klickbare Websites oder sogar begehbare Kulissen sind möglich.
Die Arbeitsweise ist hier wieder konvergent: Nur eine oder wenige Ideen werden als Prototyp umgesetzt.
In dieser Phase verwandelst du Ideen in etwas Greifbares, das an echten Nutzern getestet werden kann. Stichwort „Test“ – schon geht es zur fünften und letzten Phase.
Test
In dieser Phase des Design-Thinking-Prozesses werden die Prototypen getestet. Du stellst sie echten Nutzern vor und findest heraus, wie sie damit interagieren. Auf diese Weise kannst du früh Feedback sammeln und herausfinden, ob alles so funktioniert, wie ihr es euch gedacht habt. Du wirst schnell feststellen, an welchen Stellen es Probleme gibt.
Irgendetwas funktioniert noch nicht so richtig? Kein Problem: Du springst einfach zurück zur Empathize- oder Ideate-Phase. Die Phasen werden so lange durchlaufen, bis ihr mit einem guten Gefühl das Projekt ausrollen oder das Produkt auf den Markt bringen könnt.
Fazit
Selbst wenn es nicht den einen Design-Thinking-Prozess gibt: Sie alle nutzen ein ähnliches Prinzip.
In den Nutzer hineinversetzen, das Problem messerscharf definieren, Ideen zur Lösung sammeln, diese als Prototyp testen: Der Design-Thinking-Prozess führt dich zu einer Lösung, die nicht nur auf dem Papier gut klingt, sondern auch vom Nutzer oder Kunden akzeptiert wird. Er verläuft nicht linear, sondern sollte flexibel betrachtet werden: Rücksprünge in frühere Phasen sind ausdrücklich erwünscht, um das optimale Ergebnis zu entwickeln.
Klingt einfach? Ist im Detail aber herausfordernd. Je nach Problemstellung, Branche und Möglichkeiten steht für die einzelnen Phasen des Design-Thinking-Prozesses eine Vielzahl von Methoden zur Verfügung. Wie all das funktioniert, lernst und trainierst du in unserem Kurs:
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