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Artikel: Produkt-Roadmap erstellen - Eine Anleitung mit Beispiel

Produkt-Roadmap erstellen: Die Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Beispiel

Auf einen Blick

Du hast dich entschieden, eine Roadmap zu einem Produkt, einer Dienstleistung oder einem Unternehmen zu erstellen? Dann kannst du dir hier 5 Schritte inklusive Beispiel zur Erstellung deiner Roadmap ansehen.

Im Artikel „Roadmapping: Was und wofür? Ein kompakter Überblick“ hast du bereits kennengelernt, wofür Roadmaps gut sind, aus welchen Bestandteilen sie bestehen und welche Vorteile sie haben. In diesem Artikel steigen wir tiefer ein: Jetzt werden wir eine Roadmap erstellen!

Hinweis:
Damit es schön anschaulich wird, hangeln wir uns an einem konkreten Beispiel entlang: Ein neues Produkt soll entwickelt werden! Erinnerst du dich? Roadmaps können einen unterschiedlichen Detailgrad haben. Die Roadmap in diesem Artikel weist einen eher hohen Detailgrad auf, sodass im Anschluss direkt ein Projektplan abgeleitet werden kann. Am Ende des Artikels findest du eine alternative Roadmap für das gleiche Projekt – allerdings aus einer High-Level-Perspektive.
Falls du lieber Dienstleistungen oder die Strategie eines ganzen Unternehmen beschreiben möchtest, kannst du die Prinzipien problemlos auch darauf übertragen.

Eine Roadmap erstellen: Die Grundprinzipien

Stell dir eine Roadmap wie einen grafischen Projektplan vor:

  • Es gibt eine Zeitachse, die je nach Projektdauer nach Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren gegliedert ist.
  • Es gibt Dimensionen, die für dein Projekt relevant sind, zum Beispiel Themenblöcke wie Entwicklung, Test und Marketing.
  • In die Roadmap werden Aufgaben- oder Themenblöcke eingetragen – jeweils passend zur Zeitachse und den Dimensionen.
  • Oft sinnvoll: Trage wichtige Meilensteine oder Entscheidungstermine ein und ordne diese an den richtigen Stellen an.

Im Gegensatz zu einem grafischen Phasenplan, der im Rahmen der Projektplanung erstellt wird, ist eine Roadmap oft dynamischer und deckt einen weiteren Blick in die Zukunft ab.

1. Vision und Ziele festlegen

Roadmap erstellen: Die wichtigsten Leitlinien

Der erste Schritt ist offensichtlich und doch manchmal gar nicht so einfach: Überlege dir, was deine Vision ist – oder nutze die bestehende Vision deiner Organisation. Wenn du eine Produktentwicklung in einer Roadmap darstellen möchtest: Frage dich, was du mit diesem Produkt erreichen möchtest. Mit aller Wahrscheinlichkeit willst du damit Geld verdienen, aber das steht hier nicht im Mittelpunkt. Beantworte stattdessen folgende Fragen:

  • Welchen Nutzen hat dein Produkt?
  • Wem bringt dein Produkt etwas?
  • Was wird dadurch verbessert?

Welche Dimensionen deine Roadmap enthält, bleibt dir überlassen. In einer Produkt-Roadmap werden können zum Beispiel Planung, Entwicklung, Test und Marketing genutzt werden. Wenn zu deinen Vorhaben andere Dimensionen passen – kein Problem, passe einfach entsprechend an.

Beispiel

Rückenschmerzen

Stellen wir uns vor, du produzierst die ergonomischsten Stühle der Welt und willst jetzt eine noch bessere Variante entwickeln. Deine Vision dazu könnte lauten:

„Unser Stuhl schützt den Rücken unserer Kunden vor den langfristigen Folgen des Sitzens.“

Als Nächstes leitest du aus deiner Vision deine Ziele ab. Wie du deine Ziele am besten formulierst, kannst du hier nochmal nachlesen. Unterteile deine Ziele jetzt in kurz-, mittel- und langfristige Ziele und vergiss dabei nicht, möglichst konkret zu werden. So könnte das im Beispielprojekt aussehen:

Kurzfristiges Ziel: Umfragen und Studien zum rückenfreundlichen Stuhl wurden bis zum 31.03. durchgeführt und ausgewertet

Mittelfristiges Ziel: Erster Prototyp des rückenfreundlichen Stuhls steht bis zum 10.06. mit einem Budget von 15.000 € zur Verfügung.

Langfristiges Ziel: Mindestens 5.000 verkaufte rückenfreundliche Stühle bis Ende des ersten Quartals des Folgejahres.

So, der Plan steht! Stell dir jetzt vor, es gab ein Kick-off Meeting, in dem die Vision und die Ziele freigegeben wurden. In diesem Stadium kannst du zumindest die erste Version deiner Roadmap erstellen – auch wenn sie noch recht leer ist. Sie besteht aus einer Zeitachse und den definierten Dimensionen.

Roadmap erstellen, Schritt 1

2. Planungsschritte einfügen

Roadmap erstellen: Grundlegende Planung

Statt direkt in den inhaltlichen Teil zu springen, sollten auch grundlegende Gedanken zum Produktentwicklungsprojekt nicht vergessen werden. Überlege dir, welche organisatorischen Schritte zum Erreichen deiner Ziele nötig sind. Beispiele könnten sein:

  • Projektplan erstellen
  • Ressourcen planen
  • Budget festlegen usw.

Diese Überbegriffe landen in deiner Roadmap. Statt konkreter Inhalte (z. B. Budget 150.000€) bleibst du möglichst auf einer abstrakten Ebene. Warum? Wenn du nicht aufpasst, können Roadmaps schnell riesige Ausmaße annehmen. Damit würde die Übersichtlichkeit und so ein großer Vorteil verloren gehen.

Beispiel

Alle Planungsschritte für den Stuhl wurden auf die Zeitleiste gepackt und mit dem Review und der Entscheidung der Führungsebene verknüpft:

Roadmap erstellen, Schritt 2

Im Beispiel soll also beim Executive Review feststehen, welche Ressourcen für die Entwicklung des rückenfreundlichen Stuhls benötigt werden. Idealerweise wurde auch schon mit ersten Partnern (z. B. Materiallieferanten) gesprochen und eine Vorauswahl getroffen. Nach der Budgeterstellung werden auch Service-Themen für den rückenfreundlichen Stuhl angedacht („Was ist, wenn jemand Beschwerden hat?“, „Wie wird der Stuhl optimal beim Nutzer eingestellt?“, „Wie sehen Reklamationen aus?“).

3. Input sammeln

In diesem Schritt geht es darum, die wichtigsten inhaltlichen Aufgabenblöcke für die Produktentwicklung und den Test zu identifizieren. Doch zuerst: Beginne mit einer Recherche.

Recherche durchführen

Um deine Entwicklung sauber vorzubereiten, benötigst du einen Überblick über Marktumfeld, Technologien oder Prozesse. Keine Sorge: Kein Unternehmer oder Produktmanager hat jemals ALLE Informationen, um die perfekte Roadmap zu gestalten – Pragmatismus ist gefragt.

Um das Commitment zu erhöhen und das Team von Beginn an einzubeziehen, solltet ihr die Recherche gemeinsam durchführen. Das Motto: Mehr Köpfe entwickeln mehr Lösungen. Du kannst potentielle Kunden befragen, in Datenbanken recherchieren, Markttrends ausfindig machen oder die Konkurrenzprodukte näher ansehen.

So wurde im Beispiel des rückenfreundlichen Stuhls vorgegangen:

  • Als Persona, also als beispielhafter Nutzer dem man eine fiktive Identität gibt, wird jetzt schon Sabina festgelegt, 56 Jahre alt und als Sachbearbeiterin im Homeoffice tätig. Sie hatte schon zwei Bandscheibenvorfälle und geht regelmäßig zur Physiotherapie.
  • Es gibt 3 große Wettbewerber, die ebenfalls rückenfreundliche Stühle im Fokus haben. Allerdings wird das Design nicht als besonders ansprechend empfunden.
  • Eine Online-Umfrage hat ergeben, dass der Bedarf an rückenfreundlichen Stühlen sehr hoch ist. Allerdings werden viele Kunden vom hohen Preis abgeschreckt, und auch das Design gefällt nicht.
  • Eine technische Datenbankrecherche hat ergeben, wie ein Stuhl so gestaltet werden muss: Er muss leicht auf den individuellen Kunden einzustellen sein und besonders den Lendenbereich beim Sitzen stützen.
  • Im Design-Thinking-Workshop wurde die Idee entwickelt, dass mit dem Stuhl zusammen eine App entwickelt werden kann. Diese erinnert den Kunden alle 30 Minuten über eine Push-Nachricht oder eine Desktop-Benachrichtigung daran, kurz aufzustehen und ein paar Schritte zugehen.

Entwicklung und Test planen

Im nächsten Schritt befüllst du die zwei Dimensionen Entwicklung und Test. Dabei legst du fest, was alles getestet werden muss, wann die Tests in welchem Umfang stattfinden und wann welche Entwicklungsschritte stattfinden. Nutze Methoden wie Design Thinking oder Personas, um genau die Lösung zu entwickeln, die sich deine Zielgruppe wünscht.

Beispiel

So sieht die Roadmap nach diesem Schritt aus:

Roadmap mit allen Inhalten

4. Dimensionen vollständig befüllen

Aufgabenblöcke eintragen

Je nachdem, welche Dimensionen du für deine Roadmap definiert hast: Jetzt ist es an der Zeit, die noch leeren Felder auszufüllen. Gehe so wie bisher vor: Nutze Stichworte bzw. Überbegriffe, ordne sie auf der Zeitachse an und hinterlege wichtige Meilensteine.

Beispiel

In unserem Beispiel fehlt das Marketing als letzter inhaltlicher Schritt. Wann soll die Öffentlichkeit darüber informiert werden, dass demnächst der beste, tollste und gesündeste Stuhl der Welt auf den Markt kommt? Auf welchen Kanälen soll das Marketing laufen? Wie wir das Event zur finalen Veröffentlichung aussehen?

So sieht die finale Roadmap aus:

PowerPoint-Roadmap

5. Integrieren im Umfeld

Du könntest jetzt denken: FERTIG! Die Roadmap ist vollständig befüllt und du hast einen Überblick über alle wichtigen Schritte. Falls du allein arbeitest und eine Roadmap nur für dich als Orientierung dient – dann bist du tatsächlich fertig.

In den meisten Fällen dient die Roadmap aber nicht nur dem Entwickler als Überblick, sondern ist eine hervorragende Kommunikationsbasis für alle Stakeholder. Das trifft besonders dann zu, wenn du nicht allein alle Entscheidungen treffen kannst (z. B. Budgetfreigabe). Präsentiere die Roadmap vor dem Management, den Entwicklern, dem Vertrieb und Marketing oder auch externen Partnern.

Bonus: Roadmap aktualisieren

Einer der wichtigsten Punkte zum Schluss: Aktualisieren!

Klar wäre es toll, wenn deine Planung genau so aufgeht. Aber sind wir mal ehrlich: Welches Projekt verläuft über Monate genau so, wie es am Anfang geplant wurde? Je nachdem, welchen Zeitumfang dein Vorhaben hat: Mit dem Erstellen einer Roadmap ist es selten getan – setze dir feste Zeitpunkte zur Aktualisierung.

Beim Stuhl könnte mindestens alle 3 Monate eine Aktualisierung vorgenommen und anschließend an alle Stakeholder kommuniziert werden. Stell dir vor, der Prototyp fällt nach dem ersten Test bei Kunden negativ aus und es muss grundlegend neu gedacht werden. Dann muss sowohl das Management als auch das Marketing darüber Bescheid wissen, wie sich Ihre Planungsschritte dadurch verschieben.

Alternative High-Level-Roadmap erstellen

Bis jetzt haben wir eine Roadmap mit einem recht hohen Detailgrad erstellt – jetzt zoomen wir mal ein wenig heraus. Stell dir vor, für den rückenfreundlichen Stuhl soll eine langfristige Roadmap erstellt werden – diese könnte wie folgt aussehen:

Produkt-Roadmap erstellen aus einer High-Level-Perspektive

Du siehst: Die Zeitachse erstreckt sich über mehrere Jahre statt Monate, die Aufgabenblöcke sind grober formuliert. Diese Roadmap ist projektübergreifend:

  • Die Entwicklung der Kinder-Variante ist vermutlich ein eigenständiges Projekt.
  • Die Entwicklung der App wird in einem separaten Projekt durchgeführt.
  • Und auch eine Optimierung wie die Einführung des „Personal-Fit-Features“ kann in einem Projekt abgebildet werden.

Jedes dieser Projekte kann anschließend wieder eine eigene Roadmap erhalten. Du kannst also Roadmaps erstellen für ein einzelnes Projekt, übergreifend für eine Produktlinie oder sogar ein ganzes Unternehmen.

Fazit

Roadmaps sind zwar keine eierlegende Wollmilchsau im Rahmen der Projektplanung – aber irgendwie doch nah dran, schließlich kann du entscheiden, in welchem Detailgrad du die Roadmap erstellen möchtest und welche Informationen enthalten sein soll.

Egal, ob du eine Roadmap für ein konkretes Projekt erstellst oder grobe Themenblöcke für langfristige Planungen sammelst: Roadmaps visualisieren klar Strukturen und Abhängigkeiten auf einer Zeitachse. Sobald du beginnst, wird dir der Ablauf klarer und dir fallen wichtige Schritte, Aufgaben und Themenblöcke ein, die du sonst womöglich vergessen hättest.

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